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Die Macht Der Könige

Titel: Die Macht Der Könige
Autoren: Robert Asprin
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keine Beysa jemals gewagt zu lieben -nicht wenn ihr Blut giftig war und alle ihre männlichen Kinder zum Tod im Mutterleib verdammte. In der Heimat wurde der Prinzgemahl geopfert, und die Beysa sicherte ihre Abstammungslinie durch gelegentliche flüchtige Affären.
    Konnte sie auch nur einen Herzschlag lang daran zweifeln, daß die Alpträume - die kalte Furcht, die in ihrem Leib hauste -die Spiegelseite ihrer Liebe zu einem glücklosen rankanischen Prinzen waren?
    Shupansea zitterte vor Angst. Sie zog ihr Nachtgewand über den Schultern zurecht und suchte neben dem Bett nach ihren Pantoffeln. Es war kein Wunder, daß sich die rankanischen Frauen in mehrere Lagen Kleider wickelten. In Freistatt war es immer feucht, im Sommer heiß und feucht und in der restlichen Zeit kalt und feucht.
    Leise öffnete sie die Tür und rechnete damit, Kammesin gebückt neben dem Schlüsselloch zu finden. Der Flur war leer, aber im Licht ihrer Lampe konnte sie noch eine schwache Bewegung des Vorhangs erkennen. Trotz ihres Alters hatte sich Kam-sin flink in ihren Alkoven zurückgezogen, und kurz darauf begann sie leise zu schnarchen.
    Ein flüchtiges Lächeln huschte über die Lippen der Beysa, als sie zum Ostflügel ging. Zweimal im Jahr zog jeder, der irgend etwas darstellte, von einer Seite auf die andere Seite des Palastes um und paßte sich dabei der gesellschaftlichen Hierarchie an. Die edelsten Leute belegten während der warmen Monate Ostwohnungen und während des trüben Winters Westwohnungen.
    Zuerst hatten Shupansea und ihre Exilgefährten die besten Räume für sich selbst requiriert - und sich damit unter den Rankanern keine Freunde gemacht. Die Umzugstage waren in einer gespannten und gereizten Atmosphäre abgelaufen, immer wieder war es zu Streitereien unter den Dienern und einem gelegentlichen Duell zwischen den ein- und ausziehenden Bewohnern gekommen.
    Wie in der Stadt hatten sich die Dinge auch im Palast im letzten Jahr beruhigt. Einige Beysiber und auch einige Rankaner waren in renovierte Anwesen außerhalb der Stadtmauern gezogen.
    Der Mann, den Shupansea aufsuchen wollte, hätte eine Wohnung im Westflügel haben können, aber aus seinen persönlichen Gründen hatte er beschlossen, auf dem der Beysa und seinem Prinzen gegenüberliegenden Flügel zu wohnen.
    »Die ehrgeizigen Leute haben die stärkeren Geschichten«, behauptete Hakiem immer wieder. »Und die unglücklichen Leute haben die tragischen.«
    Die Beysa stritt sich nie mit dem Geschichtenerzähler, der ihr engster Freund unter den Einheimischen war. Sie glaubte persönlich, daß er sich täuschte, zumindest was die Tragik betraf. Sie kannte ihre eigene Geschichte und die von Prinz Kadakithis, und sie hätte gerne mit den Bewohnern des Westflügels getauscht, deren Leben sowohl bequem als auch langweilig war.
    Vertrauenswürdige Diener schliefen in Alkoven oder auf Strohmatratzen neben den Türen ihrer Herren. Den wachsameren oder verläßlicheren gelang es, hellwach zu sein, als Shupansea mit ihrer Lampe vorbeiging. Die meisten Beysiber verneigten sich demütig vor ihrem Schatten, einige Rankaner warfen ihr finstere Blicke zu, in denen sich ein gewisser Respekt widerspiegelte. Die Beysa schenkte ihnen keine Beachtung, was ohnehin niemand von ihr erwartet hätte.
    Das verknotete Seil, mit dem man Hakiems Tür von außen öffnen konnte, war nach innen gezogen worden, und plötzlich wurde sich Shupansea bewußt, wie spät es war. Der Geschichtenerzähler hatte ihr versichert, ihr zu jeder Tagesund Nachtzeit sein Ohr zu schenken - jeden Tag und jede Nacht -, aber er war kein junger Mann mehr. Männer und Frauen boten einer Beysa oder einem Prinzen ihre Dienste in der festen Überzeugung an, daß sie ihr Versprechen nie würden einlösen werden müssen.
    Zweimal zog Shupansea ihre Fingerknöchel lautlos von der Tür zurück. Beim dritten Mal klopfte sie gegen das Holz, aber es blieb noch immer still, als die Tür in gut geölten Angeln aufschwang.
    »Hakiem? Freund?«
    Der Raum war leer, Hakiems Strohsack war zusammengerollt. Shupansea kam sich ungeschickt und dumm vor. Hakiem war alt genug, um ihr Vater zu sein, aber das machte ihn nicht wirklich alt. Er besaß auf jeden Fall Charme und Witz, und jetzt, da er regelmäßig badete, gab er unter den Hofdamen, die sich einhellig darüber beklagten, daß die Männer immer nur über Krieg und Politik sprachen, eine attraktive Figur ab. Bestimmt hatte er Angebote erhalten und konnte seinen Verabredungen auf dieser
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