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Die Märchen von Beedle dem Barden

Die Märchen von Beedle dem Barden

Titel: Die Märchen von Beedle dem Barden
Autoren: J.K Rowling
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zu springen, doch es wollte sie nicht hinüberlassen, und währenddessen sank die Sonne immer tiefer am Himmel.
    So fingen sie an, über die Bedeutung der Steinernen Botschaft nachzugrübeln, und Amata war die Erste, die sie verstand. Sie nahm ihren Zauberstab, zog alle Erinnerungen an glückliche Zeiten aus ihrem Kopf, die sie mit ihrem verschwundenen Liebhaber verbracht hatte, und warf sie in die reißende Strömung. Der Bach spülte sie davon, Trittsteine tauchten auf, und die drei Hexen und der Ritter konnten endlich zum Gipfel des Hügels weitergehen.
    Der Brunnen schimmerte vor ihnen, inmitten von Kräutern und Blumen, die seltener und schöner waren als alle, die sie je gesehen hatten. Der Himmel brannte rubinrot, und es war an der Zeit, zu entscheiden, wer von ihnen das Bad nehmen sollte.
    Ehe sie jedoch ihre Entscheidung treffen konnten, stürzte die zarte Asha zu Boden. Erschöpft von ihrem mühseligen Weg hinauf zum Gipfel, war sie dem Sterben nahe.
    Ihre drei Gefährten wollten sie schon zum Brunnen tragen, doch Asha litt Todesqualen und flehte, sie sollten sie nicht anrühren.

    Da machte sich Altheda eilends daran, alle Kräuter zu pflücken, die ihr besonders vielversprechend erschienen, mischte sie in Sir Luckless' Wassergurde und flößte Asha den Trank ein.
    Sogleich konnte Asha sich erheben. Und mehr noch, alle Anzeichen ihrer furchtbaren Krankheit waren verschwunden.
    »Ich bin geheilt!«, rief sie. »Ich brauche den Brunnen nicht — lasst Altheda baden!«
    Doch Altheda war damit beschäftigt, noch mehr Kräuter in ihrer Schürze zu sammeln.
    »Wenn ich diese Krankheit heilen kann, dann werde ich reichlich Gold verdienen! Lasst Amata baden!«
    Sir Luckless verneigte sich und winkte Amata zum Brunnen, doch sie schüttelte den Kopf. Der Bach hatte allen Schmerz über ihren Liebsten fortgeschwemmt, und sie sah jetzt, dass er grausam und treulos gewesen war und dass es nur Glück war, ihn los zu sein.
    »Guter Herr, Ihr müsst baden, als Lohn für all Eure Ritterlichkeit!«, sprach sie zu Sir Luckless.
    Also trat der Ritter in den letzten Strahlen der untergehenden Sonne klirrend vor und badete im Brunnen des wahren Glücks, erstaunt darüber, dass er der Auserwählte aus Hunderten war, und schwindelig ob seines unfassbaren Geschicks.
    Als die Sonne am Horizont versank, stieg Sir Luckless im Glanz seines Triumphes aus dem Wasser und warf sich in seiner rostigen Rüstung Amata zu Füßen, der liebsten und schönsten Frau, die er je erblickt hatte. Erhitzt von seinem Erfolg, bat er um ihre Hand und ihr Herz, und Amata, nicht weniger entzückt, erkannte, dass sie einen Mann gefunden hatte, der ihrer würdig war.
    Die drei Hexen und der Ritter machten sich, Arm in Arm, gemeinsam auf den Weg den Hügel hinab, und alle vier lebten lange und glücklich, und keiner von ihnen erfuhr oder argwöhnte jemals, dass auf den Wassern des Brunnens gar kein Zauber lag.

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    Albus Dumbledore zu
»Der Brunnen des wahren Glücks«
    »Der Brunnen des wahren Glücks« begeistert seit Jahrhunderten, und zwar so sehr, dass er Gegenstand des einzigen Versuches war, der Weihnachtsfeier von Hogwarts ein Märchenspiel hinzuzufügen.
    Unser damaliger Kräuterkundelehrer, Professor Herbert Beery [Fußnote: Professor Beery verließ Hogwarts irgendwann, um an der M.A.S. (der Magischen Akademie für Schauspielkunst) zu unterrichten, und behielt, wie er mir einmal gestand, immer eine heftige Abneigung gegen Inszenierungen gerade dieser Geschichte, da er glaubte, sie bringe Unglück.], ein enthusiastischer Anhänger des Laientheaters, schlug eine Bearbeitung dieses allseits beliebten Kindermärchens als weihnachtlichen Leckerbissen für Lehrer und Schüler vor. Ich war damals ein junger Lehrer für Verwandlung, und Herbert beauftragte mich mit den »Spezialeffekten«, was unter anderem hieß, dass ich einen voll funktionsfähigen Brunnen des wahren Glücks und einen Miniaturgrashügel beschaffen sollte, auf den unsere drei Heldinnen und der Held scheinbar hinaufsteigen würden, während er langsam in die Bühne hinabsank und aus dem Blickfeld verschwand.
    Ich darf sicher ohne Eitelkeit sagen, dass sowohl mein Brunnen als auch mein Hügel die ihnen zugewiesenen Rollen mit schlichter Bereitwilligkeit spielten. Leider konnte man dies vom Rest des Ensembles nicht behaupten. Sehen wir zunächst ab von den Mätzchen des riesigen »Wurms«, den unser Lehrer für die Pflege magischer Geschöpfe, Professor Silvanus Kettleburn, zur Verfügung
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