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Die Meerhexe

Die Meerhexe

Titel: Die Meerhexe
Autoren: Alistair MacLean
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ein fast photographisches Gedächtnis und die Fähigkeit der absolut präzisen Wiedergabe. Fünf Minuten später kannte Lord Worth alle wissenswerten Einzelheiten der Konferenz am Lake Tahoe.
    Lord Worth, dem Cronkite ja durch die alte Geschichte zwischen ihnen nur zu gut bekannt war, fragte: »Hat sich Cronkite bereit erklärt, die Abmachung über die Nichtanwendung von Gewalt einzuhalten?«
    »Nein.«
    »Das dachte ich mir. Zehn Millionen Dollar Spesen hat er also verlangt.«
    »Es schien wirklich ein wenig überhöht.«
    »Sehen Sie eine Möglichkeit, wie er seinen Auftrag ohne Gewaltanwendung ausführen könnte?«
    »Nein.«
    »Und?«
    »Ich will es mal so ausdrücken, Sir: Jede Gruppe von Leuten, die es fertig bringt, zu behaupten, daß ein Vorgehen gegen Sie zum Wohle der Menschheit notwendig sei, bringt es auch fertig, davon überzeugt zu sein, daß der Name Cronkite gleichbedeutend mit Friede auf Erden ist.«
    »Sie haben also ein reines Gewissen. Wenn Cronkite über die Stränge schlägt und das große Morden beginnt, können sie jederzeit die Hände heben und entsetzt beteuern, daß sie es nie für möglich gehalten hätten, daß es so ausgehen würde. Allerdings wird es dazu nie kommen, da sie ja nicht mit Cronkite in Verbindung gebracht würden. Was für ein Haufen hinterhältiger Heuchler!«
    Er schwieg einen Moment.
    »Ich nehme an, Cronkite hat sich geweigert, seine Pläne darzulegen.«
    »Richtig. Aber es gibt noch eine Kleinigkeit, die ich mir für den Schluß aufgehoben habe: Als die Konferenz sich auflöste, nahm Cronkite zwei der zehn Männer beiseite und sprach mit ihnen. Es wäre doch sehr interessant herauszufinden, worüber.«
    »Haben Sie eine Möglichkeit, das herauszufinden?«
    »Eine ganz gute sogar. Garantieren kann ich zwar nichts, aber ich bin sicher, Benson könnte es herauskriegen – schließlich hat er uns ja auch alle am Lake Tahoe zusammengerufen.«
    »Und Sie glauben, Sie könnten Benson dazu bringen, ihnen zu sagen, was er erfahren hat?«
    »Es könnte immerhin sein.«
    Lord Worth Gesicht nahm einen resignierten Ausdruck an. »Na schön, wieviel?«
    »Nichts. Mit Geld ist bei Benson nichts zu machen.« Corral schüttelte verwundert den Kopf. »Es erscheint zwar unglaublich, aber Benson ist nicht käuflich. Er schuldet mir jedoch einen Gefallen, denn ohne mich wäre er heute nicht Präsident der Ölgesellschaft.« Corral machte eine Pause. »Es überrascht mich, daß Sie mich nicht gefragt haben, welche beiden Männer Cronkite beiseite genommen hat.«
    »Mich auch.«
    »Borosoff aus der Sowjetunion und Patinos aus Venezuela.« Lord Worth schien in Trance zu verfallen. »Sagt Ihnen das etwas?«
    Lord Worth kam wieder zu sich. »Ja. Einheiten der russischen Marine machen eine sogenannte ›Goodwill-Tour‹ durch die Karibik. Ihre Basis haben sie natürlich auf Kuba – wie könnte es anders sein. Von den zehn Männern am Lake Tahoe sind die beiden Männer die einzigen, die auf die Schnelle eine Attacke der Marine gegen die Meerhexe organisieren könnten.« Er schüttelte den Kopf. »Das ist doch wirklich teuflisch.«
    »Das finde ich auch, Sir. Aber wir wissen ja nichts. Ich werde mich darum kümmern und hoffe, von Benson die gewünschte Auskunft zu bekommen.«
    »Und ich werde sofort Sicherheitsvorkehrungen treffen.« Die beiden Männer erhoben sich. »Corral«, sagte Lord Worth, »wir werden uns eingehend Gedanken über die Erhöhung Ihres kärglichen Honorars machen müssen.«
    Lord Worth privater Funkraum hatte viel Ähnlichkeit mit dem Cockpit seiner eigenen Boeing 707. Die Vielzahl von Schaltern, Knöpfen und Wählscheiben war verwirrend. Aber nicht für Lord Worth. Er führte einige Gespräche. Zunächst mit seinen vier Hubschrauberpiloten, die er anwies, seine beiden größten Helikopter – da er nicht für halbe Sachen war, besaß er nicht weniger als sechs – kurz vor Tagesanbruch auf seinem Privatflughafen startbereit zu halten. Die anschließenden vier Gespräche führte er mit Leuten, von deren Existenz seine Mitdirektoren nicht die geringste Ahnung hatten. Das erste mit Kuba, das zweite mit Venezuela. Lord Worths Verbindungen waren ausgesprochen weitreichend. Die Instruktionen für seine beiden Gesprächspartner waren klar und einfach. Die Marinebasen in beiden Ländern sollten unter ständige Beobachtung gestellt und alle auslaufenden Kriegsschiffe unter Angabe der Typenbezeichnung sofort gemeldet werden.
    Der dritte Anruf galt einem Mann, der gar nicht weit
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