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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers
Autoren: Markus Heitz
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wusste. Irgendwann beschloss ich, dass ich sehr gut selbst mit der Macht umgehen kann, die der Weltenstein verleiht.« Er lachte und zeigte Reißzähne. »Der künftige Herrscher über Europa wird Pratiwin heißen.« Er entriss ihr die Tasche und schleuderte sie gegen Cyrano und Grigorij. Sie fiel, der Russe fing sie auf.
    Zwei Gargoyles sprangen auf den Drachen zu, der sich mehr und mehr verwandelte, aber seine schnellen Schläge sandten sie tot auf den Boden des Hofs.
    »Ich habe es zu spät gesehen«, entschuldigte Grigorij sich bei Silena. »Erst eben, als ich ihn berührte…«
    Sie hielt sich an ihm fest. »Wie spät ist es?«, fragte sie. Er sah sie verständnislos an.
    Pratiwin packte den Weltenstein aus. »Wer sich rührt, wird sterben! Lasst mich gehen, und ich gewähre euch das Leben!«
    »Wie spät?«, verlangte sie harsch zu wissen.
    Grigorij zog seine Taschenuhr hervor und wollte es ihr eben sagen, da erklang ein leises Pfeifen, zu dem sich rasch weiteres gesellte. Es wurde lauter und lauter, und es näherte sich rasend schnell. Von oben.
    Dann explodierte unmittelbar hinter Pratiwin die erste von zahllosen Bomben, welche die Cadmos aus sechstausend Metern auf den Triglav abgeworfen hatte. Die Druckwelle katapultierte Pratiwin nach vorn, direkt auf die Menschen und Gargoyles zu. Silena sah ihn auf sich zukommen, packte den Speer mit dem Eisensplitter der Georgslanze und rannte ihm schreiend entgegen, während um sie herum immer mehr Detonationen stattfanden.
    Unmittelbar vor dem Zusammenprall stellte sie das hintere Ende auf den Stein, fixierte mit dem Fuß den Schaft und zielte auf den breiten Brustkorb des sich verwandelnden Drachen. Er befand sich im Übergang von Mensch zu Monstrum und zeigte sich damit in einer besonders grotesken Form, mehr als doppelt so groß wie Cyrano, der Kopf verformt und die Arme überlang mit mächtigen scharfen Krallen.
    Dann stießen sie zusammen.
    Die hellblau leuchtende Spitze durchbrach den Schuppenpanzer und drang in das Herz. Dann trat die Klinge auf dem Rücken neben der Wirbelsäule in einem Blutschwall aus.
    Pratiwin schrie gellend und gab die Tasche mit dem Weltenstein frei. Da die Waffe keinen Fanghaken besaß, rutschte er den Schaft entlang und schlug mit beiden Armen nach Silena. Ich töte dich, Mensch! Ich sterbe nicht allein!
    Einer Attacke entging sie, aber die andere streifte ihren Hals, und das Blut spritzte aus der Schlagader. Sie ließ den Speer los, zog ihr Schwert und trennte ihm den rechten Arm ab, der wieder nach ihr zuckte. Dann schlug sie ihm den echsenhaften Kopf von den Schultern. »Aber du stirbst«, krächzte sie und brach in die Knie. »Das ist sicher.«
    So sehr sie versuchte, das sprudelnde Blut mit ihren Fingern aufzuhalten, es gelang ihr nicht. Sie rollte auf den Rücken, und die gewaltigen Bombenexplosionen um sie herum wurden leiser und leiser.
    Silena schaute in das Blau über sich, vor dem die Wolken zogen, dann erschien Grigorijs Gesicht vor ihr. Ein Schrapnell hatte seine Wange aufgeschlitzt. »Du weinst ja«, flüsterte sie und streckte die Hand nach ihm aus. »Meinetwegen?«
    Er nahm ihre Finger und küsste sie. »Nein.«
    »Du Lügner.« Sie lächelte, und plötzlich waren ihre Schmerzen verschwunden. Sie fühlte sich federleicht, drehte den Kopf etwas. »Schau«, hauchte sie. »Klare Himmel.« Dann verließ sie die Kraft.

21. April 1925, München, Königreich Bayern, Deutsches Kaiserreich
     
    »Ich trauere mit Ihnen, Fürst.« Erzbischof Kattla stand in der Eingangshalle des Officiums, wo er den ungewöhnlichen Gast begrüßte und davon absah, ihm die Hand zu geben. Keine gute Idee bei einem Hellseher. »Wir haben eine sehr gute Drachentöterin verloren, ich eine außergewöhnliche Frau, die ich mein ganzes Leben lang kannte, und Sie eine gute Freundin.«
    Grigorij, entgegen seiner sonstigen Angewohnheit in einen schlichten schwarzen Gehrock gekleidet und mit einem hohen schwarzen Zylinder auf den Locken, verneigte sich. Die dunkelrot getönte Brille machte es schwer, etwas von seinen Augen zu erkennen. »Danke.« Er sah sich um, lässig auf den Gehstock gestützt. »Ich gestehe, dass Ihr Angebot mich neugierig gemacht hat.«
    Kattla deutete auf eine Tür, die zu einem Besprechungsraum führte, damit Außenstehende nicht lange durch das Gebäude am Marienplatz wandeln mussten. »Die Jagd nach dem Weltenstein ist leider noch nicht zu Ende.« Er ließ dem Russen den Vortritt und bedeutete ihm, sich an den kleinen Tisch zu
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