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Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)

Titel: Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)
Autoren: Pierre Grimbert
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religiöses Gleichnis erzählt. Ich nickte und schwor, die Moral niemals zu verraten, so wie es von mir erwartet wurde. Aber ich war verwirrt.
    Alles, was ich bisher gelernt hatte, beruhte auf drei Werten: Wissen, Toleranz und Frieden. Die drei Tugenden der Weisen. Drei Stufen, die es zu erklimmen galt, um die Moral zu erlangen.
    Hatten die Emaz zu Zeiten meines Urahnen nicht gegen eine dieser Tugenden verstoßen? Waren es die Thesen eines Maz und hohen Würdenträgers des Tempels etwa nicht wert, angehört zu werden?
    Sogleich bereute ich diesen frevelhaften Gedanken und bemühte mich, Achem zu vergessen. Vergebens.
    Wenn ich meiner Neugier nachging, störte ich den Frieden. Aber wenn ich die Augen vor meinen Zweifeln verschloss, beleidigte ich das Wissen und die Toleranz.
    Warum war Maz Achem zum Schweigen gebracht worden?
    Ich beschloss, es herauszufinden.
     
     
    Vor der lorelischen Küste, nur wenige Meilen von einem verschlafenen Städtchen entfernt, lag eine kleine unbewohnte Insel.
    Eine Insel wie so viele entlang der Küste des Mittenmeers: einsame Strände, karge Felsen, ein von der tosenden Brandung zerklüftetes Ufer. Nur sehr verschrobene und penible Kartografen trugen sie überhaupt in ihre Land- und Seekarten ein, und so war sie nur ein winziger Punkt auf ein paar wenigen Pergamenten, der nach einigen Jahren meist für einen Schmutzfleck gehalten wurde.
    Die Insel, der eigentlich niemand Beachtung schenkte, schlug einige wenige Menschen in ihren Bann. Einer von ihnen war Judikator Zamerine, geistiges Oberhaupt der Boten Zuïas in Lorelien und heimlicher Anführer aller Züu der Oberen Königreiche.
    »Wie lange noch?«, fragte er den Mann am Steuer.
    Der alte Fischer zuckte zusammen. Zum ersten Mal richtete der Anführer das Wort an ihn. Bislang hatte nur der jüngere Mann gesprochen, vermutlich der Diener. Dem Fischer war das nur recht gewesen, denn der Anführer wirkte nicht gerade umgänglich. Es gelang ihm nicht, seinem kalten, verächtlichen Blick standzuhalten. »Vielleicht zwei Dezimen«, antwortete er zaghaft. »Der Wind bläst von vorne, da dauert es ein wenig länger.«
    »Das ist zu lang.«
    Der Fischer wusste nicht, was er sagen sollte. Er konnte doch nichts dafür! Die verdammte Insel würde schon nicht weglaufen - sie würde auch in hundert Jahren noch da sein!
    Natürlich behielt er diese Gedanken für sich, denn der Fremde hatte für die Überfahrt nach Ji bezahlt - und zwar nicht zu knapp. Ganz zu schweigen davon, dass er eine Heidenangst vor seinen beiden Passagieren hatte.
    Der Anführer starrte unverwandt auf das Felsriff, auf das sie zusteuerten. Sein Gesicht zeigte keinerlei Regung. Der jüngere Mann wiederum ließ den Fischer nicht aus den Augen, als wollte er verhindern, dass er sie hinterrücks überfiel. Oder als wollte er ihn jeden Moment hinterrücks überfallen.
    Rasch schob der Fischer diesen Gedanken beiseite und sah einem Schwarm Dynastenschwänen nach, der dicht über das Wasser hinwegflog. Er beschloss, seinen Passagieren nicht mehr in die Augen zu sehen - andernfalls würde er sich noch ins Meer stürzen.
    Ich weiß nicht mehr, was zuerst da war, aber mit der Neugier auf meine Vorfahren erwachte auch mein Interesse an der Geschichte Iths.
    Gemeinsam mit Maz Rôl, meinem Lehrer, studierte ich die Chroniken der Heiligen Stadt, doch meine Nachforschungen über Maz Achem führte ich allein und im Geheimen durch. Zum ersten Mal in meinem Leben belog ich meine Eltern. Ich hätte Reue empfinden sollen, aber das tat ich nicht. Dazu waren meine Entdeckungen viel zu faszinierend.
    Die zeitgenössischen Chroniken beschrieben Achem als Inbegriff der Tugend, jedenfalls bis zum Jahr 771. Danach fand er nur noch als Ketzer Erwähnung.
    Ich suchte nach einem Vorfall, der seine plötzliche Wandlung erklärte, denn sie konnte nur auf ein einschneidendes Erlebnis zurückzuführen sein.
    Bei meinen Nachforschungen stieß ich auf ein weiteres Rätsel: Aus den Chroniken ging hervor, dass Maz Achems seltsames Verhalten nach seiner Rückkehr von einer diplomatischen Mission nach Lorelien begann. Er war fast fünf Dekaden fort gewesen, doch die Schriften blieben vage, was den Zweck der Reise anging.
    Trotz großer Anstrengungen fand ich nichts über die Mission und ihre Teilnehmer heraus, und meine Suche schien zu Ende, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Doch Eurydis erhörte meine Gebete, denn einige Jahre später, als ich die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte, stieß ich auf neue
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