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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)
Autoren: Misty Massey
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ganz wunderbar!«
    Er grinste. »Ich dachte nur, dass du deine eigenen Farben bräuchtest. Da du doch nun Kapitän bist …« Seine Stimme erstarb. Er hob eine Hand ans Gesicht und kniff sich in den Nasenrücken.
    Falkin ließ die Flagge über einen Arm sinken. Binns hatte ihr genauso das Leben gerettet wie sie ihm das Schiff. Er war der Vater gewesen, den sie als Kind verloren hatte, der Lehrer, den sie nie hatte haben dürfen, und der Kapitän, der ihr die Chance gegeben hatte zu glänzen, als alle anderen auf sie gespuckt und ihr den Rücken zugewandt hatten. Er hatte ihr manches verheimlicht, aber nur, weil er sie hatte schützen wollen. Ohne ihn hätte sie wohl immer noch auf Eldraga gekellnert, ihr Leben verabscheut und sich nach Besserem gesehnt. Sie öffnete den Mund und hoffte, dass die Worte irgendwie selbst den Weg nach draußen finden würden, aber Binns hob die Hand und bedeutete ihr zu schweigen.
    »Nein, Mädchen.« Er zog den Kopf ein; seine Wangen röteten sich. »Du musst es gar nicht erst sagen. Ich bin so stolz auf dich, dass mir das Herz so sehr in der Brust schwillt, dass sie platzen könnte. Wenn ich je sterben wollte, dann nur, um deine Eltern zu treffen und ihnen dafür danken zu können, dass sie mir deine Erziehung anvertraut haben.« Er schlang die kräftigen Arme um sie und zog sie eng an sich. »Du hast bei mir immer ein Zuhause, Falkin. Wenn du es je brauchst, so komm zu mir. Aber jetzt hiss die Flagge, und lass sie stolz fliegen. Ich werde den Hafen im Auge behalten. Oh, und eines noch …« Er griff in die Tasche und zog einen kleinen Silberring daraus hervor. »Ich glaube, das gehört dir.«
    Falkin nahm ihn mit zitternden Fingern und hängte ihn sich wieder ins Ohr.
    »Ich habe nie an dir gezweifelt. Guten Wind, mein Mädchen«, murmelte Binns und ließ sie so plötzlich los, wie er sie umarmt hatte; dann wandte er sich auf dem Absatz um und verschwand in der Menge.
    Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie hob rasch den Arm, um ihr Gesicht abzureiben, bevor einer der Männer etwas bemerken konnte; dann faltete sie die Flagge zusammen und schob sie sich unter den Arm. Sobald sie wieder auf dem Schiff war, würde sie sie hissen. Vielleicht konnte Binns sie sehen, bevor er abfuhr. Sie hoffte es.
    »Ahoi, Zornige Falkin!«
    Er kam auf sie zumarschiert, so rasch, dass Haar und Umhang hinter ihm her wehten. Er war offensichtlich schon einkaufen gewesen, denn er trug eine hautenge, jägergrüne Hose und ein schwarzes Seidenhemd. Er hatte seinen schlichten, schwarzen Umhang durch einen neuen ersetzt, der aus glänzender Aalhaut gefertigt war und seidig wirkte. Falkin kämpfte gegen den plötzlichen Drang an, die Hand auszustrecken und darüberzustreichen. Das Letzte, was sie brauchen konnte, war jedoch, McAvery noch zu ermutigen.
    »Zornig?«, fragte sie.
    »Mit einem solchen Schiff brauchst du einen guten Spitznamen. Einen, der geeignet ist, den Herzen deiner Feinde Furcht einzuflößen.«
    »Vielleicht wäre es besser, wenn ich mir selbst einen Namen verdiente, meinst du nicht?«
    »Vielleicht hast du recht. Wohin wirst du denn zuerst fahren, auf deinem schönen neuen Schiff?«, fragte er, stemmte die Hände in die Hüften und warf sich so, wie sie es mittlerweile kannte, in Positur.
    »Nach Eldraga; ich habe eine neue Klinge, die ich noch nicht abbezahlt habe.« Sie zögerte und lächelte dann. »Und du?«
    »Nach Lidias.«
    Verblüfft riss sie die Augen auf. Lidias war eine Wüsteninsel, auf der bis auf religiöse Asketen nur wenige Menschen lebten. »Ich weiß, dass ich es bereuen werde, danach gefragt zu haben, aber …«
    »Warum Lidias?«, beendete er die Frage für sie. »Ich kümmere mich um vielerlei Angelegenheiten, liebe Falkin. Sagen wir nur, dass ich … etwas an die sandigen Ufer von Lidias liefern muss.« Er warf einen Blick über die Schulter und sah dann zurück. »Ich werde bald aufbrechen. Der Spross ist kein sehr geduldiger Mann.«
    »Dann sag mir doch bitte, was du besitzt, und was der Spross von Lidias gern hätte?«
    McAvery legte den Kopf schief; ein schlaues Grinsen huschte über sein Gesicht. »Als ob ich dir das sagen würde. Einer königlichen Agentin! Du würdest meine Knöchel in Ketten legen, bevor ich auch nur blinzeln könnte.«
    »Das schien dir letztes Mal gar nicht so viel auszumachen«, sagte sie lachend.
    »Nein, ich gebe es zu. Vielleicht lag es an der Aussicht.« Er streckte die Hand aus, ergriff ihre und zog sie langsam zu sich heran, während er ihr
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