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Die Maske des Meisters

Die Maske des Meisters

Titel: Die Maske des Meisters
Autoren: Henke Sandra
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lügst“, warf sie ihm vor.
    „Wirklich nicht.“
    „Dann sag mir ihren Namen.“
    Er blies in seinen Tee. „Ich dürfte dir das gar nicht erzählen, aber in einer Kleinstadt wie Oakwood hat sich das ohnehin schon herumgesprochen. Die Frau heißt Cynthia Bavenger.“
    Claire überlegte fieberhaft, aber der Name sagte ihr nichts. „Ist sie tot?“
    Todd, der gerade getrunken hatte, verschluckte sich. Er bekam einen Hustenanfall. Sein Gesicht lief rot an und seine Augen tränten, doch er beruhigte sich langsam wieder. „Ich sagte nur, dass sie verschwunden ist, Herrgott.“
    „Kann es sein, dass sie weggelaufen ist, durchgebrannt mit dem Nachbarn oder so?“
    Nun lachte er herzhaft. „Du darfst nicht von dir auf andere schließen. Dies ist Oakwood, nicht Desperate Housewives.“
    „Dann geht ihr von einer Entführung aus?“ Unruhig verlagerte sie ihr Gewicht von einer Pobacke auf die andere. „Habt ihr einen Verdacht?“
    „Dafür ist es noch zu früh.“
    „Habt ihr Hinweise am Tatort gefunden?“
    Todd schüttelte den Kopf und schaute so angestrengt in seine Tasse, dass Claire unsicher war, ob er die Wahrheit sprach.
    „Lüg mich nicht an!“, insistierte sie.
    „Da war … der oder die Täter haben eine Signatur hinterlassen.“
    Claire bemerkte sehr wohl, dass er die allgemeine Bezeichnung Täter und nicht Entführer oder Mörder gewählt hatte. „Welche?“
    „ASE, drei Großbuchstaben.“
    Grübelnd runzelte sie die Stirn. „Was soll das denn heißen? Das ist doch kein normaler Name.“
    „Wir vermuten, dass es eine Abkürzung ist.“
    „Für eine Organisation? Ein Kürzel, wie IRA?“
    „Oder FBI.“ Er versuchte einen Witz zu machen, doch er klang lahm. „Nicht in der Größenordnung.“
    „Es war auch nur ein Beispiel.“ Claire verdrehte ihre Augen. „Hat sich schon jemand mit einer Forderung gemeldet?“
    Auf einmal sah er auf. Sein Blick war angriffslustig. „Hat Morris sich schon gemeldet?“
    „Wie bitte?“ Im ersten Augenblick war Claire über diese Frage verdutzt. Er hatte plötzlich das Thema gewechselt. Im nächsten Moment dämmerte ihr, dass es ein Ablenkungsmanöver von ihm war, damit er nicht weiter über das Kidnapping sprechen musste. Sie nippte an ihrem Tee. „So ungefähr tausendmal. Ich habe mein Handy ausgestellt.“
    „Aber er kennt deinen Mädchennamen und deinen Geburtsort“, warf er ein. „Weshalb hat er noch nicht auf meinem Festnetzanschluss angerufen?“
    Sie zuckte mit den Schultern. „Vielleicht hat er herausgefunden, dass du ein Cop bist. Möglicherweise hat er es auch aufgegeben.“
    Es konnte aber auch einen ganz anderen Grund geben. Wer wusste schon, zu was Morris Austin fähig war? Claire hatte das Gefühl, ihn niemals richtig gekannt zu haben, denn sie hätte ihm nicht zugetraut fremdzugehen und gleichzeitig so abgebrüht zu sein, ihr den leidenschaftlichen Ehepartner vorzuspielen.
    Ob sie jemals wieder solch eine Leidenschaft empfinden würde, wie Morris ihr dort oben auf dem Hochhausdach entlockt hatte?
    Ihre Sehnsucht wuchs mit jedem Tag. Sie fühlte sich immer einsamer, und ihre Fantasien wurden immer wollüstiger. Sie träumte von Leidenschaft, Seilen, dunklen Abgründen und zwei starken Armen, die sie festhielten, damit sie nicht in die Tiefe fiel.
    In den nächsten Tagen reifte der Gedanke, sich im Internet umzuschauen. In Oakwood gab es einfach keine Alternative. Als Todd sich in seinem alten in Tarnfarben lackierten Chevrolet Blazer zum Sheriffbüro aufmachte, ging sie in sein Büro, fuhr seinen in die Jahre gekommenen Computer hoch, der mit einer dicken Staubschicht bedeckt war, und wählte sich ins Internet ein.
    Aufgeregt suchte sie nach lokalen Homepages, fand aber nur ein Forum für Farmer. Erst als sie ihr Suchgebiet ausweitete, entdeckte sie die Singlebörse LoveSpot, deren Mitglieder Alleinstehende aus ganz Ohio waren. Auf der Homepage gab es neben Profilen der Kunden auch einen Chat, mit einem eigenen Chatroom für Cincinnati.
    Täglich loggte sich Claire unter dem Nickname Nymphae ein, nachdem sie Mitglied geworden war, aber unter ihren Chatpartnern war nicht einmal jemand, bei dem sie den Wunsch verspürte, sich länger mit ihm zu unterhalten.
    Bis sie Vali traf.
    Schon bei den ersten Zeilen, die er ihr im Flüstermodus schickte, damit ausschließlich sie seine Nachricht lesen konnte, spürte sie ein Kribbeln in ihrem Magen.
    VALI: Du bist auf der Suche nach jemand Besonderem, habe ich recht?
    Claire, die gerade ein Stück von
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