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Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)

Titel: Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)
Autoren: Pierre Grimbert
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der Mond und endgültig verstummt. Zamerine fragte sich, ob er auch ihn töten würde, schob diese belanglose Frage aber schnell beiseite. Auf ihn warteten wichtigere Aufgaben.
    Zunächst hatte er die unangenehme Pflicht, dem Ankläger zu berichten, dass das Urteil noch nicht vollstreckt war.
    Dann musste er das Problem aus der Welt schaffen. Er freute sich auf die Treibjagd, denn so etwas war ihm schon seit Jahren nicht mehr vergönnt gewesen.
    Er hoffte nur, dass die Jagd nicht zu schnell vorbei sein würde.
     
     
    Achem hatte zahlreiche Schriften, Abhandlungen und Traktate verfasst, dessen war ich sicher. Sie würden jedoch nur schwer auffindbar sein, vor allem, da ich unauffällig vorgehen musste.
    Die Bibliothek der Heiligen Stadt kennt keine Zensur, selbst nicht bei Schriften, die wegen Verstößen gegen die Moral geächtet sind. Die Priester sind der Ansicht, auch ein Studium von ketzerischen Theorien führe den Novizen zu den drei Tugenden. Sie halten es für ratsam, junge Leute unter Anleitung eines erfahrenen Maz mit solchen Gedanken in Berührung zu bringen, statt sie damit allein zu lassen.
    Das gilt allerdings nicht für Schriften, deren Verfasser dem Tempel angehört hatte. Solche Manuskripte gelten als gefährlich. Die wenigen Abschriften, die ich schließlich fand, stammten aus Privatarchiven, zu denen ich ohne Maz Rôl - der glücklicherweise in dem Ruf stand, ein tugendhafter Lehrer zu sein - keinen Zugang gehabt hätte.
    Begierig begann ich die Schriften meines Urgroßvaters zu lesen. Aus ihnen ging hervor, dass Maz Achem alles andere als verrückt gewesen war. Er hatte gewusst, was er tat, und seine Worte zeugten von Klugheit, Scharfsinn und tiefem Wissen. Er musste ein bedeutender Maz gewesen sein.
    Nur was er schrieb, verwirrte mich.
    In Ith herrschte zu Maz Achems Zeiten seit mehr als acht Jahrhunderten Frieden. Obwohl die Geschichte der Stadt untrennbar mit der Eurydisverehrung verbunden war, gab es in Ith auch andere Religionen, und der Große Tempel ließ ihnen freie Hand.
    Hin und wieder kam es zu kleineren Streitigkeiten zwischen hitzköpfigen Novizen, doch diese blieben stets folgenlos.
    Dennoch stritt Achem für eine weniger friedliche und tolerante Religion, denn in seinen Augen war das universelle Streben nach Moral weit davon entfernt, sich durchzusetzen. Er wollte, dass die Maz den Prozess beschleunigten und Andersgläubige mit allen Mitteln bekehrten.
    Am wichtigsten war ihm ein Verbot aller dämonistischen Religionen. Das friedliche, tolerante Ith sollte den Anhängern K’lurs, Phrias’ und Yoos’ den Krieg erklären, ebenso wie den Boten Zuïas, den Töchtern Soltans und den Valiponden.
    Damals wurde keine dieser Religionen in der Heiligen Stadt praktiziert. Doch Achem war der Meinung, Ith solle Schiffe bauen, Soldaten anwerben und eine Armee aufstellen. »Der Krieg liegt unserem Volk im Blute«, schrieb er.
    Der Maz forderte nichts anderes als einen Kreuzzug gegen das Böse. Er rief zu den Waffen, auch wenn er die traurigen Folgen des Krieges bedauerte. Doch für ihn hatte die Moral ihren Preis, und der Kampf duldete keinen Aufschub.
    Was war auf Ji geschehen? Was hatte er dort gesehen, das seine Weltsicht so sehr veränderte?
    Ein Schicksalsschlag hielt mich für eine Weile von weiteren Nachforschungen ab. Im Abstand von wenigen Tagen erkrankten sowohl meine Mutter als auch mein Vater. Drei Dekaden lang rangen sie mit dem Tod.
    Ich verbrachte die meiste Zeit an ihrem Krankenbett und möchte nicht von diesen entsetzlichen Tagen sprechen, in denen meine Gedanken um alles andere als um meinen Urgroßvater kreisten. Doch ein Vorfall verband das Schicksal meiner Eltern mit den Geschehnissen des vorigen Jahrhunderts.
    Auf dem Sterbebett diktierte mir mein Vater seinen letzten Willen. Ich sollte einige unerledigte Aufgaben zu Ende bringen, die belanglos erscheinen mochten, ihm aber wichtig waren. Er wollte keine offenen Rechnungen hinterlassen, wenn er von dieser Welt ging.
    Unter anderem nahm er mir das Versprechen ab, Maz Achems Tagebuch zu verbrennen, sollte es mir je in die Hände fallen.
    Seine Worte verschlugen mir den Atem. Maz Achems Tagebuch! Mein Vorfahr hatte Tagebuch geführt!
    Als Vater geendet hatte, nickte ich, fasste aber sogleich den Entschluss, die Aufzeichnugen vor ihrer Zerstörung zu lesen. So würde ich Wort halten können. Dann befragte ich meinen Vater zu dem Tagebuch.
    Wie ich erfuhr, wusste er nicht einmal, ob es überhaupt noch existierte. In unserer
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