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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers
Autoren: Susanne Stein
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hatte es nicht für möglich gehalten, dass ein Mann und eine Frau sich so nah sein konnten.
    Sie kannte Friedrichs Gesten und jede Nuance seiner Stimme. Sie wusste, ob er angespannt oder gelöst war, ob er sich Sorgen machte oder einen heimlichen Triumph feierte. Jedes Heben seiner Augenbrauen konnte sie deuten und den Geruch seiner Haut mit geschlossenen Augen erkennen. Den Muskel in seinem Nacken, der oft schmerzte, fand sie, ohne hinzusehen, und nur der Gedanke an die blonden Haare auf seinen Unterarmen und seiner Brust schickten ihr wohlige Schauer.
    Dass sie ein zweites Kind erwarteten, hatte ihn den Kummer mit seinem Erstgeborenen eine Zeitlang vergessen lassen, und sie hatte ihm angesehen, dass er sich nach Konstanze einen Sohn von ihr wünschte.
    Über die vom Papst vorgeschlagene Heirat mit Isabella von England hatten sie nie wieder gesprochen, und Bianca wollte auch nicht daran erinnert werden. Der Gedanke, Friedrich noch einmal zu verlieren, war zu schmerzhaft. Sie forschte deshalb auch nicht nach, wie sich der Kaiser ihre gemeinsame Zukunft vorstellte, sondern genoss die wenige Zeit mit ihm, die er für sie übrig hatte.
    Wieder dachte sie an den Alptraum. Ein Ritter mit einem Pferd aus Flammen, das alles in Brand steckte, was es berührte. Sie schauderte bei der Erinnerung an das züngelnde Feuer, das ihr Hemd versengte. Sie war in dem Traum gefangen gewesen wie in einem Fresko, und so deutlich wie gemalt waren auch die Bilder, die sie gesehen hatte. Sie hatte die Hitze förmlich gespürt und ihre verbrannten Haare gerochen. Sie zog den Umhang dichter um sich und versuchte die Erinnerung an den Traum zu verscheuchen.
    Es hatte doch keinen Sinn, untätig am Tisch zu sitzen, entschied sie. Ihren aufgewühlten Sinnen würde Ablenkung guttun, und sie nahm die Öllampe und beschloss, zu den Kindern zu gehen. Konrad und Konstanze schliefen gern zusammen in einem Raum, oft sogar in einem Bett. Konrads Erzieher legte sich dann in einem der Nebenräume zur Ruhe, in einem anderen hatte Konstanzes Kinderfrau ihr Bett.
    Bianca hatte sich angewöhnt, den Kindern im Schlaf zuzusehen, wenn sie allein war. Sie wurde es nicht müde, die entspannten Gesichter zu beobachten, über ihre kleinen Hände zu streichen und ihren Atemzügen zu lauschen. In dem Raum, in dem Konrad und Konstanze schliefen, herrschte immer eine friedliche Stimmung, so als würde ein Engel selbst seine Hände über sie halten.
    Sie wunderte sich, warum die Lampen, die in dem Gang sonst brannten, gelöscht worden waren, und war froh, dass sie ihre eigene Leuchte mitgenommen hatte. Es war totenstill, und auch das schien ungewöhnlich.
    Als Bianca endlich die Tür zum Trakt der Kinder erreichte, war diese nicht geschlossen, sondern nur angelehnt, und langsam beschlich sie ein Gefühl der Bedrohung.
    Sie schob die Tür auf und leuchtete in einen Vorraum, in dem keinerlei Licht brannte. Im Schein ihrer Öllampe entdeckte sie zunächst nichts Ungewöhnliches, doch dann sah sie einen dunklen Fleck auf dem Boden, der feucht zu sein schien. Sie bückte sich, tupfte einen Finger hinein und rieb die zähe Flüssigkeit zwischen Daumen und Zeigefinger. Als sie ihre Hand ins Licht hielt, waren ihre Finger rot von Blut.
    Bianca rannte, so schnell sie konnte, zum Zimmer der Kinder, doch sie war zu spät gekommen. Es war leer.

E s dämmerte schon, als Manfred und seine Ritter die Türme von Foggia sahen. Sie waren den ganzen Tag geritten, immer weiter nach Süden. Die Männer waren durstig vom Staub der Straßen, und ihre Pferde schwitzten unter den Sätteln. Die Mission, die sie – auch im Auftrag des Kaisers – zu erfüllen hatten, war erfolgreich verlaufen, und Manfred Lancia trieb die Männer zur Eile, weil er darauf brannte, dem Kaiser Bericht zu erstatten.
    In der Ferne konnten sie die Mauern der Stadt erkennen, doch die untergehende Sonne ließ die Silhouette von Foggia mehr und mehr im Schatten versinken. Es würde dunkel sein, bis sie den Palast des Kaisers erreichten, aber es lohnte sich nicht mehr, jetzt noch eine Rast einzulegen.
    Manfred hatte alles erledigt, was er sich vorgenommen hatte. Niemand hatte ihnen an den Grenzen der Grafschaft Tuszien Widerstand entgegengesetzt, ungehindert waren sie bis zu Enzio Pucci durchgedrungen. Es war eine späte Rechenschaft, die Manfred von Enzio fordern wollte, doch als er Graf Pucci gegenüberstand, war ihm klar, dass von diesem menschlichen Wrack keine Bedrohung mehr ausging.
    Zu viel Wein und Schmerzmittel
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