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DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren
Autoren: Robert Gordian
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zurückgeben. Für die Verpflegung der Kämpfer sorgen. Die Tore sichern. Die Mauer besetzen.«
    Er wandte sich ab, um den Tournaiern, von denen inzwischen einige hundert auf dem Platz eingetroffen waren, Befehle zu geben.
    Richar warf seinem Rücken noch einen brennenden Blick zu, fügte sich aber. Er war Chlodwig nicht gleichrangig, war nur der Bruder eines Königs. Seine einzige Hoffnung war, dass eine gütige Gottheit ihm diesen eines Tages vom Halse schaffte. Ragnachar hatte keinen Sohn, sondern nur »seinen Farro«.
    Bei der rohen Behandlung durch Chlodwig hatte sich der Kinäde weh getan, und der König hob ihn jetzt auf, küsste und tröstete ihn. Richar murmelte einen Fluch, spie aus und bückte sich nach einem der Plättchen, das sich von seiner goldenen Rüstung gelöst hatte.
    Das Feuer zu löschen, damit es nicht weiterfraß, war jetzt das Wichtigste. Chlodwig befahl, vom Brunnen zu den brennenden Gebäuden eine Löschkette zu bilden. Die Kannen und Bottiche wurden vom Beutehaufen genommen.
    Die Städter waren eifrig dabei, nachdem er ihnen erlaubt hatte, sich von dem Kleiderberg zu bedienen. Drohungen bewirkten, dass sich die Franken von Cambrai ebenfalls einreihten. Sie hatten Respekt vor dem König der Tournaier, den sie vor kurzem noch wie einen entfesselten Kriegsgott unter den Feinden wüten sahen. Mancher von ihnen verglich ihn mit seinem eigenen König und machte sich seine Gedanken.
    Der kräftige Wind war Vorbote eines Sommergewitters. Ein kurzer Regenschauer löschte die letzten Flammen. Die Franken begrüßten das Zucken der Blitze und das Grollen des Donners mit Freudengeschrei. Da oben schwang Donar seinen Hammer zu einem Siegesfeuerwerk und schickte ihnen seine polternden Grüße.
    Nun war es nicht mehr zu verhindern, dass auch die Tournaier sich über die Fässer und Krüge hermachten. Der Schankwirt warf sich Chlodwig zu Füßen und bat flehentlich, ihn nicht völlig zu ruinieren, nachdem er bereits sein Haus verloren hatte. Er erhielt die Zusage einer Entschädigung. Das sprach sich sogleich herum, und ein paar Augenblicke später sah sich der König von verzweifelten Bittstellern umringt. Auch der Besitzer der Geldtruhe, ein bärtiger Kaufmann, wich ihm nicht von der Seite und musste weggeprügelt werden.
    Chlodwig sammelte seine Leute.
    Ansoald und Ursio, die eigene Haufen geführt und tapfer gekämpft hatten, waren dabei an seiner Seite. Höchste Zeit war es, mit den noch einsatzfähigen Kämpfern den Palast und die Türme zu besetzen. Es waren kaum noch mehr als hundert.
    Jetzt zeigte sich, dass diese Franken als Eroberer noch Anfänger waren und nicht wussten, wie wichtig die Sicherung eines eingenommenen Ortes war. Nur die Älteren hatten unter Childerich einige Erfahrungen in der Kriegsführung und bei der Besetzung von Städten gewonnen. Die Jüngeren kannten nur eines: Überfall, Beute fassen und Rückzug. Sie waren denn auch diejenigen, die sich jetzt schnell und leichtsinnig betranken und für die dringend notwendigen Maßnahmen unbrauchbar wurden.
    Zum Glück drohte von dem geschlagenen Feind vorerst keine Gefahr mehr.
    Baddo war Chlodwig nicht gefolgt und gleich mit einem Trupp seiner Reiter zum Palast gestürmt. Mit dem gezogenen Schwert in der unverwundeten Linken war der Einäugige durch die verwüsteten, fluchtartig verlassenen Räume geeilt – in der Hoffnung, Syagrius doch noch hier vorzufinden. Vergebens natürlich.
    Von allen, die er befragte, bekam er die Antwort, die er schon kannte: Der Patricius sei geflohen. Das hatten bereits gefangene Hirten ausgesagt, die sich auf das Schlachtfeld verirrt hatten. Nun bestätigten es auch die Männer, die er am Südtor gefangen nahm und die dort die Wache gehabt hatten. Er bestieg einen Turm und sah noch in weiter Ferne, im Licht der sinkenden Sonne, die letzten Wagen der Fliehenden. Eine Verfolgung war jetzt vollkommen sinnlos.
    Vergebens suchte Baddo auch Scylla. Im Palast ließ er sich von einer verschreckten Kammerfrau die Räume zeigen, die die Griechin bewohnt hatte. Alles zeugte von hastigem Aufbruch. Die Frau wusste nur, dass das Ziel der Flucht ihrer Herrin – wie wohl auch das der meisten anderen – die Festung Paris war. Unnötig war es, noch das Haus in der Nähe des Palastes zu durchsuchen, das dem Ogulnius gehört und das seine mörderische Witwe geerbt hatte. Baddo ritt trotzdem hin und tat es, und es kostete ihn viel Überwindung, Chlodwigs Befehl nicht zu missachten und es nicht aus Enttäuschung in Brand
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