Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mars-Verschwörung

Die Mars-Verschwörung

Titel: Die Mars-Verschwörung
Autoren: David Macinnis Gill
Vom Netzwerk:
Disponent ihm glauben wird. Mehr können wir nicht tun, außer mich nach Christchurch bringen, so schnell dieses Ding fliegt.
    Christchurch! Parlamentsturm! Dort ist Vienne. Dort ist Archibald.
    »Bring mich zum Regierungsbezirk. Nagel das Gaspedal am Boden fest oder was immer du tun musst, um diese Kiste zum Glühen zu bringen«, sage ich. »Lande, wo immer du kannst. Dann gehe ich zu Fuß weiter.«
    »Roger«, sagt er, dreht erneut ab und steigt hoch in die Wolken.
    Als wir wieder herauskommen, ist bereits ein Hellbender auf Patrouillenflug da, um uns willkommen zu heißen.
    »Ausweichmanöver!«, brülle ich.
    »Festhalten!« Tychon reißt den Steuerknüppel zurück. Die Nase des Aerofoils schießt aufwärts, und wir verschwinden wieder in der Wolkenbank, verfolgt von den Schüssen des Backbordschützen. Kugeln reißen Löcher in den Kohlefaserrumpf des Fliegers, und Tychon gibt einen tiefen Grunzlaut von sich, der allzu vertraut klingt.
    »Du bist getroffen!«, rufe ich.
    »In den Fuß.«
    »Vergiss die Landung!«
    »Niemals, Regulator«, sagt er. »Riki-Tiki war die liebenswürdigste Seele, die mir je begegnet ist. Ich will, dass diese Mistkerle für ihren Tod bezahlen.«
    Endlose Minuten bleiben wir in den Wolken. Tychon fliegt vollständig blind. Regen und Wind zerren am Flugzeugrumpf, spielen mit der Kabelage. Kann es einen schlechteren Tag geben, um meine neu erworbene Art des Glücks auf die Probe zu stellen?
    Dann endlich, als ich kurz davor bin, wegen Schwindelgefühlen in Verbindung mit Luftkrankheit und dem Geruch von Tychons Blut ins Cockpit zu kotzen, lösen wir uns aus den Wolken und halten eine Höhe von dreihundert Metern. Durch das Plexiglas ist die Favela auf dem Hügel, der über Christchurch aufragt, deutlich zu sehen. Der Slum ist mit Brandbomben angegriffen worden und steht in Flammen. Eine Wolke chemischen Rauchs, dunkler und dichter als eine Gewitterfront, steigt zu neun Uhr auf. Wir drehen vorher ab, und die Hauptstadt kommt in Sicht.
    Wir folgen dem Fluss, der zu den Sieben Brücken von Christchurch führt. Tausend Meter voraus nehmen CorpCom-Hellbender die Brücken unter Feuer, um den Vormarsch der Sturmnacht zu stoppen. Auf der Brücke, die uns am nächsten ist, donnert ein Convoy Noriker-Trucks in Richtung Rondell.
    »Überhol den Convoy!«, rufe ich.
    Er kreuzt den Fluss und gleitet so dicht über die Brücken und dann über die Häuser hinweg, dass ich das Gefühl habe, sie berühren zu können. Dann schwenkt er nach rechts auf der Suche nach einem geeigneten Landeplatz, der sich am Tannhäuserkrater befindet, wenige Meter jenseits der Stadtgrenze von Christchurch. »Das ist der beste Platz zum Landen«, ruft er.
    »Zu weit vom Geschehen«, rufe ich zurück. »Flieg zum Rondell. Ich werde abspringen.«
    »Ohne Fallschirm? Das ist Irrsinn!«
    »Ich weiß«, sage ich. »Aber meine geistige Gesundheit ist schon vor langer Zeit zum Fenster raus.«
    Unter uns liegt eine verlassene Stadt: keine Menschen, keine Autos und keine Züge. Die Ampelanlagen arbeiten nicht; nirgends ist Bewegung zu sehen. Das Einzige, was sich regt, sind Abfälle, die der Wind vor sich her treibt. Doch als wir über das Rondell fliegen, ändert sich alles. Ich sehe eine Reihe Sandsäcke nachder anderen, außerdem Betonbarrieren mit einer Krone aus Stacheldraht. Eine Division CorpCom-Soldaten nimmt in aller Eile Kampfposition ein, und sogar im Aerofoil ist das Dröhnen ferner Hellbenderrotoren zu hören.
    Ein Hellbender donnert auf uns zu, und wieder geraten wir unter Beschuss.
    »Mimi«, sage ich. »Wach auf. Wir haben zu tun.«
    Sie meldet sich mit einem Gähnlaut. »Roger. Schön, dass du mich zum Spielen rauslässt.«
    »Verschone mich mit dem Sarkasmus und such einen passenden Landeplatz für uns.«
    »Wir brauchen einen Absetzplatz!«, ruft Tychon.
    Ich suche das Rondell nach einer passenden Stelle ab. Mir wäre es lieber, nicht aufs Pflaster zu knallen. Besser gefiele mir ein hohes Gebäude, dessen Dach die Wucht des Aufpralls wenigstens teilweise absorbiert. Dann sehe ich Rauch, der mitten aus dem Parlamentsturm aufsteigt. Aus derselben Etage, aus der Vienne gesprungen ist   – der Etage, in der sich der Sitzungssaal befindet.
    »Was meinst du?«, frage ich Mimi.
    »Könnte schlimmer sein, Cowboy.«
    »Da!«, rufe ich. »Setz mich auf dem Dach des Parlamentsturms ab.«
    »Auf dem Dach?«, ruft er zurück. »Sie sind wirklich irre.«
    »Tu’s einfach!« Ich spanne den Riemen meines Helms und klappe das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher