Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mars-Verschwörung

Die Mars-Verschwörung

Titel: Die Mars-Verschwörung
Autoren: David Macinnis Gill
Vom Netzwerk:
Gedanke, dass ich imstande sein werde, zwischen meinen Füßen bis auf die Oberfläche hinabzuschauen, bringt mein Herz zum Rasen.
    Vienne.
    »Tut mir leid«, sagt Tychon. »Kein Tritthocker.«
    »Brauche ich nicht.« Ich befördere meinen zerbeulten, zerschlagenen Körper auf den Sitz.
    Als Tychon die Luke geschlossen und sich ans Steuer gesetzt hat, wobei seine langen Beine fast die Schultern berühren, danke ich ihm, dass er mich mitnimmt.
    »Das tue ich nicht für Sie«, sagt er und startet die Vortexmaschine. »Ich tue es, weil Riki-Tiki es von mir erwarten würde.«
    »In Ordnung.«
    Der Olympus Mons füllt den westlichen Horizont aus, während Tychon die Bischofsstraße als Navigationshilfe benutzt, da er keine Bordtelemetrie hat. »Ich hoffe, es macht Ihnen nichts, wenn ich aus dem Bauch heraus navigiere«, sagt er, und ich beklage mich nicht, denn schließlich führe ich mehr oder weniger mein Leben auf diese Weise.
    Wir fliegen in geringer Höhe, damit das CorpCom-Radar uns nicht finden kann. Die Sonne findet uns auch nicht, deshalb ist es kalt im Cockpit, und meine Hände werden allmählich taub. Ich sage mir immer wieder, dass es an der Kälte liegt, nicht daran, dass mein Blut sich aufgrund meiner Panik im Unterleib sammelt.
    »Vienne«, flüstere ich immer wieder.
    Meine Atemluft erzeugt kleine Dampfwolken und schlägt sich an der Luke nieder, als das Aerofoil über eine Schlucht aufsteigt. Wir gleiten über Ebenen hinweg, die sich in einen sanften, grünen Teppich hüllen, der hier und da von tiefen Kratern und Gesteinsschichten durchbrochen wird, die sich aus dem Boden erheben. Wie ein Raubvogel aus Metall fängt Tychon thermische Aufwinde mit dem Querruder ein, die uns hoch genug tragen, um die Gewitterwolken zu berühren.
    »Du bist Sprühflugzeugpilot, nicht wahr?«
    Er lacht. »Wer hat Ihnen das denn erzählt?«
    »Rebecca. Im Kollektiv.«
    »Ja, das passt zu ihr.«
    Nach zwanzig Kilometern überfliegen wir die erste der Siedlungen, die die Sturmnacht zerstört hat. Von hier aus bilden die Gehöfte einen Flickenteppich aus perfekten Quadraten. Mehr als die Hälfte ist nach den Überfällen der Sturmnacht schwarz verbrannt. Als das Aerofoil tiefer sinkt, um den nächsten Aufwind einzufangen, kann ich ein Getreidesilo sehen, das auf ein Fabrikgebäudegestürzt ist, ein Treibhaus mit gesplitterten Scheiben und eine Reihe Erntemaschinen, von denen das Feuer nur einen Haufen verzogenes Metall zurückgelassen hat. Der Boden um sie herum ist mit Asche bedeckt.
    »Wenn du kein Sprühflugzeugpilot bist, was bist du dann?«
    »Einiges«, sagt er und zeigt auf das mächtige Hörnerpaar, das an der Nase des Fliegers befestigt ist, und dann auf die am Boden angenietete Winde. »Am besten verstehe ich mich aufs Abholen und Abliefern.«
    »Dann bist du Schmuggler. Menschen oder Fracht?«
    »Beides. Mir ist das vollkommen schnuppe.«
    Unter uns wiederholt sich die Szenerie des Gemetzels wieder und wieder. Eine Schneise der Zerstörung zieht sich von der Straße aus bis zum Fluss. Dort dreht Tychon nach rechts ab und folgt nun dem Gagarin stromabwärts. Die Stadt Dismel kommt in Sicht und gleitet vorüber, und ich denke an die Flüchtlinge, die auf der Suche nach Sicherheit nach Christchurch gegangen waren. Aber nun wird mir klar, dass sie nicht davongekommen sind. Stattdessen sind sie mitten ins Kampfgebiet geflohen.
    Mit einem Krachen wie von einer automatischen Waffe und einer Reihe von Blitzen kündigt sich das nächste Gewitter an. Tychon geht in den Sinkflug und steuert uns nahe an den oberen Rand des Hawera-Staudamms heran. Dort sehe ich etwas, was mich mein Schwindelgefühl vergessen lässt: Auf der Nordseite des Damms stehen Dutzende von Norikern in der Nähe der Beobachtungsplattform. Ihre deutlich gekennzeichnete Fracht: eine Ladung C-42-Sprengstoff, schwer wie eine Erntemaschine, genug, um einen Krater zu sprengen, der ganz Christchurch fassen würde.
    »Oh, Scheiße. Sieh dir das an!«
    »Was?«, fragt Tychon.
    »Die Sturmnacht«, sage ich. »Sie deponieren Sprengladungen am Staudamm. Lyme will das Zealand CorpCom mit einem gewaltigen Schlag auslöschen. Wir müssen Alarm schlagen. Dafürsorgen, dass die Stadt evakuiert wird. Hat das Ding keine Telemetrieeinrichtungen?«
    »Nur mein persönliches Mobilgerät.«
    »Dann melde einen Notfall an diese Kommunikationsstation.« Ich nenne ihm die Nummer und die nötigen Protokolle, gebe die Worte aus meiner Zeit als Regulator weiter und hoffe, dass der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher