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Die Meister der Am'churi (German Edition)

Die Meister der Am'churi (German Edition)

Titel: Die Meister der Am'churi (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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Wolfskriegerin lehnte sich nun unschuldig lächelnd an den Tisch, die Arme vor der Brust verschränkt, die Scham von ihrem Silberhaar verdeckt. Jivvin hatte sie bis jetzt nur einmal aus der Ferne gesehen und war ansonsten noch nie einem Kind Murias nahe gekommen. Sie zog ihn an wie keine andere Frau je zuvor. Ihr schmalgliedriger, von schlanken Muskeln geformter Körper war auf die gleiche Weise vollkommen wie Ni’yos, die Ähnlichkeit zwischen den Geschwistern nicht zu übersehen, trotz Lyneas hellen Haaren und Augen. Jede ihrer Bewegungen zeugte von Kraft und Selbstbeherrschung, raubtierhafte Wildheit strahlte von ihr aus, das Erbe ihrer elfischen Mutter verlieh ihr eine ebenso faszinierende Fremdartigkeit wie Ni’yo. Da war eine Stimme in seinem Hinterkopf, die ihm zuflüsterte, wie lange er nicht mehr bei einer Frau gelegen hatte; dieselbe Stimme, die ihm sagte, dass Lynea als Mitglied eines Rudels mit Sicherheit nicht mit all den Widrigkeiten kämpfen musste, die Ni’yos Leben so schwer machten – und damit zwangsläufig auch seines. Die Art, wie sie ihn ansah, wie sie lächelte, zeigte überdeutlich, was sie wollte. Wonach sie gierte. Er musste schlucken, überfordert von dem, was heute in viel zu kurzer Zeit geschehen war. Vielleicht war das hier ja nur ein Traum? Immerhin hatte er intensiv darüber nachgedacht, mit Ni’yo zusammen wegzugehen, und jetzt träumte er davon, dass sie es tatsächlich tun würden … Gemeinsam mit dieser Frau, die ihn völlig um den Verstand brachte. So etwas konnte nicht in der wirklichen Welt geschehen, es war einfach unmöglich …
    „Jivvin?“ Er hörte die Unsicherheit in der Stimme seines Geliebten.
    Großartig, Jivvin, großartig! Selbst ein blinder Ochse hätte bemerken müssen, wie du diese Frau anstarrst!
    Schuldbewusst blickte er auf Ni’yo herab, der ihn verwirrt musterte, dabei so verletzlich wirkte. So verletzlich war . Nur einen Moment lang allerdings, dann verschloss er sich vor ihm. Genau wie früher, wenn er Schmerz oder Todesangst verbergen wollte. Jivvin hätte schreien können!
    Ausdruckslos wandte Ni’yo sich wieder seiner Schwester zu: „Bitte, welchen Dienst können wir Muria erweisen?“
    „Die Dinge sind leider recht kompliziert. Ihr müsst zum Am’churtempel gehen, wir werden alle drei dort erwartet.“
    Jivvin schluckte unbehaglich. Was konnte es sein, das gleich zwei Götter in Aufruhr versetzte? Es half ein wenig, darüber nachzudenken statt über Lynea, die ihn so heftig aus der Fassung brachte. Oder über Ni’yo, dessen Vertrauen er dadurch offensichtlich erschütterte.
    „Warum hat Am’chur uns nicht selbst gerufen?“, fragte Ni’yo, während er fortfuhr, für sie beide Reisebündel zu packen. Er wirkte gelassen, doch Jivvin kannte ihn schon viel zu lange; er wusste, dass sich hinter dieser Maske ein Sturm austobte.
    „Ich weiß es nicht, aber vielleicht wird man uns im Tempel mehr darüber sagen. Es geht um eine Aufgabe, die erfüllt werden muss. Es ist besser, wenn ihr euch geduldet, bis Muria und Am’chur euch alles erklären; ob ich die Zusammenhänge wirklich verstanden habe, wage ich nicht zu entscheiden.“
    „Götter sollte man nicht warten lassen, ich denke zumindest, Muria wird kaum geduldiger als Am’chur sein“, sagte Ni’yo und drückte Jivvin eines der Bündel in die Arme. „Ich gehe zum Fluss und fülle unsere Wasserflaschen. Ihr könnt mich dort treffen, wenn ihr hier … mit allem fertig seid.“ Er streifte Jivvin mit einem Blick, der zu viele Emotionen spiegelte, um sie deuten zu können, ging dann zu Lynea, umarmte sie kurz und verließ stillschweigend die Hütte.
    Verblüfft starrte Jivvin ihm nach. Als er allerdings ansetzte, ihm nachzulaufen, hielt Lynea ihn auf.
    „Lass ihn, er hat gespürt, dass wir beide etwas zwischen uns zu klären haben.“ Sie betrachtete ihn auf eine Weise, die man nur noch als hungrig bezeichnen konnte, strich dabei mit ihren langen, krallenartigen Fingernägeln über seine Brust. Sie duftete nach Wald, nach würzigen Kräutern, Tannennadeln – und nach Frau. Jivvin schloss für einen Moment die Augen und kämpfte um seine Selbstbeherrschung. So etwas war ihm nie zuvor widerfahren!
    „Ich will dich, und du bist zumindest körperlich nicht abgeneigt, Am’churi“, murmelte sie und schritt um ihn herum, ohne die Fingerspitzen und Nägel von seinem Körper zu nehmen. „Du zögerst um Ni’yo Willen, denke ich?“
    Jivvin drehte sich, packte sie an den Oberarmen und schob sie
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