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Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)

Titel: Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)
Autoren: Pierre Grimbert
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Kopf schüttelte und leise vor sich hin jammerte. Rey ergriff eine Fackel und folgte ihm, Grigán bildete die Nachhut.
    Rey spürte, wie der vergiftete Dolch bei jedem Schritt gegen seinen Schenkel schlug. Bei jeder noch so kleinen Bewegung raschelte das rote Gewand, und unter der schweren Novizenkutte brach ihm der Schweiß aus. Er sah wie ein Zü aus und würde vielleicht schon bald einem der Mörder gegenüberstehen.
    Ein auf ein Gesicht aufgemalter Totenkopf kam ihm in den Sinn und erinnerte ihn an den Schlag gegen seinen Kehlkopf, der ihn fast getötet hätte. Er hatte sein Leben nur einer glücklichen Fügung zu verdanken.
    Trotz seines großspurigen Auftretens hatte er Angst. Während Yan den Tunnel hinter ihnen verschloss, fragte sich Rey, ob es Grigán dem Unfehlbaren ähnlich erging, oder ob der Krieger vielleicht schon zu verrückt war, um sich noch vor irgendetwas zu fürchten.
     
     
    Bowbaq wollte aufstehen, um sich von seinen Freunden zu verabschieden, doch der Schmerz hinderte ihn daran. Er konnte gerade noch einen Aufschrei unterdrücken.
    Noch schlimmer als der Schmerz war allerdings die Frage, ob er überleben würde.
    Sicher, er hatte sich einen Dolch eingefangen. Doch er hatte schon schwere Verletzungen überstanden, die er sich etwa bei seinen mitunter etwas rauen Spielen mit Mir zugezogen hatte. Einmal hatte der Löwe ihm das Handgelenk und zwei Finger gebrochen und bei einer anderen Gelegenheit im Eifer des Gefechts sogar fast die Kehle aufgerissen.
    Doch diese Wunde stammte von einer vergifteten Klinge. Obwohl Corenn fest an seine Heilung glaubte, ahnte Bowbaq, dass er es nicht schaffen würde.
    Er grübelte über die Gründe nach, die ihn an diesen Ort geführt hatten, fern von seinen Kindern, fern von Ispen, seiner geliebten Frau. Die Züu hatten es auch auf Ispen, Prad und Iulane abgesehen, ebenso wie auf ihn und seine Freunde. Niemand wusste, warum, geschweige denn, wie man sie aufzuhalten konnte.
    Am Abend zuvor hatte er in einer Höhle auf einer kleinen Insel im Mittenmeer gestanden und das Tor zu einer anderen Welt gesehen. Eine magische Pforte. Das Geheimnis von Ji.
    In der Nacht hatte er das Geheimnis im Schlaf gewälzt.
    Erstmals kam ihm der Gedanke, dass er vermutlich als Einziger der Gefährten eine Vorstellung davon hatte, was die andere Welt war.
    Vergeblich versuchte er, den düsteren Gedanken beiseitezuschieben.
    Sollte er die Verletzung überleben, würde nichts mehr sein wie zuvor. Es hatte ein Leben vor der Insel Ji gegeben, doch alles, was er von nun an erlebte, würde zu seinem Leben nach der Insel Ji gehören.
    Seine Wunde pochte, und er glaubte nicht, dass er Schlaf finden würde. Sein Körper brauchte Ruhe, doch sein Geist war viel zu aufgewühlt. Auch er wollte besänftigt werden.
    Plötzlich hatte er das Bedürfnis, mit jemandem zu reden.
    Er hatte das Bedürfnis, über den Tod zu sprechen, seine Familie, sein Leben. Über die Züu, ihren Feind und das Geheimnis der Insel. Er hatte das Bedürfnis, sich jemandem anzuvertrauen. Einem seiner Freunde. Einem anderen Erben.
    Er schlug die Augen auf und sah das tanzende Licht der Fackeln, die den Keller erhellten. Léti saß neben ihm und lächelte ihm aufmunternd zu. Der Riese seufzte erleichtert, räusperte sich und begann zu erzählen.
     
     
    Sobald Grigán und Rey fort waren, sah Corenn Yan mit einem Funkeln in den Augen an. Dem jungen Mann war unbehaglich zumute, und er fühlte sich eingeschüchtert.
    In seiner Kindheit war die Ratsfrau, einfach nur eine der wenigen Verwandten Létis gewesen, die hin und wieder zu Besuch gekommen war. Später erfuhr er, dass Corenn in Wahrheit nicht die Tante des Mädchens war, sondern eine Cousine ihrer Mutter Norine. Als er alt genug war, um das Regierungssystem des Matriarchats zu begreifen, erfuhr er, dass Corenn eine der wichtigsten Frauen im Land war.
    Er erinnerte sich kaum noch daran, wie er sie vorher wahrgenommen hatte. Fortan kam sie ihm jedenfalls strenger, ernsthafter und verantwortungsvoller vor als irgendjemand sonst.
    Bei ihren Besuchen war er ihr stets aus dem Weg gegangen, und Corenn blieb ohnehin immer nur kurz in Eza. Alle drei Jahre nahm sie Norine und Léti für ein paar Tage mit nach Lorelien. Yan hatte nie gefragt, was sie dort taten, denn Léti hütete ihre Geheimnisse argwöhnisch.
    Mittlerweile musste er es.
    In den letzten beiden Dekaden hatte er Corenn kennen und schätzen gelernt. Wie alle anderen empfand er tiefe Zuneigung zu ihr, und das nicht nur
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