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Die Meister der Am'churi (German Edition)

Die Meister der Am'churi (German Edition)

Titel: Die Meister der Am'churi (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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flüstern. „Ich liebe dich, gib nicht auf, Bruder!“
    Lauf rasch, du wenigstens sollst zu Muria zurückkehren, dachte er. Es war zu mühsam, bei Bewusstsein zu bleiben, also ließ er sich treiben, fern von Erinnerungen, Schmerz und Angst. Auf die Einsamkeit zu, die ihn am Ende bezwungen hatte. Ni’yo war bereit, sich von ihr verschlingen zu lassen, zum Schutz derer, die er liebte.
     
    Jivvin drängte Lynea rücksichtslos zur Seite und riss Ni’yo in seine Arme. Der Schatten war fort, dafür war er dankbar, doch er spürte, wie Ni’yos Lebenskraft zwischen seinen Händen versickerte. So bleich und kalt war seine Haut, so schwach der Herzschlag, den Jivvin einen viel zu langen Moment nicht finden konnte.
    „Ich muss gehen“, sagte Lynea an seiner Seite. „Er sagte, dass die Kaverne noch immer voller Brutlinge ist. Ich muss das Siegel erneuern. Achtet auf die Drachen, vielleicht kehren sie zurück, um ihre Weibchen zu holen.“
    Jivvin blickte zu ihr hoch. Sie sah so verloren aus, so wie Ni’yo, als Am’chur ihn verlassen hatte. Er suchte nach Worten, nach irgendetwas, was er ihr mit auf den Weg geben könnte.
    „Das Chi’a“, stammelte er schließlich und wies auf ein Schwert, das in der Nähe lag. Er wollte den zerfetzten Körper daneben nicht ansehen müssen, er wusste auch so, dass es Kamur war.
    „Nimm es mit, du brauchst etwas zur Verteidigung, jetzt, wo Muria dich …“ Sie wehrte ihn mit einer ungeduldigen Geste ab.
    „Gib auf dich acht, Brüderchen. Gib auf Ni’yo acht. Ich reiße dich in Stücke, wenn ich zurückkehre und ihn tot finde.“
    Sie lächelte auf eine bittere Art, wodurch sie einmal mehr Ni’yo so schmerzlich ähnlich sah. Stumm schüttelte sie den Kopf, wandte sich um und marschierte mit festen Schritten fort, auf das Portal zu.
    Jivvin suchte weiter nach einem Grund, warum Ni’yo unter seinen Händen wegstarb und fand nichts, keine einzige Verletzung war zu sehen.
    „Er will sterben, Jivvin“, sagte Norim mitfühlend. „Ni’yo hat seine Aufgabe auf dieser Welt erfüllt und will nun in die Nächste eingehen. Lass ihn los, es ist besser so.“
    „Nein!“, zischte Jivvin wütend. „Ich habe ihn einmal gehen lassen, noch einmal kann ich es nicht! Ich kann und will ihn nicht verlieren!“
    „Jivvin, das ist nicht deine Entscheidung.“ Tamu kniete sich neben ihm nieder. Der Großmeister war voller Blut, seine Brust von Klauen zerfetzt, doch er schien es nicht einmal wahrzunehmen. Lurez kam an Jivvins andere Seite, ebenso vom Kampf gezeichnet. Er hielt Brynn in den Armen, der bewusstlos war, und so schwer verletzt, dass er wohl auch niemals mehr erwachen würde. Jivvin schaute sich um – Yumari stand vor ihm, alle überlebenden Am’churi und Wolfswandler versammelten sich hier. Die Kalesh blieben, von Norim abgesehen, weiterhin in den Schatten, aber er sah, dass sie zu ihm und Ni’yo herüberblickten.
    „Lass ihn gehen“, drängte Tamu.
    „Nein!“ Jivvin drückte den leblosen Körper an sich, barg den Kopf an Ni’yos Brust, um wenigstens seine Atemzüge spüren zu können, und weinte. Weinte, wie niemals zuvor in seinem Leben. „Am’chur, hilf mir!“, schluchzte er.
    „Das steht nicht in meiner Macht!“ Sie alle fuhren herum, als die Stimme des Gottes erklang – und wer noch nicht am Boden kauerte, sank nun nieder, ob er wollte oder nicht, denn Am’chur stand leibhaftig vor ihnen. Ein goldgeschuppter Drache, der ansonsten Charur sehr ähnlich sah, umgeben von göttlicher Kraft. An seiner Seite befand sich die größte Wölfin, die wohl jemals auf Aru einhergegangen war, und niemand musste fragen, um Muria in ihr zu erkennen.
    „Ni’yo muss es selbst wollen, ich kann ihn nicht gegen seinen Willen berühren.“ Es war seltsam, die Stimme Am’churs mit den Ohren wahrzunehmen, statt sie im Bewusstsein widerhallen zu hören.
    „Er hat sein Erbe angenommen, seine Macht ist größer als meine. Doch er will sie nicht … Ni’yo weiß, dass er ihr genauso unterliegen würde wie jeder andere und das dies Arus Vernichtung wäre. Sein sterblicher Leib ist nicht stark genug, eine solche Gabe zu tragen, er müsste sich wenigstens in einen Elf, besser noch in einen Drachen wandeln.“
    „Oder zulassen, dass Am’chur ihn erneut zu sich nimmt, es würde die Macht in ihm dämmen“, sagte die Wölfin.
    „Ich kann ihn nicht dazu zwingen, und er hat sich geistig so sehr verschlossen, dass er mich nicht wahrnimmt.“
    „Es muss doch irgendetwas geben, was du tun
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