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Die Makler-Mafia

Die Makler-Mafia

Titel: Die Makler-Mafia
Autoren: Stefan Wolf
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hindurch. Ihre Augen weiteten sich einen kurzen Moment
vor Schreck. Ein künstliches Bein war schräg gegen die Wand gelehnt! Eine
Prothese! Die Frau musste sie abgenommen haben. »Meister, ich weiß, er wird
bald dafür seine gerechte Strafe bekommen!«, zischte die Frau. Ihre Stimme
hatte sich plötzlich verändert und hörte sich böse an, was Gaby innerlich
frösteln ließ.
    Diese Frau führt nichts Gutes
im Schilde, dachte sich Gaby. Ihre Intuition hatte sie bisher noch nie
getäuscht. Pfote wartete, bis die Frau die Toilette verließ, und folgte dann
kurz darauf. Obwohl sie sich nach ihr umschaute, konnte sie die mysteriöse
Person nicht wieder entdecken. Sie schien wie vom Erdboden verschluckt. Eilig
lief Gaby zu ihren Freunden zurück, die sich schon Sorgen gemacht hatten. Oskar
jaulte kurz auf und Gaby nahm ihn auf den Arm.
    »Warum hat das denn so lange
gedauert?«
    Gaby erzählte kurz, was sie
erlebt hatte.
    »Wir sollten die
Flughafenpolizei verständigen«, meinte Klößchen. »Wer weiß, vielleicht ist das
eine Terroristin.«
    »Ich weiß nicht«, zweifelte
Karl, nahm seine Brille ab und putzte sie nachdenklich. »Mutmaßungen und ein
amputiertes Bein werden nicht reichen, um sie festzunehmen. Außerdem kann das
auch alles nur ein Missverständnis sein.«
    Selbst Gaby musste Karl
zustimmen. Sie hatten nicht mehr die Gelegenheit, weiter darüber zu
diskutieren, weil ihr Flug aufgerufen wurde und sie in die Maschine mussten. Als
das Flugzeug schließlich die endgültige Flughöhe erreichte, hatte Klößchen
bereits drei Mal bei der entnervten Stewardess nachgefragt, wann denn endlich
der Snack serviert würde.

6. Angst
     
    TKKG fuhren in einem
städtischen Linienbus der norddeutschen Großstadt zum noblen Vorort, in dem
Klößchens Großmutter wohnte. Der Bus brauchte dorthin eine gute
Dreiviertelstunde. Dann mussten sie noch knapp einen Kilometer zu Fuß gehen,
vorbei an schicken Häusern mit riesigen Gärten, die durch meterhohe Hecken
abgeschirmt waren, bis sie schließlich vor der Villa standen, die einsam am
Waldrand lag. Rosalinde Sauerlichs Anwesen, das Klößchen liebevoll »Omas Hütte«
nannte, war ein stattliches Haus. Eine Villa mit 14 Zimmern, in der sie seit
dem Tod ihres Mannes allein lebte. Der Garten vor dem Haus war in einem sehr
gepflegten Zustand und in der Mitte stand ein verzierter Springbrunnen mit
einer barocken Engelfigur.
    TKKG liefen zur weißen,
imposanten Eingangstür und drückten auf den goldenen Klingelknopf. Von drinnen
hörten sie dumpf zwei Mal eine Glocke läuten, die ebenso stilvoll klang, wie
alles andere aussah. Es dauerte eine Weile, bis sich die schwere Holztür einen
Spalt öffnete und das liebevolle, rundliche Gesicht von Frederike Dahlke im
Türrahmen erschien. Oma Sauerlichs Haushälterin war Mitte 50, von kleiner
Statur und arbeitete erst seit Kurzem bei Frau Sauerlich. Auffällig an ihr war
das immer mausgraue, eng geschnittene Kostüm, das so gar nicht zu den turmhoch
toupierten Haaren, die schon leicht angegraut waren, und dem knallroten
Lippenstift passte. Klößchens Oma hatte sich bis vor einigen Jahren geweigert,
eine Vollzeitkraft einzustellen. Doch in ihrem hochbetagten Alter konnte sie
gut eine Hilfe gebrauchen, die sie unterstützte. Rosalinde Sauerlich hatte schließlich
eingewilligt, nicht zuletzt wegen Klößchens Vater, der darauf bestand, dass
jemand ein Auge auf sie warf.
    Oskar sprang freudig an Frau
Dahlke hoch, die ihn liebevoll knuddelte. Eigentlich begrüßte sie TKKG immer
überschwänglich, doch dieses Mal machte sie einen verstörten und besorgten
Eindruck. »Ich bin so froh, dass ihr hier seid. Frau Sauerlich geht es nicht
gut!«
    Sie bat TKKG hereinzukommen und
führte sie in den sogenannten Kleinen Salon, in dem sie Erfrischungen
vorbereitet hatte: Limonade für alle und für Klößchen Schokokekse aller Art.
Klößchen schnappte sich gleich den ganzen Teller und setzte sich auf ein altes
Sofa mit hohen geschwungenen Armlehnen. Das Zimmer war bestückt mit wertvollen
Gemälden, einem edlen Wandteppich, einer griechischen Statue und teuren
Porzellanvasen. Im offenen Kamin knisterte ein Feuer. Gaby fiel sofort das
kaputte Fenster zum Garten auf, das mit einem Brett notdürftig zugenagelt
worden war. »Was ist denn da passiert?«, erkundigte sie sich neugierig und
deutete in die Richtung.
    Die Haushälterin seufzte. »Das
wird euch Frau Sauerlich erklären.«
    »Wo ist Großmutter?«, fragte
Klößchen erstaunt. Er setzte den Teller
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