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Die Merowinger - Zorn der Götter

Die Merowinger - Zorn der Götter

Titel: Die Merowinger - Zorn der Götter
Autoren: Robert Gordian
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mögen die Herren Gesandten des Königs Theoderich kommen – ich freue mich schon auf ihre Gesichter!«

Kapitel 2
    Als Jullus Sabaudus, prächtig herausgeputzt, am nächsten Mittag mit einem kleinen Gefolge seiner Knechte das Gut Berny erreichte und sich nach dem König erkundigte, erfuhr er erfreut, dass Chlodwig bereits von der Jagd zurückgekehrt war. Er ließ sich melden und durfte nach einer knappen Stunde das Tor passieren.
    Der wachhabende Gefolgsmann, der ihn zum König führte, machte ihn allerdings freundlich darauf aufmerksam, dass er für sein Anliegen, falls es eines gebe, einen sehr schlechten Tag gewählt habe. König Chlodwig sei übler Laune und leide außerdem unter Schmerzen. Bei der Verfolgung eines Auerochsen, den er schon fast erlegt hatte, sei er tags zuvor vom Pferde gestürzt und habe sich einen Fuß verletzt. Zu allem Unglück sei das Tier den Jägern entkommen. Darauf habe er die Jagd abgebrochen und sei noch am Abend nach Berny zurückgekehrt. Er habe auch eine sehr schlechte Nacht hinter sich.
    Unter solchen Warnungen wurde Jullus zum König geführt. Chlodwig saß am Ufer des Flüsschens, das sich unweit seines Lieblingsplatzes bei den Pferdeställen durch die Wiesen schlängelte. Man hatte ihm einen Klappstuhl so hingestellt, dass er seinen geschwollenen Fuß in das flache Wasser halten und kühlen konnte. Ursio, ein Arzt, der Gutsverwalter und ein paar andere Männer hockten bei ihm und hörten schweigend an, was er ihnen mit verdrießlicher Miene und schroffen Gesten auseinandersetzte. Jullus wagte nicht, ihn zu unterbrechen, und blieb in einigem Abstand stehen, während der Wachhabende sich zurückzog.
    Der König beschwerte sich über sein Jagdgefolge, das ihn, seiner Meinung nach, im entscheidenden Augenblick im Stich gelassen hatte. Er habe dem riesigen Vieh allein gegenübergestanden und ihm auch den tödlichen Stich versetzt. Alle anderen aber, statt ihre Lanzen auf das waidwunde Tier zu schleudern, seien in wilder Panik davongestürzt. So sei ihm der Auerochse entkommen, mit dessen prächtigen Hörnern der Festsaal zur Hochzeit geschmückt werden sollte. Und bei der Verfolgung sei ihm auch noch das Missgeschick mit dem Fuß passiert. Hinkend werde er nun seine Braut ins Ehegemach führen müssen!
    Der Verwalter wagte, das Wort zu nehmen, und beteuerte, dass die Spur des flüchtigen Rindes verfolgt und dass man es aufbringen werde. Aber da wurde ihm klargemacht, solche Ungeheuer seien imstande, mit einem Speer im Leib noch halb Gallien zu durchqueren. Die Stelle, wo es sich endlich niederlegen werde, polterte Chlodwig, gehöre vielleicht noch gar nicht zu seinem Reich, und er werde sie erst mit dem Heer erobern müssen. Dazu würden ihm aber Männer fehlen, in seinem Gefolge gebe es ja nur Feiglinge …
    So ging es noch eine Weile weiter, bis der König endlich Jullus bemerkte. Er winkte ihn zu sich heran.
    »Was willst du? Was gibt es? Warum kommst du hierher? Schon wieder Ärger mit den Christianern? Es reicht mir. Davon will ich nichts hören!«
    »Du hast mir ausrichten lassen, König, ich solle mich unverzüglich nach Paris …«
    »Ach ja! Paris … Darum muss ich mich kümmern. Rikulf ist tot, ich brauche dort einen neuen Mann. Sehr dringend sogar. Aber ob du für den Posten der Richtige bist …«
    »Wir hatten vereinbart, König …«
    »Jaja, das hatten wir. Aber in diesem verdammten Paris wird eine Hand gebraucht, die das Schwert führen kann, nicht nur die Feder.«
    »Ich hab auch gelernt …«
    »Schon gut, schon gut! Wir werden sehen. Es muss ja nicht heute und morgen entschieden werden. Ebero, der jetzt Vicarius ist, könnte auch Comes werden … das ist ein alter, bewährter Haudegen. Der würde nicht lange mit dem Pariser Lumpenpack fackeln! Ich will ja Frieden mit diesem Volk, aber wenn es nun mal keine Ruhe gibt … Du könntest auch Comes in Evreux werden, dort ist es ruhiger, aber dort sitzt jetzt noch Draco. Vielleicht hole ich den in meine Palastwache. Oder willst du nach Le Mans? Wir werden schon etwas für dich finden. Sieh dir an, Jullus, was mir passiert ist. Guck dir den Fuß an. Der sieht aus wie ein Pferdehuf, wie? Ein paar Feiglinge haben mir gestern die Jagd vermasselt. Ich hätte Lust, ihnen eigenhändig die Hälse umzudrehen, und vielleicht tue ich es auch noch. Wie stehe ich jetzt vor meiner Braut da, der ich den Auerochsen versprochen habe! Was hast du da in der Hand? Was steht auf der Kuhhaut?«
    »Oh«, sagte Jullus verlegen, indem
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