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DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums

DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums

Titel: DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums
Autoren: Robert Gordian
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Chlodwigs Worte vergessen:
    »Kampflos – die Hälfte. Sieglos – das Ganze!«
    Kapitel 3
    Es war in jener Zeit selbstverständlich, dass eine eroberte Stadt den siegreichen Truppen zur Plünderung überlassen wurde. Kein Feldherr konnte wagen, seinen Soldaten das Beutemachen zu verbieten. Oftmals war dies auch der einzige Zweck eines Überfalls oder einer Belagerung.
    Die germanischen Haufen, denen städtisches Leben fremd war und die nicht die Absicht hatten, sich in der eroberten Ortschaft niederzulassen, wüteten gewöhnlich mit hemmungsloser Raubgier. Widerstand, auch der geringste, wurde grausam und rücksichtslos bestraft, und manche blühende Stadt war nach dem Durchzug solcher Horden ein von Leichen übersätes, rauchendes Trümmerfeld. Jahre, manchmal Jahrzehnte vergingen, bis ein derart heimgesuchtes Gemeinwesen sich erholt hatte. Und nicht selten war das Leben sogar für alle Zeiten erstorben. So war es jedenfalls in der Anfangszeit der großen Wanderung germanischer Völker.
    Eine gewisse Mäßigung trat ein, als die Eroberer sich in den unterworfenen Gebieten niederließen und ihre Anführer das angenehme Leben in städtischen Residenzen zu schätzen begannen. Die Könige und Herzöge untersagten nun die schlimmsten Exzesse, Man zerstörte ja nicht das Haus, in dem man wohnen wollte.
    Auch die Rachsucht der Beraubten und Geschundenen, mit denen man künftig innerhalb der Stadtmauern zusammenleben wollte, durfte nicht unterschätzt werden. Alles in allem war es sogar von Interesse für die Eroberer, die Sympathie eines möglichst großen Teils der Bevölkerung zu gewinnen, ganz besonders des kultivierten, begüterten und einflussreichen. Es war wichtig zu beweisen, dass man imstande war, das Leben in der eroberten Stadt zu gewährleisten und in Gang zu halten und nicht schlechter zu regieren als der frühere Machthaber. Diese Kunst, die die Römer in hohem Maße beherrschten, erlernten allmählich auch die germanischen Fürsten.
    Chlodwig wusste dies alles von seinem Vater, der stets mit Bewunderung von den Leistungen der Städter und von ihrer Lebensweise gesprochen hatte. Childerich hatte sich in seiner ländlichen Festung wohl gefühlt, doch manchen langen Tag damit zugebracht, seinen Kindern vom Leben in den Städten zu erzählen. Auf seinen Kriegszügen als Föderat des Aegidius und später des Syagrius hatte er halb Gallien kennengelernt. Bis nach Orléans, Angers und Tours war er gekommen. Er hatte immer wieder die geheimnisvolle Fähigkeit der Städter gerühmt, Wohlstand und viele Annehmlichkeiten zu schaffen. Wie sie das machten und welche Mittel sie anwandten, diesen Wohlstand noch unentwegt zu steigern und – sofern sie ungestört blieben – ihre Lebensumstände laufend zu verbessern, war ihm nicht restlos klargeworden. Er war aber sicher, dass es in jeder Stadt Männer gab, die über das Wissen dazu verfügten und diese Kunst des Regierens beherrschten, die ohne ständigen Zwang und die Anwendung roher Gewalt blühende Gemeinwesen schuf. Für den alten Childerich waren Städte sprudelnde Quellen des Reichtums, die man, wenn man sich ihrer bemächtigte, hegen und pflegen sollte, damit sie nicht versiegten.
    Der Knabe Chlodwig, dem schon im zartesten Alter bewusst gemacht wurde, dass er zum Herrschen berufen war, nahm mit wachem Verstand alle Lehren auf, die ihm dabei nützlich sein würden. Als jugendlicher König konnte er sie zunächst nicht anwenden, zu viel fehlte ihm noch zum Städteeroberer. Auch als sich nun die unverhoffte Gelegenheit bot, machte er sich noch kaum Gedanken darüber, was nach einem Sieg geschehen würde.
    Zunächst kam es darauf an, die Stadt in die Hand zu bekommen, dann würde Rat werden. Der Kampf beanspruchte alle Sinne. Und selbst als er vorüber war, sah sich der junge König nicht gleich imstande, irgendeine der jetzt nötigen Maßnahmen zu treffen. Zu überwältigend, zu betäubend war das Gefühl, die erste große Schlacht seines Lebens geschlagen und gleich gewonnen zu haben. Jetzt wusste er, dass ihm sein Erbe sicher war – das Heil seiner merowingischen Ahnen, das Glück und die Tüchtigkeit des Herrschers.
    Wie durch ein Wunder war er auch fast unverletzt geblieben, obwohl er sich immer wieder nach vorn und ins dichteste Kampfgetümmel geworfen hatte. Ein paar unbedeutende Wunden an seinen Armen und am Oberschenkel mussten nicht einmal verbunden werden.
    Er kämpfte noch unter den Letzten. Als aber nichts mehr zu tun war, spuckte er aus, warf Schwert
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