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Die Merowinger - Zorn der Götter

Die Merowinger - Zorn der Götter

Titel: Die Merowinger - Zorn der Götter
Autoren: Robert Gordian
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Munde, erschrocken über seinen Verrat. Doch es war heraus und nicht mehr zurückzunehmen.
    Chlodwig tauschte einen Blick mit Ursio.
    »Warum hast du uns das nicht gleich gesagt?«, fragte Ursio. »Es hätte die Stimmung des Königs heben können. Stattdessen fängst du von Paris an und deinen eigenen Angelegenheiten.«
    »Ja, das ist eine Nachricht, die mir gefällt«, sagte Chlodwig. »Aber ist sie auch wahr? Vom wem hast du sie?«
    »Ich hörte … ich hörte, es seien Boten gekommen, die der Gesandtschaft vorausgeschickt waren.«
    »Sahst du die Boten? Sprachst du mit ihnen?«
    »Das nicht, ich … ich machte mich gleich auf den Weg.«
    Ein neuer Schrecken befiel den Referendar. Wenn es die Boten nun gar nicht gab! Wenn Audofleda und Lanthild sie nur erfunden hatten, um ihn anzutreiben? Wenn am Ende herauskam, dass er den König belogen hatte, um ihn von seinem Verdacht abzulenken?
    Jullus sah sich bereits verloren. In was hatte er sich da verstrickt! Chlodwigs Schweigen und das ekelhafte Lächeln seines Kumpans ließen ihn frösteln.
    Der König befahl ihm, sich in Berny zu seiner Verfügung zu halten. Nun glaubte der junge Aristokrat tatsächlich, die milden Sonnenstrahlen dieses Septembertages seien die letzten, die ihn wärmten, bevor es ins kalte Grab hinabging.
    Erst gegen Abend kam die Erlösung. Von Bobo abgesandt und einer fränkischen Reiterabteilung begleitet, trafen die beiden Goten in Berny ein. Chlodwig empfing sie unverzüglich. Da er aber bereits im Bilde war, ließ er sich seine Freude nicht anmerken.
    Vergebens erwarteten Audofleda und Lanthild an diesem Tag auf dem Gut der Sabauder Jullus’ Rückkehr. Am nächsten Mittag brachten Leute vom Gut die Nachricht, sie hätten gerade den König mit seinem Gefolge die Römerstraße entlangziehen sehen, wohl auf dem Rückweg nach Soissons. Und Jullus war immer noch nicht zurück.
    Mit schlimmen Ahnungen brachen die beiden Schwestern auf und erreichten auf einem Umweg gegen Abend die Residenzstadt. Als sie in den Palasthof einritten, kamen gleich mehrere Höflinge angerannt und riefen Audofleda zu, dass ihr Bruder, der König, sie ungeduldig erwarte. Da wusste sie schon, was ihr bevorstand.
    Jullus Sabaudus traf erst am dritten Tag wieder auf dem Gut seines Bruders ein. Vorher hatte er sich durch einen vorausgeschickten Knecht vergewissert, dass die Schwestern fort waren. Stolz zeigte er die vom König gesiegelte Ernennungsurkunde. Freilich hatte er darin eine Berichtigung vornehmen müssen.
    Er war nun Comes, wenn auch nicht von Paris, so doch immerhin von Le Mans.
    Übrigens sollte er sich hier schon nach kurzer Zeit des in ihn gesetzten Vertrauens würdig erweisen. Er spürte in Le Mans den jungen Rignomer auf, den Bruder von Ragnachar und Richar, dem während der Schlacht vor Cambrai die Flucht gelungen war. Da Ursios Leute den Flüchtling bereits in dieser Gegend vermutet hatten, war der neue Comes über die Angelegenheit unterrichtet und brauchte nicht erst auf einen Befehl des Königs zu warten. Er machte kurzen Prozess und ließ Rignomer hinrichten.
    Da keiner der drei Brüder Nachkommen hatte, war damit der Cambraier Zweig der Merowinger, der wichtigste nach dem Tournaier, zu Chlodwigs Zufriedenheit ausgelöscht.

Kapitel 3
    Je näher der Tag der Hochzeit rückte, desto unruhiger wurde der Diakon Chundo. Es war die Aufregung vor einer großen Bewährung, hatte er sich doch vorgenommen, an diesem hohen Festtag vor den Augen der Welt etwas Unerhörtes zum Lobe Gottes zu tun und dabei endlich aus dem Schatten zu treten, den die Heiligen der Kirche auf deren bescheidene, rastlose Diener warfen.
    Der Diakon Chundo wollte ein Wunder vollbringen. Auf den Gedanken, es zu wagen, war er durch den heiligen Avitus von Vienne gekommen. Früher hätte sich Chundo nicht einmal zu der Hoffnung verstiegen, er könnte dereinst ein Heiliger werden, geschweige denn zu der Überzeugung.
    Er hatte Remigius, seinen Bischof, in unerreichbaren Höhen gesehen. Er hatte ihn um seine Heiligkeit beneidet, sie manchmal auch ein wenig angezweifelt. Doch niemals hatte er davon geträumt, sich einmal mit ihm auf diesem Felde zu messen.
    Die Wunder, die Remigius vorweisen konnte, waren geschehen und waren anerkannt, und die Vernunft wusste für sie keine Erklärung. Chundo hielt sich zwar immer für stärker im Glauben und besser bewandert in der Heiligen Schrift – doch was nützte das? Er war kein Auserwählter des Herrn. Wunder konnte er nicht vollbringen.
    Nun aber
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