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DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren
Autoren: Robert Gordian
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germanischen Fürsten.
    Chlodwig wusste dies alles von seinem Vater, der stets mit Bewunderung von den Leistungen der Städter und von ihrer Lebensweise gesprochen hatte. Childerich hatte sich in seiner ländlichen Festung wohl gefühlt, doch manchen langen Tag damit zugebracht, seinen Kindern vom Leben in den Städten zu erzählen. Auf seinen Kriegszügen als Föderat des Aegidius und später des Syagrius hatte er halb Gallien kennengelernt. Bis nach Orléans, Angers und Tours war er gekommen. Er hatte immer wieder die geheimnisvolle Fähigkeit der Städter gerühmt, Wohlstand und viele Annehmlichkeiten zu schaffen. Wie sie das machten und welche Mittel sie anwandten, diesen Wohlstand noch unentwegt zu steigern und – sofern sie ungestört blieben – ihre Lebensumstände laufend zu verbessern, war ihm nicht restlos klargeworden. Er war aber sicher, dass es in jeder Stadt Männer gab, die über das Wissen dazu verfügten und diese Kunst des Regierens beherrschten, die ohne ständigen Zwang und die Anwendung roher Gewalt blühende Gemeinwesen schuf. Für den alten Childerich waren Städte sprudelnde Quellen des Reichtums, die man, wenn man sich ihrer bemächtigte, hegen und pflegen sollte, damit sie nicht versiegten.
    Der Knabe Chlodwig, dem schon im zartesten Alter bewusst gemacht wurde, dass er zum Herrschen berufen war, nahm mit wachem Verstand alle Lehren auf, die ihm dabei nützlich sein würden. Als jugendlicher König konnte er sie zunächst nicht anwenden, zu viel fehlte ihm noch zum Städteeroberer. Auch als sich nun die unverhoffte Gelegenheit bot, machte er sich noch kaum Gedanken darüber, was nach einem Sieg geschehen würde.
    Zunächst kam es darauf an, die Stadt in die Hand zu bekommen, dann würde Rat werden. Der Kampf beanspruchte alle Sinne. Und selbst als er vorüber war, sah sich der junge König nicht gleich imstande, irgendeine der jetzt nötigen Maßnahmen zu treffen. Zu überwältigend, zu betäubend war das Gefühl, die erste große Schlacht seines Lebens geschlagen und gleich gewonnen zu haben. Jetzt wusste er, dass ihm sein Erbe sicher war – das Heil seiner merowingischen Ahnen, das Glück und die Tüchtigkeit des Herrschers.
    Wie durch ein Wunder war er auch fast unverletzt geblieben, obwohl er sich immer wieder nach vorn und ins dichteste Kampfgetümmel geworfen hatte. Ein paar unbedeutende Wunden an seinen Armen und am Oberschenkel mussten nicht einmal verbunden werden.
    Er kämpfte noch unter den Letzten. Als aber nichts mehr zu tun war, spuckte er aus, warf Schwert und Axt auf den Boden und ließ sich daneben ins Gras fallen. Die Arme unter dem Kopf verschränkt, die Beine weit von sich gestreckt, lag er nur da und blinzelte in die Sonne. Ein paar Wolken zogen heran, und er dachte, dass auf ihnen vielleicht Wodans Walküren herbeiritten, die die Gefallenen auflesen und nach Walhall bringen würden. Vielleicht kamen sie aber auch nicht, und es gab sie überhaupt nicht. Wer konnte das wissen?
    Erst Baddos energische, tiefe Stimme weckte ihn aus seinem Halbdämmer.
    »Was ist nun, Chlodwig? Leisten wir hier den Toten Gesellschaft, oder rücken wir in die Stadt ein?«
    Der Einäugige saß freihändig zu Pferde, in der Linken das Schwert, die Rechte mit einem blutigen Lappen umwickelt.
    Augenblicklich war Chlodwig auf den Beinen und nahm seine Waffen auf.
    Ringsum waren die Franken schon eifrig dabei, den gefallenen und verwundeten Söldnern Rüstungen, Kleidungsstücke, Schuhe und Waffen abzunehmen. Nackt ließ man sie liegen und gab den noch Lebenden den Rest, wenn sie sich wehrten oder um Gnade baten. Berittene trieben noch immer Gefangene zusammen, die ebenfalls völlig entkleidet wurden. Wer zu entkommen suchte, wurde ohne Umstände niedergemacht.
    Knechte und Mägde schoben Karren über das Schlachtfeld und lasen die eigenen Toten und Verwundeten auf, sofern die nicht schon – versehentlich oder nicht – das Schicksal der Feinde erlitten hatten. In der Nähe des Hügels, der Baddos Reiter bis zu ihrer die Schlacht entscheidenden Attacke gedeckt hatte, lagen besonders viele tote und verendende Pferde. Kläglich wiehernd und strampelnd versuchten leichter verletzte Tiere, wieder auf die Beine zu kommen.
    Einem kleinen rotbraunen Hengst gelang dies tatsächlich. Er war offenbar nur gestürzt, und jetzt setzte er sich in Trab, so als suchte er einen Reiter. Er rannte direkt auf Chlodwig zu. Der schwang sich, ohne zu zögern, auf seinen Rücken.
    »Vorwärts!«, rief er. »Damit wir
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