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Die Meister der Am'churi (German Edition)

Die Meister der Am'churi (German Edition)

Titel: Die Meister der Am'churi (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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für schlecht und böse halte, vernichte und die Welt nach meinen Vorstellungen gerichtet habe, was bliebe mir dann noch, außer grenzenloser Einsamkeit? Soll ich das Leben der anderen nur beobachten, als wären sie Ameisen in einem Bau? Vollkommen gleichgültig, wie sie heißen und wer sie sind? Die Götter mögen sich damit vergnügen. Ich will leben , Charur, oder besser noch, sterben. Lieber bleibe ich eine Ameise und entsage aller Macht!“ Mit diesen Worten stieß Ni’yo ihn von sich. Charur trudelte hilflos durch die Luft, als sein Körper schlagartig zurückkehrte in die stoffliche Welt. Er sah das Blitzen von Metall, spürte, wie sich die von den Göttern geweihte Kette um seinen Leib wickelte.
    Vergebt mir, meine Kinder, vergeudet die Jahre …, dachte er. Dann schlug er hart auf – und spürte die Präsenz seines ältesten Feindes unmittelbar vor sich.
     
    ~*~
     
    Ilanrin sah, wie Ni’yo sich zurück in einen Menschen wandelte, genauso leicht und natürlich, wie die Muriakinder zwischen ihren Naturen wechseln konnten. Viele der überlebenden Brutlinge flohen durch das Portal zurück in ihr Gefängnis, jetzt, wo Charur gefallen war. Noch vierzehn der wahren Drachen hatten überlebt, fünfzehn, falls ein kleineres Männchen mit zerfetzten Schwingen sich erholen würde. Sie zogen sich zurück, blieben allerdings in der Nähe.
    Ilanrin trat auf den Purpurdrachen zu, der bald ersticken würde.
    „Lasst mich allein mit ihm!“, sagte er fest.
    „Wozu?“ Lynea starrte ihn an, Yumari, Tamu, Jivvin … Ilanrin war erstaunt, wie viele von ihnen es tatsächlich geschafft hatten, auch wenn jeder von ihnen mehr oder weniger schwer verletzt war.
    „Es muss enden“, erwiderte er. „Mein Leben genauso wie seines. Erst, wenn das Alte gegangen ist, kann sich etwas Neues entfalten. Wir beide sind die Letzten, die vom Ewigen Krieg noch übrig sind. Die alten Drachen sind zu Göttern aufgestiegen, alle Elfen von damals sind tot.“
    Zögerlich wichen die anderen zurück, soweit das Plateau es zuließ.
    „Mein Volk ist ebenso im Schatten versunken wie das deine“, flüsterte er in das schwindende Bewusstsein des Drachen . „Ich spüre, dass du genauso müde bist wie ich. Wir werden gemeinsam in die Ewigkeit übergehen, Charur. Deine Kinder, meine Nachkommen, sie sollen ihren Weg finden, miteinander zu leben oder sich gegenseitig zu töten.“
    „Was ist mit den überlebenden Drachen? Den Brutlingen? Bitte, schließt sie nicht wieder ein …“
    „Gib sie ab, diese Aufgabe. Andere müssen sie bewältigen!“
    Ilanrin spürte, dass Charur seinen Drachen etwas geistig zurief. Sie flogen auf und verschwanden, mitsamt den wenigen Brutlingen, die noch verblieben waren. Ein letztes Mal ließ Charur ihn seinen unversöhnlichen Hass spüren – und starb.
    „Norim“, sagte Ilanrin leise und wechselte einen letzten Blick mit seinem Sohn, der zu ihm getreten war.
    Dann ging er in die Schattenwelt, um niemals mehr zurückzukehren.
    Es war vorbei.
    Endlich.

22.
     
     
    Ni’yo brach lautlos in sich zusammen, noch bevor Ilanrin gegangen war. Nun würde auch er sterben, denn ohne Am’chur oder andere göttliche Hilfe konnte sein über jedes Maß erschöpfter Körper nicht länger bestehen.
    Er spürte eine Berührung an der Wange, leises Winseln drang in sein zerfaserndes Bewusstsein. Ni’yo musste die Wölfin nicht sehen, um zu wissen, dass Lynea zu ihm gekommen war. Er lächelte innerlich vor Freude darüber, sie lebendig zu wissen. Sie würde also beenden können, was er so jämmerlich begonnen hatte, siegen, wo er versagte.
    Eine Flut silbernes Haar kitzelte an seiner Wange, als Lynea sich zur Frau wandelte. Sie drehte ihn auf den Rücken, strich behutsam über seine Wangen.
    Es fühlte sich falsch an. Sie durfte nicht so sanft zu ihm sein, wenn sie ihn töten wollte. Egal ob aus Verachtung, Hass oder sogar Mitgefühl, ihr musste doch klar sein, dass er nur den Tod verdiente! Sein Versagen hatte den Tod von so vielen verschuldet. Er hatte sich Charur unterworfen, statt ihn zu bekämpfen. Die Macht, der er sich geöffnet hatte, würde ihn unweigerlich überwältigen würde. Er musste sterben, wollte er alle anderen retten.
    „Geh durch das Portal“, wisperte er, in der Hoffnung, dass die Worte tatsächlich über seine Lippen drangen. „Bring es zu Ende, Hunderte Drachen nisten dort, mit Tausenden von Eiern, aus denen neue Brut schlüpfen wird …“
    „Ich werde dich nicht enttäuschen, Ni’yo“, hörte er sie
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