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Die Macht Der Könige

Titel: Die Macht Der Könige
Autoren: Robert Asprin
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hatte.
    »Du hast alles vergessen, was ich dir beigebracht habe«, sagte er in schleppendem sarkastischem Tonfall, um die Schwere seiner Zunge zu überspielen. »Was für eine Einleitung soll das sein? Komm zur Sache, Hort. Gewinn die Aufmerksamkeit deiner Zuhörer. Was ist das für ein Geist, wie sieht er aus.?«
    Sie hatten dieses Spiel schon früher gespielt. Hort ließ seine Brust anschwellen und breitete die Arme aus. »Ihr Götter, alter Trunkenbold, deine Augen sind so rot wie der Rinnstein an der Schlachterkreuzung, du bist so bleich wie ein Mann, der den Geist seiner Mutter nackt mit Vashankas Zeltpfosten tanzen gesehen hat!«
    Hakiem schluckte schwer, und das lag nicht am Wein. Der Junge hatte Talent, hatte alles gelernt, was er ihm beigebracht hatte. Er brauchte keinen Mentor mehr.
    »Besser, Bursche. Viel besser. Du kannst stolz auf dich sein und machst auch mich stolz. Und jetzt erzähl mir, was haben deine spitzen Ohren diese Woche gehört?«
    »Geschichten über Vergeltung, Brüder rächen ihre Brüder, Väter ihre Söhne. Das gemeine Volk ist zuversichtlich, daß das Schlimmste überstanden ist, und kommt wieder hervor, um sein eigenes Süppchen zu kochen.«
    Hakiem nickte. Soviel hatte er selbst gespürt. Die von den Nisibisi angezettelte Anarchie war vorbei, und es herrschte eine Stimmung, daß die Zukunft anders als die Vergangenheit sein würde. Aber noch mußten alte Rechnungen beglichen werden, bevor die Zukunft begrüßt werden konnte.
    »Was sonst?«
    »Eine ganz neue Gemeinschaft bildet sich im Schlachterviertel, wo sich die Tagelöhner niederlassen, die Fackelhalters Steine geschleppt haben. Sie glauben, die Straßen von Freistatt wären mit Gold gepflastert - und, verdammt, sie scheinen damit richtig zu liegen. Jeder schwingt einen Schlegel oder verputzt Mörtel; selbst unser Prinz und das gemeine Volk glauben, daß die Welt mit jedem Tag besser wird.«
    »Verdunkeln irgendwelche Wolken den Horizont unserer strahlenden Zukunft?«
    Der junge Mann spielte sein ganzes Können aus. Sein Blick wurde eindringlich, und er beugte sich über den Tisch. Immer noch eine gute Vorstellung eines Geschichtenerzählers, aber Hakiem spürte, daß hinter Horts Eifer noch mehr steckte.
    »Es verschwinden Menschen, vielleicht fünf bis sechs pro Woche. Und sie tauchen an keinem der üblichen Orte wieder auf. Einige sagen, es wäre die Magiergilde, die versucht, Macht und Einfluß zurückzugewinnen, aber ich habe festgestellt, daß das in eine Sackgasse führt. Die wahrscheinlichste Spur führt in den Hafen.«
    »Hast du das überprüft?«
    Hort lehnte sich eine Handbreite weit zurück. Er war der Sohn des besten Fischers der Stadt, und obwohl er persönlich nichts für Salzwasser übrig hatte, besaß er doch das Vertrauen dieser Leute.
    »Wir haben unseren Handel entlang der Küste verstärkt, Steine für die Mauern und allerlei Krimskrams für beysibisches Gold. Das meiste kommt dort an, wo es hin soll, aber einiges wird nach Westen verschifft und landet bei den Schleimaalbänken - und du weißt, was das bedeutet.«
    Es ärgerte ihn ein bißchen, aber Hakiem mußte die Achseln zucken und den Kopf schütteln. Er hatte von den Bänken gehört; die Beysiberfischer hatten Horts Leuten dort gezeigt, wo sie ihre Netze nach Tiefseefischen auswerfen mußten, aber mehr wußte er nicht.
    Horts Lächeln vertiefte sich. »Man begibt sich in die Strömung und kommt auf der Leeseite der Aasfresserinsel in einem Hafen heraus, der so tief und doppelt so breit wie unser Hafen ist -und es gibt dort kein Gesetz, das einem Probleme mit dem Gold bereiten könnte.«
    Der Meistergeschichtenerzähler zwirbelte eine graue Bartsträhne zwischen den Fingern. Er kannte die Geschichte Freistatts besser als jeder andere. Heute waren die Rankaner die Despoten, und die Städter wiesen mit dem Stolz der Unterdrückten auf ihre ilsigische Herkunft hin, aber so war es nicht immer gewesen. Nicht lange vor dem Tod der letzten lebenden Zeugen war die Könige von Ilsig die Feinde gewesen, und die Aasfresserinsel war die Freistatt gewesen, zu der die Unterdrückten geflohen waren.
    Aasfresserinsel - Piratenhafen. Ein Ort, dem gegenüber die schlimmsten Gegenden Freistatts zivilisiert und geordnet erschienen. Geißel der Meere, Zerstörer der Küsten und ein Ort, der Freistatt im allgemeinen als einen armen Verwandten betrachtet und in Ruhe gelassen hatte. Aber Freistatt war nicht mehr arm.
    »Wie paßt das mit den verschollenen Männern zusammen?«
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