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Die Macht der Drei

Titel: Die Macht der Drei
Autoren: Hans Dominik
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Bakers, daß er bei England nicht zu betteln brauchte, um sein Leben zu fristen.
    So kam er nach England zurück. Am Morgen nach jener Sturmnacht, in der die empörten Patrioten ihn aus Washington verjagten. Nur noch ein Gefühl hielt den Willen zum Leben in ihm aufrecht, fesselte ihn an das Leben. Seine Liebe zu Jane Bursfeld.
    Jane war im Hause der Maitlands. Sollte er sich jetzt, ein verfemter Flüchtling, dort zeigen? Sollte er vor Lord Horace hintreten, das Mädchen, das er dort als seine Nichte gelassen, zurückverlangen?
    Diese Fragen waren heikel. Zuviel war seit dem Tage, an dem er das Versprechen erhielt, geschehen. Die unbekannte Macht war aufgetreten, und ihr Auftreten hätte den Sturz des Diktators wohl auch ohne Glossin bewirkt. Dieser Umstand mußte auf die Größe der englischen Dankbarkeit verringernd wirken.
    Eile tat not. An dem gleichen Morgen, an dem Soma Atma in Maitland Castle war, kam Glossin dort an. Seine Kenntnis der Örtlichkeit ermöglichte es ihm, den Park ungesehen zu betreten, sich auf dicht verwachsenen Seitenwegen dem Schloß zu nähern. Sein Plan war überaus einfach, daß er zu jeder anderen Stunde sicher gelingen mußte. Sich Jane unbeobachtet nähern. Sie wieder voll unter seinen Einfluß zwingen. Mit ihr zusammen den Park verlassen. Und dann schnell fort. Weit fort aus England in irgendein fremdes Land, in dem man Dr. Glossin nicht kannte, in dem er, Jane an der Seite, auch mit den Trümmern seines einstigen Reichtums immer noch leben konnte.
    Dr. Glossin kam dem Schloß immer näher. Der schmale sich schlängelnde Weg führte zu einem rechteckigen Pavillon. Von der anderen Seite dieses Gebäudes lief ein breiterer Weg aus dem Park auf eine wiesenartige Lichtung, und dort unter einer großen Blutbuche sah er Jane allein sitzen.
    Dr. Glossin verschlang das anmutige Bild mit den Blicken. Er stand am Ziel seiner Wünsche.
    Vorsichtig wollte er näher gehen. Den Plan ausführen, Jane in seine Gewalt bringen.
    Der Klang von Stimmen, das Geräusch sich nahender Schritte zwangen ihn, stehenzubleiben, Schritt um Schritt zurückzuweichen und vor den Blicken der Nahenden Deckung hinter den Bäumen am Pavillon zu nehmen.
    Er sah Lord Horace den Weg vom Schloß herankommen. An seiner Seite einen Mann mit brauner Hautfarbe. Den Mann, dessen Signalement er seit der Affäre von Sing-Sing kannte, dessen Bild ihm seit dem Untergang von R. F. c. 2 so oft drohend und düster in die Erinnerung gekommen war.
    Atma ging allein auf Jane zu.
    Glossin drückte gegen die Tür des Pavillons. Sie war nicht verschlossen und gab dem Druck nach. Er schlüpfte hinein und zog die Tür hinter sich wieder zu. Halbdunkel herrschte hier. Die Jalousien an den Fenstern waren herabgelassen. Nur durch die Spalten zwischen den Stäben drang das Tageslicht in den Raum und erfüllte ihn mit einer Ungewissen Dämmerung.
    Er trat an ein Fenster und beobachtete durch einen Spalt, was im Park vorging.
    Er sah, wie Atma Jane fest in die Arme nahm. Er sah sie auf das Schloß zugehen und erkannte mit dem Blicke des Arztes, daß sie gesegneten Leibes war. Er taumelte vom Fenster zurück und ließ sich in dem dämmerigen Raum auf einer Gartenbank niedersinken. Die letzte Hoffnung, die ihn noch an das Leben band, war entschwunden. Jane war ihm verloren. Sie würde dem anderen, dem Verhaßten, den Erben schenken.
    Es war Zeit, ein Ende zu machen.
    Jahre hindurch hatte Dr. Glossin mit der Möglichkeit, ja mit der Notwendigkeit eines freiwilligen Todes gerechnet, die verschiedenen Todesarten wohl überlegt, die Mittel dafür beschafft.
    Gifte, die sofort und schmerzlos wirken. Schlafmittel, die einen angenehmen Schlummer erzeugen, der unmerklich in den Todesschlaf übergeht. Der plötzliche Sturz, die jähe Verbannung und Flucht hatten ihn aller dieser Mittel beraubt. Nur die kleine Schußwaffe blieb ihm, die er immer mit sich führte, die er einst auf Silvester abgedrückt hatte.
    Er riß sie heraus und richtete sie mit schnellem Entschluß gegen die eigene Brust.
    Der Schuß dröhnte durch den kleinen Raum. Der Körper Glossins sank zusammen, streckte sich, fiel von der Bank auf den Steinboden…
    In dem gleichen Augenblick, in dem Atma eintrat.
    »Die Stunde ist gekommen.«
    Atma sprach es mit leiser Stimme, während er den Körper des Sterbenden auf die Bank bettete.
    Er strich ihm über die Augen und Schläfen, und das Blut aus der Brustwunde floß langsamer, stockte.
    Nur noch in langen Pausen fiel es Tropfen für Tropfen auf
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