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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)
Autoren: Misty Massey
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ihr nichts anhaben. Sie erwiderte sein Lächeln. Wenn er versuchte, ihr etwas zu tun, würde er es bereuen.
    Binns drückte ihr die Schulter. »Ich weiß, dass ich viel verlange, aber ich kann mir niemanden vorstellen, der besser geeignet wäre. Tritt bitte an meine Stelle, und mach mich stolz.«

Epilog
     

     
    Hurtig, hurtig flog das Schiff, Und doch auch wonniglich. Sachte, sachte blies der Wind Ganz allein für mich.
    Samuel Taylor Coleridge
     
     
     
    FALKIN BESCHATTETE IHRE Augen gegen die strahlende Morgensonne. Riesige schwarze Segel hingen dort, wo einst rote gewesen waren, und flatterten wie die Flügel eines monströsen Raben in der kräftigen Brise, die vom Wasser herüberwehte.
    Der König war mehr als großzügig gewesen – jeder Mann ihrer Mannschaft hatte den Gegenwert des Ertrags einer Saison an Gold erhalten, also genug, um sie die letzten sechs Nächte lang bis über beide Ohren in Rum und Dirnen versinken zu lassen. Eine reichliche Entschädigung für die harte Arbeit, die sie bei Tageslicht geleistet hatten, um die Thanos instand zu setzen. Falkin hatte darüber nachgedacht, das große Schiff neu zu streichen, damit es sich nicht derart leuchtend vom offenen Meer abhob. Aber diese Farben passten zu ihr.
    Gar nicht zu reden von der langen Diskussion, die sie geführt hatte. Bis zum Abendessen hatte sie nicht nur das seltsame System der Besteuerung durch Piraterie eingesehen, sondern den König auch noch davon überzeugt, eine Verlautbarung zu erlassen, die es Frauen gestattete, an Bord von Handelsschiffen anzuheuern. Es war immerhin ein Anfang – und sie war erfreut gewesen. So ist es wahrscheinlich gekommen, dass er mich überreden konnte, Binns’ Stelle einzunehmen , dachte sie. Sie hatte wenigstens einen besseren Beuteanteil für ihre Mannschaft herausgehandelt. Nachdem sie ein paar Tage Zeit gehabt hatte, darüber nachzudenken, schien es ihr – anders als zu Anfang – nicht mehr ein so fürchterliches Schicksal zu sein, für die Krone zu arbeiten.
    Jeremies verräterische Genossen waren allesamt zusammengetrieben und ihrer Strafe zugeführt worden. Falkin hatte es besonders genossen zuzusehen, wie Cragfarus um sein Leben gefleht hatte. Der König hatte sie alle zur Arbeit in die Salzbergwerke auf dem Kontinent geschickt, wo sie keinen Schaden mehr anrichten konnten. Der Prinz hatte seine Wunde zwar überlebt, aber niemand schien zu wissen, wo er untergebracht worden war.
    Die einzige unerfreuliche Einzelheit des Tages war ihre Begegnung mit dem Danisober gewesen. Menja Lig war von ihren Fähigkeiten begeistert – und auch davon, dass sie der Bruderschaft all die Jahre über ausgewichen war.
    »Ihr solltet uns wirklich beitreten«, hatte er gedrängt. »Dieser Verräter Cazador hat Eure besondere Begabung schon erwähnt. Wir könnten jemanden mit Eurer Kraft gebrauchen. Ihr wäret vor jedem geschützt, der versuchen würde, Euch zu benutzen.«
    Nur nicht vor den Danisobern selbst. »Ich danke Euch, Bruder, aber ich habe einen Beruf, an den ich gebunden bin.«
    Er hatte die Augen zusammengekniffen. »Seine Majestät hat Euch für den Augenblick erlaubt, das Gesetz zu umgehen. Doch der Tag wird kommen, an dem Ihr diese Worte bereuen werdet, junge Frau. Die Bruderschaft weist man nicht einfach ab.«
    »Ich mache mir keine Sorgen«, sagte sie. »Wenn Ihr mich mit Gewalt holen wollt, so müsst Ihr nur auf den Ozean kommen und mich fangen.«
    Er war mit wehenden Roben davongestapft. Sie hatte ihn seitdem nicht wieder gesehen, aber immer den Eindruck verspürt, beobachtet zu werden. Lig würde nicht einfach so aufgeben. Deshalb wäre sie auch besonders froh, möglichst früh wieder auf dem Wasser zu sein.
    »Änderst du den Namen nicht?« Binns stupste sie an.
    »Nein, ich mag die Thanos so, wie sie ist.« Falkin wandte sich zu ihrem Kapitän um. Besser gesagt: ihrem ehemaligen Kapitän. Er hatte offensichtlich einen Teil seines Geldes ausgegeben, um einen Barbier und einen Schneider aufzusuchen. Sein langer Zopf war ordentlich abgeschnitten worden, und sein Gesicht wirkte rosig und glatt rasiert. Er trug einen Gehrock in einem goldenen Beige über einer schlichten, weißen Tunika und einer dunkelbraunen Hose, die in glänzende, schwarze Stiefel geschoben war. Sie war es zwar nicht gewohnt, dass er sich so kleidete, aber es stand ihm gut.
    »Du siehst wie ein braver, biederer Händler aus«, sagte sie lächelnd. »Vielleicht sogar … wie ein Wirt?«
    Binns grinste und nickte. »Na ja …
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