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Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)

Titel: Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)
Autoren: Pierre Grimbert
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wegen ihres scharfen Verstandes. Wenn man Yan gefragt hätte, wer am besten geeignet war, die Gruppe zu führen, hätte er ohne Zögern Corenn genannt. Trotz seiner langen Reisen und seiner Kampferfahrung war Grigán einfach viel zu stur und verschlossen.
    Yan hatte geglaubt, alles über Corenn zu wissen, doch das Mitglied im Ständigen Rat von Kaul warf ihm schon den ganzen Tag über verschwörerische Blicke zu, bei denen es ihm kalt den Rücken hinunterlief.
    Auf dem Rückweg von der Insel Ji hatte die Ratsfrau angekündigt, sie habe ihm etwas Wichtiges zu sagen, und ohne dass Corenn auch nur ein Wort verlor, wusste Yan, dass dieser Moment nun gekommen war.
    Unwillkürlich sah er sich um, als hätte er etwas vergessen. Dann zuckte er mit den Schultern und folgte Corenn hoch in den Stall.
    Er war fast so aufgewühlt wie am Vortag, als sie durch die Pforte geblickt hatten.
    Die Erinnerung an das grüne, sonnenbeschienene Tal machte ihn traurig. Es war die gleiche Traurigkeit, die er empfunden hatte, als sich die Pforte schloss und ihnen ihr Geheimnis nicht preisgab. Ihm dämmerte, dass er nicht mehr derselbe alte Yan war …
    »Was ist mit Bowbaq?«, stammelte er verlegen, als spräche er mit einer Fremden.
    »Es geht ihm gut. Léti ist bei ihm. Ich habe vorhin den Verband gewechselt, und die Wunde hat sich nicht entzündet. Ich glaube, das Gift kann ihm nun nichts mehr anhaben.«
    Yan entspannte sich ein wenig, aber die Unruhe kehrte zurück, als er Corenns nachdenkliches Gesicht sah.
    Sie traten aus dem Stall und gingen schweigend ein paar Schritte. Die Sonne stand hoch am Himmel, und die lorelische Landschaft erstrahlte in voller Pracht.
    Überall zwitscherten Waulen und Räuberamseln. In der Ferne ertönte der raue Schrei eines Meeresfasans, und ein Wildschwein grunzte wie zur Antwort. Die Tiere spürten die Jahreszeit der Erde nahen und genossen die warmen Sonnenstrahlen.
    Yan dachte belustigt, dass Raji tot umfallen würde, wenn er wüsste, dass sie am helllichten Tag draußen herumspazierten, wo jeder zufällige Besucher sie sehen konnte. Der kleine Mann tat ihm leid, aber er wusste, dass Grigán lieber sterben würde, als das Leben eines Unschuldigen in Gefahr zu bringen. Außerdem würde Raji großzügig entschädigt werden.
    Corenn schwieg noch immer, und so nahm Yan all seinen Mut zusammen. »Hat das, worüber Ihr mit mir sprechen wollt, etwas mit der Insel oder mit mir zu tun?«
    Die Ratsfrau schmunzelte und sah ihn von der Seite an. Sie erreichten den Waldrand. »Yan der Fischer, dumm seid Ihr nicht«, sagte sie pompös. »Es hat etwas mir dir zu tun«, fügte sie nach einem Augenblick hinzu.
    Yan spürte, wie sich ihm die Nackenhaare sträubten. Er hatte mit nichts anderem gerechnet, aber er hätte sich lieber geirrt.
    Corenn holte tief Luft. »Nach dem, was gestern geschehen ist, wird dir meine Frage vielleicht nicht mehr ganz so seltsam vorkommen. Yan, glaubst du an das Unmögliche?«
    »Ja, natürlich«, sagte er, ohne zu zögern. Dann hatte er das Gefühl, seine etwas naiv klingende Antwort erklären zu müssen. »Schließlich habe ich es mit eigenen Augen gesehen, nicht wahr? Wir alle haben es gesehen. Erzählen kann man viel, das beweist noch gar nichts. Aber gestern … Gestern habe ich es selbst erlebt. Ich habe die Pforte gesehen. Und die andere Welt. Wenn es sie gibt, dann kann es auch andere scheinbar unmögliche Dinge geben.«
    Corenn blieb stehen, streckte sich und ließ den Blick über die Bäume schweifen. Eine solche Antwort hatte sie erhofft. »Schön! Dann wird es so einfach, wie ich vermutet habe. Setzen wir uns. Ich möchte dir etwas zeigen.«
    Neugierig kauerte sich der Kaulaner in das taunasse Gras. Corenn breitete eine Decke aus, ließ sich darauf nieder und lehnte sich mit dem Rücken an den Stamm einer jungen Lubilie. Gemächlich nahm sie eine Münze aus ihrem Geldbeutel und reichte sie Yan.
    »Stell sie auf den Boden, auf die schmale Seite. Wohin du willst, aber nah genug, dass ich sie sehen kann.«
    Yan gehorchte und fragte sich, was Corenn vorhatte. Wenn Rey so etwas von ihm verlangt hätte, dann hätte er sich geweigert, aus Furcht, auf den Arm genommen zu werden.
    »Jetzt rühr dich nicht. Sieh dir die Münze genau an.«
    Verständnislos musterte Yan das Geldstück. Es handelte sich um eine Drei-Königinnen-Münze aus dem Matriarchat, matt vom Alter und ohne besondere Merkmale. Gerade genug Geld, um einen Laib Brot zu kaufen.
    Während er die Münze beobachtete, taumelte
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