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Die Mars-Verschwörung

Die Mars-Verschwörung

Titel: Die Mars-Verschwörung
Autoren: David Macinnis Gill
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abgehalten, Vienne zu retten. Vienne hat dich davon abgehalten, sie zu retten.« Er hält den Balken ruhig, damit ich hinaufsteigen kann. Die Oberfläche ist schlammig und bietet kaum Halt, und ich rutsche zweimal aus, ehe ich mich ausbalancieren kann. Wir entfernen uns voneinander, bis wir das jeweilige Ende erreicht haben. »Dennoch kannst du deine eigene Angst überwinden und ihr die Herrschaft über dich nehmen.«
    »Ängste überwinden«, sage ich skeptisch, »gehört nicht zum Spektrum meiner Fähigkeiten.«
    »Das ist keine Fähigkeit«, sagt Ghannouj. »Das ist eine Form des Glücks.«
    Ich benutze meine Zehen wie Finger, klammere mich am Holz fest und bemühe mich, oben zu bleiben. »Ich fühle mich im Augenblick nicht sonderlich beglückt.« Wütend, ja. Erbärmlich selbstmitleidig, ja. Glücklich? Bestimmt nicht.
    »Sei nicht so negativ«, sagt Mimi.
    »Es ist nicht negativ, Realist zu sein!«
    Ghannouj kippt den Balken, dreht ihn und lacht, als ich verzweifelt um Halt ringe. »Gib acht.«
    »Das tue ich.«
    »Du missverstehst. Glück ist nicht mit Vergnügen gleichzusetzen. Glück ist das Stadium der Ekstase, das du erreichst, wenn du deinen Körper von allen Hemmnissen befreit hast. Diese Form des Glücks bringt Energie hervor, die das Licht zu beugen vermag, sodass der, der es erfährt, zwar nicht unsichtbar wird, aber doch sehr schwer zu erkennen ist.«
    Unsichtbar? Ja, klar. »Wie erreiche ich diese Form des Glücks?«
    »Durch viele Jahre der Meditation und des Lernens.« Ghannouj hüpft, und der Balken erhebt sich einen halben Meter weit aus dem Teich, ehe er wieder aufs Wasser klatscht. Was glaubt der Kerl, wie ich ihm zuhören soll, wenn er ständig versucht, mich zu ersäufen?
    »Da haben Sie’s. So viel Zeit haben wir nicht.«
    »Ich kann dir aber auch die Scheiße aus dem Leib prügeln«, sagt er und lässt seine Augenbrauen tanzen.
    »Ha!« Mimi lacht.
    »Wie bitte?«
    »Nun, da ich deine Aufmerksamkeit habe ...« Er verbeugt sich. »Der bönpo lehrt uns, dass unsere physische Energie von den fünf pranischen Zentren des Qigong beherrscht wird: Atmen, Sprechen, Sehen, Hören und Denken. Um Glück zu finden, müssen all diese Zentren geöffnet sein, entweder durch die zarten Strömungen unserer Körper oder durch vitale Kräfte.«
    »Welche Art vitaler Kraft schwebt Ihnen vor?«
    Er hält den Bambusstab hoch. »Diese.«
    »Sie haben vor, mich mit dem Ding zu schlagen, während ich auf einem Balken in einem Teich balanciere, um mich unsichtbar zu machen, damit ich keine Angst mehr empfinde?« Ich lache laut auf. »Von meiner Symbipanzerung prallen Kugeln ab! Was glauben Sie, kann da so ein kleiner Stecken ausrichten?«
    Sssapp!
    Die stumpfe Spitze des Stabs trifft mich zwischen den Augen. Ich stolpere zurück und wäre beinahe vom Ende des Balkens gefallen.Mein hinterer Fuß berührt die Wasseroberfläche, und ich muss mein ganzes Gewicht nach vorn verlagern, um oben zu bleiben.
    »Ha!« Mimi lacht schon wieder.
    »Halt’s Maul, Mimi!«
    »Dort ist das Qigong des Sehens«, sagt Ghannouj. »Leg deine Panzerung ab, und ich werde die anderen ebenso leicht erwischen können.«
    »Nun, es gibt da ein kleines Problem mit dem Ablegen der Panzerung.« Ich zupfe an meinen Handschuhen, um ihm zu zeigen, wie das Material mit meiner Haut verwachsen ist. »Es klebt, und ich habe keine Ahnung, wie ich es loswerden kann.«
    Mit einem Nicken deutet er auf meinen Unterleib. »Wie machst du dein Geschäft?«
    »Es klebt nicht überall.« Dem Himmel sei Dank.
    »Dreh dich um«, sagt er.
    »Warum?«
    »Du fragst zu viel nach dem Warum.«
    »Ich bin von Natur aus misstrauisch.«
    »Dreh dich um.«
    Kaum vollführe ich eine Pirouette   – sssapp! Der Stab landet an meiner Schädelbasis.
    »Hey!« Die Panzerung verfestigt sich und wird wieder weich, klebt aber immer noch an meiner Haut.
    »Dreh dich wieder um«, sagt er.
    »Woher haben Sie das gewusst?«
    »Der Schwachpunkt einer Symbipanzerung ist das elektronische Nervenbündel an der Schädelbasis«, sagt er. »Die Entwickler haben es als Sicherheitsmaßnahme dort eingebaut. Wusstest du, dass das Material dieser Anzüge nicht zum Zweck der Körperpanzerung entwickelt wurde, sondern für Kleidungsstücke gedacht war, die den Träger vor Bienenstichen schützen sollen?«
    »Für einen Mönch scheinen Sie eine Menge über Regulatoren zu wissen.«
    »Für einen Regulator scheinst du ziemlich wenig über Mönche zu wissen.« Fünfmal schlägt er milde zu: Zwischen
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