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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)
Autoren: Misty Massey
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Seine Majestät ist die Großzügigkeit selbst«, sagte er. Er griff in seinen gut geschnittenen Gehrock, zog ein gefaltetes Pergament hervor und schwenkte es so, wie er es früher mit einer Klinge getan hätte. »Unser König da ist schon ein guter Mann.«
    Falkin nahm das Pergament und faltete es neugierig auseinander. Die förmlichen Worte, mit denen es beschrieben war, erschienen prächtig verschlungen und gefärbt, aber es gelang ihr, sie trotz der Verzierungen zu lesen. »Auf Befehl Seiner Majestät, König Manius, wird dem unter dem Namen Artemus Binns bekannten Piraten zum Dank für seine treuen Dienste, die darin gipfelten, einen Verräter an der Krone seiner gerechten und gesetzmäßigen Strafe zuzuführen, vollständige Amnestie für jegliches Verbrechen, das er zu Wasser oder zu Lande begangen haben mag, gewährt. Dem königlichen Dank sei durch die Schenkung eines Grundstücks und aller Gebäude, die sich darauf befinden, auf der schönen Insel Bix Ausdruck verliehen.«
    Das Dokument präzisierte die genaue Lage der Schenkung. Falkin lachte. »Ich bin zwar keine Navigatorin, aber ich glaube, dass dieses Grundstück genau unter dem Wirtshaus liegt, in dem du früher gearbeitet hast.«
    »Ist es nicht von großem Reiz, wie das Leben so spielt?«, sagte er mit einem schelmischen Glitzern in den Augen. »Zufällig habe ich jemandem vor einer ganzen Weile meine traurige Geschichte erzählt – und er hat sich daran erinnert. Ich hätte gar nicht gedacht, dass er überhaupt zugehört hatte. Wie ich schon sagte: guter Mann, unser König!« Binns nahm sein Pergament zurück, schob es sich in die Jacke und zog ein weiteres hervor. »Er bat mich, dir das hier zu übergeben.«
    Das zweite Pergament war mit den spitzengleichen Kritzeleien bedeckt, die sie die letzten paar Tage über zu schreiben gelernt hatte. Wenn sie erst geschrieben waren, versteckten die Buchstaben sich von selbst, aber es war schwierig gewesen, ein magisches Alphabet auswendig zu lernen. »Das ist mein Patent«, sagte sie. »Aber das konntest du schon lesen, nicht wahr?«
    »Ja, Mädchen.« Er tätschelte ihr die Schulter. »Aber ich habe einen Augenblick länger gebraucht als du, um das Schreiben zu lernen. Du wirst eine hervorragende Freibeuterin sein.« Er schniefte. »Wann setzt du die Segel?«
    »Heute noch. Ich liege gut in der Zeit. Alle Reparaturen sind erledigt, meine neuen Segel sind aufgezogen, und der Proviant ist aufgestockt. Es wird eine kurze Saison werden, aber dank der zusätzlichen Prämie glaube ich nicht, dass auch nur einer der Männer Grund zur Klage haben wird.«
    Bevor Binns etwas sagen konnte, erklang ein Horn – er warf einen Blick über die Schulter. »Nun, Mädchen, ich nehme ja nicht gern Abschied …«
    »Was? Ich dachte, du würdest mit uns nach Bix fahren.« Das Herz war ihr plötzlich schwer, und das Lächeln wich aus ihrem Gesicht.
    »Das wär keine gute Idee.« Er zog einen Mundwinkel hoch; es war nicht ganz ein Lächeln, eher freundliche Traurigkeit. »Ich habe das gut bedacht, also kannst du mich nicht umstimmen. Schiffe wie deines ertragen nur einen Kapitän auf einmal. Es ist das Beste, wenn ich dir hier Lebewohl sage, damit du allein in den Sonnenuntergang segeln kannst. Aber ich habe ein Geschenk für dich besorgt, damit du dich an mich erinnerst.«
    Sie starrte ihn an und wollte nicht glauben, was sie hörte. Ihr Brustkorb fühlte sich so belastet an, als hätten sich Ziegelsteine gehäuft, und das Atmen fiel ihr schwer. Wie sollte sie ihm in wenigen kurzen Minuten all die Dinge sagen, die sie auf einer viertägigen Reise hatte ansprechen wollen?
    Binns zog ein in Papier eingeschlagenes Paket unter dem Gehrock hervor und reichte es ihr. Es war schwer und weich. Sie balancierte es auf einer Hand und zog mit der anderen an den Rändern des Papiers. Darunter befand sich tiefroter Stoff, der zu einem winzigen Rechteck gefaltet war. Sie sah Binns fragend an.
    »Mach weiter«, drängte er. Sie riss das letzte Stück Papier ab und ließ es auf den Boden fallen. Dann schüttelte sie den Stoff aus und schnappte nach Luft.
    Es war eine Flagge. Eine schöne, scharlachrote Flagge. Ein schwarzes Schwert verlief quer darüber. Oberhalb des Schwerts hockte ein Falke, wunderschön und gefährlich. Falkin sah die Flagge an. Sie war so wunderschön.
    Binns beobachtete sie, drehte den Hut zwischen den Händen und versuchte, ihre Reaktion auszuloten. »Wird sie dir reichen?«
    »Reichen?« Sie lachte entzückt. »Sie ist
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