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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers
Autoren: Susanne Stein
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gekommen, dass sie die Wachen auf den Mauern erkennen konnten. In diesem Moment sahen sie, wie sich eines der Stadttore öffnete und zwei Reiter sowie ein Pferdewagen Foggia verließen.
    Dies war an sich nichts Ungewöhnliches, die Ritter wunderten sich allerdings über die späte Stunde, denn jeder war froh, nachts die schützenden Stadtmauern um sich zu haben, und niemand ritt einfach hinaus in die dunkle Nacht. Es sei denn, dachte Manfred, er hat etwas zu verbergen.
    Er wechselte einen Blick mit seinen Begleitern, und sie zügelten ihre Pferde. Die unbekannten Reiter entfernten sich in scharfem Tempo von der Stadt, und der Pferdewagen hatte Mühe, auf dem Weg zu bleiben. Das Stadttor war nicht wieder geschlossen worden, aber Manfred hatte ohnehin längst sein Pferd gewendet und den anderen zugeraunt, dass er dem Wagen folgen werde.
    »Mein kleiner Finger sagt mir, dass es sich um Männer handelt, die das Licht scheuen«, erklärte Manfred. »Was meint ihr, ist es das, wonach es aussieht?«
    »Eine Räuberbande auf der Flucht«, vermutete einer seiner Begleiter, und Manfred nickte.
    »Der Meinung bin ich auch. Wir folgen ihnen.«
    Es war eine klare Nacht, sonst wäre es ihnen nicht gelungen, Reiter und Pferdewagen in der Dunkelheit auszumachen. Und schon bald waren sie sicher, dass die Gruppe den Weg nach Westen, direkt zur Küste, eingeschlagen hatte und nach wie vor in einem für diese Sichtverhältnisse zu hohem Tempo ritt.
    Manfred war immer mehr davon überzeugt, dass sie zufällig ein Verbrechen entdeckt hatten, und er vermutete einen Überfall oder einen Einbruch, mit dessen Beute die Männer nun flohen. Allerdings führte die Straße, auf der sie ritten, direkt auf das Meer zu. Nicht mehr lange, und sie würden den Strand erreichen und mit dem schweren Pferdewagen im Sand versinken.
    »Das macht doch keinen Sinn«, murmelte einer der Ritter, und Manfred gab ihm recht.
    Warum sollte eine Diebesbande ihre Pferde an den Strand treiben, statt sich in den Wäldern zu verstecken? Die Gruppe, der sie folgten, war langsamer geworden, und Manfred sah, dass der Wagen offensichtlich zurückbleiben sollte. Auch die Reiter waren aus dem Sattel gesprungen, ließen ihre Pferde achtlos am Strand und liefen auf den Wagen zu.
    »Da draußen ist ein Schiff«, sagte plötzlich einer von Manfreds Begleitern, und bei genauem Hinsehen konnten sie schwache Lichter auf dem Wasser ausmachen.
    »Das muss eine kostbare Beute sein«, flüsterte Manfred. »Und offenbar soll sie das Königreich noch heute Nacht verlassen.«
    Eines der Lichter bewegte sich langsam auf den Strand zu.
    »Seht ihr das Ruderboot?«, fragte einer der Ritter und lenkte die Aufmerksamkeit aller auf die sanften Wellen, die sich am Strand brachen.
    Zwei Männer zogen das Boot an Land, und ein dritter, der auch die Fackel hielt, die sie gesehen hatten, stieg aus. Er ging geradewegs auf den Wagen zu, dann schien er zu warten. Seine Haltung war die eines alten Mannes, mehr konnte Manfred trotz der Fackel nicht erkennen. Aus dem Wagen hörte er unterdrücktes Weinen und Schreien, und überrascht wandte sich Manfred an seine Begleiter.
    »Hört Ihr das? Weint da ein Kind?«
    »Eine Entführung?«, fragte einer der Ritter.
    »Scheint so, aber wer entführt ein Kind und bringt es noch in der derselben Nacht außer Landes?«
    »Einer, der einen teuflischen Plan entwickelt hat. Ist das Kind erst auf dem Schiff, wird es auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Denn niemand weiß, welchen Hafen das Schiff anläuft.«
    »Manfred, seht, es sind zwei Kinder.«
    Die Männer hatten zwei zappelnde, schreiende Bündel aus dem Wagen gezerrt und mühten sich nach Kräften, sie nicht fallen zu lassen. Das eine, größere, schlug wild um sich und entwischte seinem Entführer wie ein Fisch, der vom Haken springt. Es wollte davonlaufen, doch der tiefe Sand und die längeren Beine der Erwachsenen machten einen Fluchtversuch von vornherein unmöglich. Nach ein paar Schritten hatten die Männer es wieder eingefangen, und einer von ihnen hatte es in einen festen Griff genommen.
    »Wir können nicht länger warten«, sagte Manfred. »Entweder wir greifen jetzt ein und befreien die Kinder, wer immer sie auch sind, oder die Bande wird sie auf dieses Schiff verladen.«
    »Es ist nicht hell genug für einen guten Schuss«, meinte einer der Ritter, der seinen Bogen schon angelegt hatte.
    »Dann zieht eure Schwerter«, sagte Manfred und stieß einen schrillen Pfiff aus.

I hre Hände zitterten so, dass
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