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Die Merowinger - Zorn der Götter

Die Merowinger - Zorn der Götter

Titel: Die Merowinger - Zorn der Götter
Autoren: Robert Gordian
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gefasst hatte. »Er brach sein Wort und heiratete doch noch die Gotin, obwohl er mir hundertmal versichert hatte, dass nach der Geburt unseres Kindes die Verlobung für ihn hinfällig sei. Aber Theoderich wurde Herr Italiens und konnte nun jedermann seinen Willen aufzwingen – natürlich auch meinem schwachen König. Er bestand auf der Heirat mit seiner Tochter, die immer wieder verschoben worden war. Alarich wagte keinen Widerspruch mehr. Diese Thiudigotho erschien in Toulouse an der Spitze von tausend Mann und zog ein wie eine Siegerin. Auch so kann man ein Reich erobern! Der alte Minister Leo war tot, und sie regierte nun an seiner Stelle und tat nichts, was ihr Vater nicht anordnete oder billigte. Mein armer König hatte auch sonst nicht viel Freude an ihr, und wir trafen uns immer noch heimlich, denn ich wohnte ja weiter im Palast. Doch eines Tages kam sie dahinter. Und da versuchte sie, mich zu ermorden!«
    »Es gibt Gerüchte, dass es umgekehrt war«, sagte der Bischof mit der Miene naiver Neugier. »Dass du es warst, die das Gift mischte, um es der Königin beizubringen. Durch einen Zufall seist du dabei überrascht worden.«
    »Das ist eine Lüge!«, erwiderte die Griechin heftig. Sie erschrak und dämpfte gleich wieder die Stimme. »Sie war es, die mich töten wollte! Ich kam nur davon, weil ich den Becher mit vergiftetem Mulsum, den sie mir vorsetzen ließ, versehentlich umstieß. Ein Hündchen leckte etwas von der Flüssigkeit auf und verendete gleich unter schrecklichen Zuckungen. Da behauptete sie, das Gift sei für sie bestimmt gewesen. Ich hätte heimlich die Becher vertauscht und mich dabei geirrt und beinahe selbst umgebracht. Ist das nicht unglaublich? Und dann befahl sie, mich zu verhaften und einzukerkern. Ich floh zum König. Aber der Schwächling, der meiner Liebe nicht wert war, wollte die Wahrheit nicht hören. Drei Monate lag ich – die Mutter seines einzigen Sohnes – in einem grauenvollen Verlies. Dann gelang mir mit Hilfe ergebener Diener die Flucht ins Burgunderreich.«
    »Und dort wandtest du dich gleich an Avitus?«
    »Nein, nicht gleich. Ich ging erst nach Lyon und lebte dort eine Weile unerkannt von dem, was ich unter so abenteuerlichen Umständen retten konnte … etwas Geld, ein paar Juwelen. Den Hof des Königs Gundobad mied ich. Es wimmelte ja auch dort schon von Goten. Und eines Tages … die ganze Stadt ist festlich geschmückt – und wer zieht ein? Eine Tochter des Theoderich! Diese hieß Ostrogotho und heiratete den Thronfolger Sigismund. So bekamen also auch die Burgunder ihre gotische Aufpasserin. Mir wurde das unheimlich. Ich fürchtete, man werde mich ausspionieren und nach Toulouse entführen. So floh ich mit meiner bescheidenen Habe und ein paar Dienern nach Vienne. Ich hatte vom heiligen Avitus gehört, von seiner Menschenliebe, seiner Barmherzigkeit. Endlich wollte ich auch in den Schoß unserer römischen Kirche zurück, der ich bei den Westgoten abschwören musste. So warf ich mich dem Bischof zu Füßen, und er rettete mich!«
    »Du bist jetzt also wieder eine rechtgläubige Christin«, sagte Remigius eine Spur freundlicher.
    »Rechtgläubig und zur Rache entschlossen!«, erwiderte sie mit düsterer Aufrichtigkeit.
    »Zur Rache? An wem?«
    »An einem König, der meine Liebe verriet! Der mir sein Wort brach und mir meinen Sohn nahm! Der mich einkerkern und verfolgen ließ! Der mich heimatlos und unglücklich machte! Das alles werde ich Alarich niemals verzeihen, und er wird mir dafür bezahlen müssen!«
    Hasserfüllt, mit bebender Stimme hatte sie diese Worte hervorgestoßen.
    »Mäßige dich, meine Tochter!«, sagte Remigius streng. »Du bist verbittert, weil du auch diesmal deine eitlen, hochfliegenden Pläne nicht verwirklichen konntest. Komm zur Vernunft! Wie wolltest du dich an einem König rächen! Und als Christin musst du verzeihen können.«
    »Verzeihen? Ich soll ihm verzeihen, dass er seinen und meinen Sohn dem Verderben ausliefert?«
    »Was soll das heißen?«
    »Gesalich wird sterben müssen, sobald die Gotin einen eigenen Sohn hat.«
    »Wir wollen hoffen, dass Gott der Herr eine solche Untat nicht zulässt. Bete zu ihm und versuche, Frieden zu finden. Hat mein Bruder Avitus dir das nicht auch geraten?«
    »Anfangs ja«, sagte die Griechin, die ihren Hassausbruch zu bereuen schien und ihre Beherrschung zurückgewann. »Ja, das tat er. Er schickte mich in das Nonnenkloster bei Genf. Dort sollte ich zur Besinnung kommen und auch vor Nachstellungen
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