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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers
Autoren: Markus Heitz
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Haare waren zerzaust, die Schulter blutig, aber er war am Leben.
    »Du?« Silena hielt inne.
    Er schenkte ihr im Vorbeigehen ein Zwinkern. »Wir werden Ihnen erst helfen, wenn Sie die Gargoyles auf die Drachen hetzen«, verlangte er dann von Arsenie. »Ich kenne einen Weg, den Weltenstein auszuschalten…«
    »Dann tun Sie es!«, kreischte sie und starrte auf die Fingerkuppen, unter denen die blanken Knochen zum Vorschein kamen. »Es frisst mich auf!«
    »Die Gargoyles, Arsenie!«, brüllte er sie an. »Auf der Stelle!«
    »Und zwar auf alle Drachen«, fügte Silena hinzu.
    Sie schloss die Augen, ihre Lippen bewegten sich lautlos, während dicke Tränen unter den Lidern hervorrannen und sich dabei rot färbten. Sie besaß kein Wasser mehr im Körper, also schied der Leib aus, was er noch geben konnte. »Sie ziehen sich zurück.«
    »Silena, sieh nach, was draußen vor sich geht«, bat er angespannt.
    Sie lief zur Tür hinaus und schaute von der Ruine auf den Burghof. »Es stimmt!«, jubelte sie. Die Wesen ließen von den Menschen ab, kümmerten sich auch nicht mehr um die arg dezimierten Flugzeuge, sondern einzig um die Teufel, ganz gleich in welcher Gestalt. Aber es waren nicht mehr viele von ihnen übrig, auch die Diener hatten im Kampf gegen ihre alten Herren starke Verluste erlitten. Es waren höchstens zwanzig, und unter ihnen befand sich auch Cyrano.
    Sie eilte zurück ins Zimmer. »Sie hat ihr Wort gehalten. Hilf ihr, Grigorij.«
    »Sehr gern.« Er kniff die Augen zusammen, weil er sich der Hitze näherte, holte aus und verpasste Arsenie einen gewaltigen Kinnhaken, sodass sie rückwärts taumelte und mit dem Kopf gegen die Wand schlug; bewusstlos rutschte sie auf die Bretter.
    Das Leuchten im Drachenstein erlosch auf der Stelle, er fiel aus ihren Fingern und rollte über den Boden, genau vor Silena, die verwundert auf das Artefakt starrte.
    »So einfach ist das?« Sie lachte auf.
    Er ging auf sie zu, hob den Stein auf und reichte ihn ihr. »So einfach ist das. Es war nur leider keiner in ihrer Nähe, der das hätte tun können.« Er sah zu der regungslosen Französin. »Cyrano hat mich aufgefangen und abgesetzt. Er sagte mir, was zu tun ist, auch wenn ich denke, dass er mit ausschalten eigentlich umbringen meinte.« Er betrachtete seine Faust. »Ich habe noch niemals eine Frau geschlagen. Aber es tut ebenso weh.«
    »Dafür sah es gekonnt aus.« Silena verstaute den Stein in einer Tasche unter ihrer Weste und gab Grigorij einen Kuss auf den Mund. Dabei berührte sie zärtlich seine Stirn und verließ das Zimmer.
    Er sah nach der schnell atmenden Arsenie, von der er fest annahm, dass sie ihre Brandwunden nicht überstehen würde. Bedauern spürte er keines.
    Dann folgte er Silena. Der Kampf gegen die Drachen näherte sich dem Ende, und das wollte er nicht verpassen.

XXVI.
     
    »Fazit: Das Officium muss aufgelöst und die Drachenbekämpfung in die Hände der Allgemeinheit gegeben werden. Allein das Volk besitzt als Ganzes die Macht, diese Drachen mit einem Schlag aus der Welt zu schaffen. Nur dann sind wir sie los. Und wenn wir die Drachen besiegt haben, sind die Könige Europas an der Reihe.«
     
    Alexander Lenin aus dem Bericht ›Das Officium – Die heimliche Macht‹
     
    In ›Kommunistische Wahrheit‹ vom 6. September 1924

10. März 1925, Kiew, Zarenreich Russland
     
    Eris wurde von Ddraigs Angriff zur Seite gefegt, dennoch beschäftigten sich vier seiner Köpfe noch immer mit Schlingen; gleich hatte er es geschafft.
    Genieß das Mahl. Es ist dein letztes, Gorynytsch. Ddraig schlug mit dem Flügel nach ihm, trieb ihn zurück und schob sich vor Iffnars Kadaver. Selbst ein Mensch besitzt mehr Verstand als du. Wie konntest du annehmen, dass dein Plan gelingen würde?
    Eris musterte sie, die Hälse fächerten auseinander wie ein Pfauenschweif und suchten nach einer Möglichkeit, die letzten Bissen zu ergattern. Noch hast du nicht gewonnen. Doch bemerkte er, dass die Gargoyles plötzlich ihr Verhalten änderten. Sie ließen von den Menschen ab und stürzten sich ausschließlich auf seinesgleichen. Arsenie war tot. Willst du die Stunde des Sieges unseren Sklaven und Dienern überlassen?
    Nein. Doch ich werde erst gehen, wenn ich dich zerfetzt habe. Ddraig beugte sich nach vorn und spie ihr blaues Feuer gegen ihn – doch es richtete nichts aus! Was geht hier vor? Sie betrachtete seine Schuppen, die an vielen Stellen dunkelrot schimmerten und das Schwarz verloren hatten. Da sprang sie ein Gargoyle an, und
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