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DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren
Autoren: Robert Gordian
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mein Lieber, schenke ihm ein!«
    Sein gelockter Vertrauter, dessen saubere Tunika nicht die geringsten Kampfspuren aufwies, brachte eine bauchige Amphora herbei und sagte mit geziertem Lächeln: »Das wird auch für einen Helden reichen!«
    Chlodwig trank gleich aus der Amphora. Dann stieß er mit dem Fuß an eine Truhe mit kunstvoll geschnitztem Deckel.
    »Was ist da drin?«
    »Weiß nicht, die Männer b-brachten sie her …«
    »Es sind nur Kleider, altes Zeug«, sagte Farro und setzte sich rasch auf die Truhe. »Ganz wertlos.«
    Chlodwig packte ihn am Arm und schleuderte ihn in den Staub. Farro kreischte empört.
    Chlodwig hob den Deckel der Truhe. Sie war zu zwei Dritteln mit Goldstücken und Juwelen gefüllt.
    »Nun?«, fragte er. »Was ist das, Vetter? Ist das der Lohn für eure Tapferkeit?«
    »Ich schwöre dir, ich w-w-wusste gar nicht …«, sagte Ragnachar feige und verstummte.
    »Wer hat befohlen, Feuer zu legen? Wer hat befohlen, schon jetzt zu plündern?«
    »Das war ich!«
    Richar war aufmerksam geworden und seinem Bruder, dem König, zu Hilfe geeilt. Er trug eine Rüstung aus Goldplatten, die auf ein Lederhemd genäht waren. Darüber hatte er einen gerade erbeuteten Brokatmantel geworfen. Wie die meisten Cambraier war er schon ziemlich betrunken.
    »Du warst das also«, sagte Chlodwig gedehnt und maß den älteren Vetter mit seinem Wolfsblick.
    »Was dagegen?«, fragte Richar, der nicht viel kleiner war, hochmütig und herausfordernd.
    »Der Feldherr bin ich!«
    »Der Kampf ist vorüber!«
    »Er ist vorüber, wenn alles getan ist. Das war erst der Anfang. Das meiste kommt noch.«
    »Was redest du da?«, sagte Richar auflachend, mit der Anmaßung des Betrunkenen. »Wir haben gesiegt. Oder etwa nicht? Die Schlacht ist geschlagen, der Feind erledigt. Was soll jetzt noch kommen? Wir haben dich zum Feldherrn gewählt, und du hast deine Sache ganz gut gemacht. Wenn du auch etwas leichtsinnig warst und beinahe alles verdorben hättest. Wären wir nicht rechtzeitig nachgerückt und hätten euch rausgehauen … Na, ist verziehen. Aber nun spiel dich nicht mehr auf. Wir haben hier, wie du siehst, eine Menge zu tun!«
    Inzwischen war auch Chlodwigs Gefolge aus der mit Rauch erfüllten Gasse herausgekommen.
    Bobo, Ursio, Ansoald, Droc und andere Tournaier näherten sich den drei Merowingern. Sie tauschten Blicke, gespannt, was ihr zwanzigjähriger König und Feldherr jetzt tun würde.
    Chlodwig erwiderte nichts auf das dreiste Gerede des Vetters. Ein vernichtender Blick war die ganze Antwort. Er bemerkte Droc und deutete auf die Truhe.
    »Bring sie in den Palast. Auch alles andere, was hier herausgeschleppt wurde. Und pass auf, dass nichts verlorengeht.«
    »Wird gemacht, König!«, sagte Droc.
    »Was soll das heißen?«, rief Richar. »Was fällt euch ein?«
    »Die gemeinsame Beute wird später verteilt«, sagte Bobo mit einer Miene, als langweilte es ihn, dies erklären zu müssen. »Jeder bekommt dann, was ihm zusteht.«
    »Und was uns zusteht – das bestimmt ihr?«
    »Du scheinst ein schlechtes Gedächtnis zu haben, Richar«, sagte Chlodwig. »Erst werden die Toten gezählt. Dann wird die Beute verteilt. So ist es ausgemacht.«
    »Wirklich? Daran erinnere ich mich nicht!«
    »Dann merk es dir jetzt.«
    »Ich sagte, du hast hier nichts mehr zu befehlen!«
    »Ich bin Herr dieser Stadt.«
    »Herr dieser Stadt? Du? Mit welchem Recht denn?«
    »Dem Recht des Siegers.«
    »Wir waren auch dabei!«
    »Als Zuschauer.«
    »Zuschauer?«, schrie Richar. »Ich habe zehn Feinde mit dieser Klinge erledigt!«
    »Seltsam. Die sieht so frisch geputzt aus. Es klebt nicht einmal Blut daran.«
    »Es wird gleich welches kleben – deines!«
    Richar hob drohend sein Schwert, doch Chlodwig war schneller mit der Axt.
    Mit der stumpfen Seite traf er die Klinge und schlug sie dem Cambraier aus der Hand. Die Wucht des Schlages riss Richar mit. Er taumelte ein paar Schritte rückwärts, strauchelte, stürzte in den Sand. Gleich war er wieder auf den Beinen und bückte sich nach der Waffe.
    Doch nun erhob sich der dicke König und trat zwischen die Kampfhähne. »Genug! Wir w-wollen uns doch nicht streiten! Du bist … bist sehr u-u-ungerecht, Vetter Chlodwig. Aber lassen wir das, reden wir später darüber. Jetzt gibt es B-Besseres zu tun!«
    »Du hast recht, Vetter Ragnachar«, sagte Chlodwig und steckte die Axt hinter den Gürtel. »Es gibt Besseres zu tun. Für Ordnung sorgen. Die Brände löschen. Den Leuten dort ihre Kleider
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