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Die Merowinger - Zorn der Götter

Die Merowinger - Zorn der Götter

Titel: Die Merowinger - Zorn der Götter
Autoren: Robert Gordian
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mir vergeblich nachgestellt und nicht nur den Posten, sondern auch mich gewollt. Du selbst hast uns dann eines Tages berichtet, dass ihm die Flucht gelungen war. Hier bei seinen Franken war er dann endlich ein Großer, und das ist er wohl immer noch. Als ich mit Syagrius in Paris war, verlangte er dort meine Auslieferung. Und das tat er später, als wir weiter flohen, noch mehrmals. Er hat mir nicht das Geringste vorzuwerfen – doch er verfolgt mich! Ich habe Angst vor diesem Irrsinnigen. Wenn ich ihm in die Hände falle, wird er mich umbringen!«
    »Er ist nicht hier«, sagte der Bischof besänftigend. »Er hält sich irgendwo an der Grenze bei den Bretonen auf. Es scheint sogar, dass er beim König seit einiger Zeit in Ungnade ist. Du kannst dich hier vor ihm sicher fühlen.«
    »Das tue ich trotzdem nicht. Man könnte ihn verständigen. Ich bitte dich, sorge dafür, dass mich niemand wiedererkennt.«
    »Und wie soll ich das tun? Hier gibt es noch Hunderte, die sich an dich erinnern werden.«
    »So führe mich heimlich zur Königin. Ich werde hier ständig tief verschleiert gehen. Auch Chundo darf mich nicht erkennen. Der ist für mich nicht weniger gefährlich als Baddo. Er hasst mich – und übrigens auch dich. Er nannte dich immer einen Verräter unserer heiligen Kirche, weil du mit den Heiden paktiertest.«
    »Das ist mir bekannt. Ich weiß, was ich von ihm zu halten habe.«
    »Schütze mich also! Ich setze mein Leben ein, um deiner Königin einen Dienst zu erweisen. Vielleicht auch dem König – das wird sich noch zeigen. Sorge dafür, dass ich anständig unterkomme. Bedenke, ich kann nicht mehr zu den Burgundern zurück. Zu den Goten schon gar nicht. Ich vertraue dir. Du bist mir doch hoffentlich nicht mehr gram?«
    »Oh nein«, sagte der kleine Bischof gedehnt und seufzte. »Nein, keineswegs. Im Gegenteil. Ich bin sehr froh darüber, dass wir dich wiederhaben.«
    Kapitel 2
    Remigius hielt die Kirche in der ehemaligen Sabaudus-Villa für den geeigneten Ort, um der Königin Chlotilde die Wahrheit über den Tod ihrer Eltern zu vermitteln.
    Als die Geistlichen, darunter Chundo, nach dem Abendgottesdienst gegangen waren, um ihre Quartiere in der Stadt aufzusuchen, bat er Chlotilde, auch ihre Frauen fortzuschicken und noch ein paar Augenblicke zu bleiben. Dem Wunsch der Griechin entsprechend, war der Raum für den Fall, dass ein Unerwünschter dazukam, nur schwach beleuchtet, allein die beiden großen Altarkerzen brannten.
    Auf ein Zeichen des Bischofs trat die hohe, dunkle Gestalt hinter einer der Säulen hervor, schlug den Schleier zurück und beugte das Knie vor der Königin.
    Chlotilde bewahrte während der grausigen Enthüllungen, die nun folgten, vollkommen die Fassung. Nur bei den Einzelheiten vom Tod ihrer Mutter wankte sie leicht, und der Bischof und die Besucherin sprangen hinzu, um sie zu stützen. Als die Griechin mit ihrem Bericht zu Ende war, umarmte die Königin sie und sank dann vor dem Kreuz auf die Knie. In dieser Haltung verharrte sie und betete lange. Die beiden anderen zogen sich derweil stumm, um sie nicht zu stören, in den Hintergrund des Chorraums zurück.
    Schließlich erhob sich Chlotilde. Und als habe sie dazu gerade die Inspiration empfangen, sprach sie mit harter Stimme den Satz: »Das wird, so Gott will, Chlodwig dem Gundobad heimzahlen!«
    Sie begaben sich dann zu dritt in die Gemächer der Königin.
    Hier sprach Chlotilde ausführlich mit Scylla-Donata und erkundigte sich vor allem nach ihrer Schwester Chrona. Die beiden Frauen fanden rasch Gefallen aneinander. Remigius hatte der Griechin empfohlen, kein Wort über ihre Vergangenheit zu verlieren, um vor der sittenstrengen Königin als Tochter eines Schiffskapitäns, als in einen Gattenmord verwickelte Witwe und als ehrgeizige Konkubine zweier Herrscher nicht von vornherein unglaubwürdig zu sein.
    Auch dass sie die Mutter des derzeitigen westgotischen Thronfolgers war, musste  verschwiegen werden, denn deren skandalöse Geschichte erzählte man sich an allen Höfen, und Chlotilde kannte sie natürlich.
    Remigius stellte sie als geborene griechische Aristokratin vor, Tochter eines Gesandten des Kaisers, die einen Senator in Valence geheiratet hatte und sich nach dessen Tode eine Zeitlang in jenes Kloster zurückgezogen hatte, wo sie Chronas Bekanntschaft machte.
    Er dachte dabei, dass er die Wahrheit gelegentlich nachreichen könnte, wenn sie weniger Schaden anrichten würde.
    Chlotilde, die sich oft langweilte, war
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