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Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)

Titel: Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)
Autoren: Pierre Grimbert
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Familie erzählte man sich folgende Geschichte: Nachdem es Achem nicht gelungen war, die Emaz von seinen Ideen zu überzeugen, gab er einem der Hohepriester einige Passagen aus seinem Tagebuch zu lesen. Diese Schriften waren der Grund für seine Entlassung aus dem Tempel.
    Obgleich die neue Spur verheißungsvoll war, verlor ich in den Dekaden nach dem Tod meiner Eltern jedes Interesse an der Sache.
    Einige Zeit später erhielt ich einen Brief von einem gewissen Xan aus Partacle. Er hatte die traurige Nachricht vom Tod meiner Eltern erhalten und sprach mir sein Beileid aus. Außerdem lud er mich zu einer Art Feier ein, zu der die Nachfahren jener Abgesandten zusammenkamen, die vor einem Jahrhundert die seltsame Reise auf die Insel Ji unternommen hatten.
    Da ich immer noch um meine Eltern trauerte, schrieb ich ihm nur einen kurzen Dankesbrief, in dem ich die Einladung höflich ablehnte. Meine Leidenschaft für diese alte Geschichte war erloschen. Außerdem hatte ich schreckliche Angst davor, Ith zu verlassen und Fremden zu begegnen.
    Doch jetzt ist alles anders.
    Irgendjemand hat mir die Züu auf den Hals gehetzt. Ich musste Ith verlassen und mich in einem kleinen Tempel in der Nähe von Mestebien verstecken. Die Reise dorthin dauerte eine ganze Dekade.
    Ich habe mir das Haus angesehen, in dem mein Vorfahr kurz vor seinem Tod lebte. Es gehört immer noch einem Zweig meiner Familie, entfernten Verwandten, die ich nie kennengelernt habe. Die Züu hatten sie ermordet.
    Das Tagebuch war nicht dort. Oder es war nicht mehr dort. Oder aber es existiert nicht mehr.
    Es gibt nur eine Möglichkeit, die Wahrheit herauszufinden.

ERSTES BUCH
    ZUÏAS URTEIL
    D er Regen trommelte ohrenbetäubend auf das marode Schieferdach. Es war der neunte Dekant, und es war stockfinster. Man hätte meinen können, dass eine Horde Kobolde auf dem Dach einen wilden Tanz aufführte und es jeden Moment unter dem Gewicht eines zu dick geratenen Exemplars zusammenbrechen würde.
    Zwei Männer standen unter dem Vordach eines kleinen Hofs einige Meilen von der reichen Stadt Lorelia entfernt und unterhielten sich. Der eine war klein, buckelig und musste aus unerfindlichen Gründen Gefallen an seinem stinkenden Atem finden - jeder andere hätte sich den Mund mehrmals mit Rosenwasser aus Manive ausgespült, bevor er sich unter Menschen begeben hätte.
    Der andere Mann war jung, mittelgroß, von gefälligem Aussehen, und er konnte seine Freunde an den Fingern einer Hand abzählen.
    Sein Gegenüber gehörte offenbar nicht zu diesen Freunden, denn der Tonfall des Gesprächs wurde immer schärfer.
    »Das ist doch nicht zu viel verlangt. Zwei Nächte. Nur zwei Nächte in deinem Lager. Du musst dich überhaupt nicht um uns kümmern! Was macht es für einen Unterschied, ob da unten Menschen oder Waren lagern?«
    »Das ist ein himmelweiter Unterschied«, antwortete der kleine Mann, der vergeblich nach schlagkräftigen Argumenten suchte. »Es ist viel zu gefährlich. Außerdem habe ich so etwas noch nie gemacht. Das ist mein letztes Wort!«
    »Ich weiß nicht, was daran gefährlicher sein soll, als direkt vor den Toren von Lorelia auf einem Haufen Schmuggelware zu sitzen«, sagte der Jüngere.
    Der andere bedeutete ihm hastig, die Stimme zu senken, als könnten ihn die königlichen Steuereintreiber hören.
    Der jüngere Mann verzog belustigt das Gesicht. »Wein aus Junin!«, rief er in die Dunkelheit hinaus. »Bier aus Cyr! Purpurne Gewürze! Jerusnische Statuen! Stoffe aus Far!«
    »Halt den Mund«, fiel ihm der kleine Mann zugleich ängstlich und verärgert ins Wort.
    »Ezomine! Öl aus Crek! Goronische Schwerter! Schmuck und Edelsteine! Raji der Tunnelwärter kauft Euch alles ab! Ihr müsst dem König nie wieder Steuern zahlen! Kein einziger Tick für König Bondrian! O ja, Raji hilft jedem, nur seinen Freunden nicht«, sagte er mit plötzlichem Ernst.
    »Hör auf, ich bitte dich. Das ist kein Scherz. Du bringst uns noch in Schwierigkeiten.«
    »Dann zeig mir doch mal, wo sich hier ein Steuereintreiber versteckt.«
    Raji starrte in die Dunkelheit hinaus. Sein Blick fiel auf die Begleiter des Spaßvogels. Sie waren nicht von ihren Pferden abgestiegen, hielten sich im Hintergrund und machten keine Anstalten, sich einzumischen. Der Regen schien ihre geringste Sorge zu sein. Sie waren ohnehin bis auf die Knochen durchnässt.
    Der kleine Mann fuhr sich mehrmals mit der Hand durch die fettigen Haare, ohne dass es ihm gelang, sie zu glätten. Dona schien heute Abend
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