Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2

Seufzer aus. Ich kann es kaum fassen. Neben allem, was in den letzten vierundzwanzig Stunden schiefgegangen ist, habe ich obendrein noch den Zettel mit der Adresse verloren. Als ich aus dem Fenster schaue, sehe ich, dass der Wind aus südlicher Richtung kommt. Ich frage mich, ob das irgendeine Bedeutung hat oder mir zumindestdie richtige Richtung anzeigen will – so wie Sechs immer geglaubt hat, dass der Wind ihr den Weg weisen würde.
    »Fahr nach Norden«, sage ich. »Ich glaube, Norden wäre gut.«
    »Wie Sie wünschen, Boss.« Neun drückt aufs Gaspedal.
    Als ich zu Bernie Kosar hinübersehe, hat er sich zusammengerollt und ist eingeschlafen.
    ***
    Wir begraben Héctor am Fuße des Damms, dort, wo der weiße Beton und das Gras zusammentreffen.
    »Er hat einmal zu mir gesagt: ›Nur wenn man die Angst besiegt, kann man etwas verändern.‹« Ich sehe Ella, Crayton und Sechs in die Augen. »Ich weiß zwar nicht, ob ich jetzt gerade die Angst besiegt habe, aber es verändert sich tatsächlich etwas. Die Veränderung geschieht. Und ich kann nur hoffen, dass ihr mich alle dabei begleitet.«
    »Natürlich«, sagt Ella. »Wir sind doch ein Team.«
    Nachdem wir uns von Héctor verabschiedet haben, steigen wir die Treppe am Damm hinauf.
    Von oben schauen wir auf das Tal und den See herunter. Auf der anderen Seite des Damms gibt es eine Reihe von Staumauern, die einen noch viel größeren See zurückhalten. Das Ganze kommt mir wie eine Metapher für die Gefühle vor, die ich gerade durchlebe: Vor mir liegt meine Vergangenheit – klein, entfernt und mit Gemetzeln durchsetzt, jederzeit in Gefahr, überspült zu werden. Hinter mir und meinen Mitstreitern der Garde liegt die ungewisse Zukunft – von übernatürlichen Kräften zurückgehalten.
    »Kennst du einen John Smith aus Ohio? Ist er einer von uns?«, frage ich Sechs.
    Ihr Lächeln ist mehr als breit. »John ist Nummer Vier.«
    Ich fasse Ella und Sechs an der Hand. Wir lassen uns die frische Brise aus den Bergen um die Köpfe streichen. Ella sieht zu Sechs hinüber. »Können wir nach Amerika fliegen?«
    »Der Zauber ist aufgehoben. Ich sehe keinen Grund, warum wir jetzt nicht alle zusammen sein können.« Sechs zuckt mit den Schultern und dreht sich wieder zum See.
    »Ich hasse es zu sagen, aber das hier ist nur die Ruhe vor dem Sturm, Ladies.« Crayton tritt zu uns. »Wir gewinnen gerade zu viele Schlachten, als dass sie sich jetzt bremsen ließen. Ihr werdet langsam zu stark für sie. Bald werden sie alles in den Kampf schicken, was ihnen zur Verfügung steht. Genug mit kleinen Einheiten und einer Gruppe unbeholfener Monster. Bald wird ihr Anführer auftauchen. Setrákus Ra.«
    »Wer?«, frage ich.
    »Setrákus Ra.« Crayton schüttelt den Kopf. »Und ich glaube nicht, dass wir für ihn schon bereit sind.«
    »Dann ist es abgemacht«, sage ich. »Wir gehen nach Ohio und treffen uns mit John Smith.«
    »West Virginia, um genau zu sein. In genau zwei Wochen«, ergänzt Sechs.
    »Ich weiß nicht, ob das so klug ist.« Crayton läuft ein paar Schritte von uns weg. »Wir müssen uns erst mit den anderen vereinigen.«
    Sechs geht ihm nach. »Das klingt vernünftig, aber ich habe keine Idee, wo sie sein könnten.«
    »Aber ich«, sagt Crayton, ohne sich umzudrehen. »Ich weiß auch, wo unsere Schimären sind. Wenn Setrákus Ra glaubt, leichtes Spiel zu haben, wird er eine gewaltige Überraschung erleben.«
    Wir folgen ihm und betreten die erste Stufe einer langen Treppe, die uns auf die andere Seite des Damms führt.
     

Informationen zum Buch
    Die Jagd geht weiter.
     
    Ich habe ihn in den Nachrichten gesehen. John Smith, irgendwo da draußen, auf der Flucht. Für die Welt ist er ein Mysterium. Für mich ist er einer von uns. Ich kann es fühlen. Und ich weiß, dass ich ihn finden muss.
    Der neue Band der Erfolgsserie "Das Erbe von Lorien".
     
    Sie haben Nummer Eins, Zwei und Drei getötet.
    Sie versuchten es bei Nummer Vier.
    Sie haben versagt.
    Sechs von uns leben noch.
    Wir sind bereit zum Kampf.
    Und unser Erbe entwickelt sich.
     
    Nummer Sieben lebt mit ihrer Cêpan in Spanien. Von dort verfolgt sie die Ereignisse in Paradise. Sie ist sicher: John Smith ist einer der ihren. Als sie sich auf die Suche nach ihm macht, wird sie von den Mogadori aufgehalten.
    Währenddessen kämpft auch John gegen die Mogadori – und gegen seine Gefühle für Sechs. Ist er doch dazu bestimmt, mit einer Frau von Lorien zusammen zu sein? Was ist mit Sarah? Und wo stecken die Restlichen