Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)
Autoren: Marissa Meyer
Vom Netzwerk:
zusah. »Von einem Tag auf den anderen ging gar nichts mehr.«
    Cinder drehte die Androidin herum, so dass das Licht ihres Sensors auf den Prinzen gerichtet war. Sie war froh, dass sie etwas zu tun hatte und Routinefragen stellen konnte – so musste sie sich konzentrieren, geriet nicht aus der Fassung und verlor nicht vor Aufregung den Zugang zum Internet über ihr Gehirn. »Hattet Ihr vorher schon mal Probleme mit ihr?«
    »Nein. Sie wird jeden Monat von den königlichen Mechanikern gewartet, dies ist ihre erste richtige Störung.«
    Prinz Kai nahm Cinders Metallfuß vom Arbeitstisch und betrachtete ihn neugierig von allen Seiten. Angespannt sah Cinder ihm dabei zu, wie er in den verdrahteten Hohlraum spähte und mit den beweglichen Zehen spielte. Mit dem zu langen Ärmel seines Sweatshirts wischte er einen Ölfleck ab.
    »Ist Euch nicht heiß?« Cinder bereute ihre Frage sofort, denn nun wandte er ihr wieder seine Aufmerksamkeit zu.
    Für den Bruchteil einer Sekunde sah der Prinz verlegen aus. »Ich glühe«, gab er zu, »aber ich will doch nicht auffallen.«
    Cinder war kurz davor, ihm zu sagen, dass das nicht funktionierte, aber dann besann sie sich. Da ihr Stand nicht von einer Traube kreischender Mädchen belagert wurde, schien es wohl zu klappen. Er sah nicht wie ein königlicher Mädchenschwarm aus, sondern einfach wie ein Verrückter.
    Cinder räusperte sich und nahm sich wieder die Androidin vor. Sie fand die fast unsichtbare Verriegelung und öffnete das rückwärtige Bedienungsfeld. »Warum wird sie nicht von den königlichen Mechanikern repariert?«
    »Sie haben’s versucht, aber sie konnten den Fehler nicht finden. Und dann hat einer vorgeschlagen, sie zu Ihnen zu bringen.« Er legte den Fuß zurück und betrachtete die Regale mit Körperteilen für Cyborgs und ramponierten Ersatzteilen für Androiden, Hover, Netzbildschirme und tragbare Bildschirme. »Man sagt, Linh Cinder sei der beste Mechaniker in Neu-Peking. Ich hatte einen alten Mann erwartet.«
    »So, sagt man das?«, murmelte sie.
    Er war nicht der Erste, der darüber staunte. Die meisten ihrer Kunden begriffen nicht, dass ein Teenager, noch dazu ein Mädchen, die beste Mechanikerin der Stadt sein sollte, und sie hatte den Grund für diese Begabung nie herausposaunt. Je weniger Leute wussten, dass sie ein Cyborg war, desto besser. Es wäre unerträglich, wenn sie alle Markthändler so verächtlich ansehen würden wie Chang Sacha.
    Mit dem kleinen Finger schob sie ein paar Drähte zur Seite. »Manchmal verschleißen sie einfach. Vielleicht ist es Zeit für einen neuen.«
    »Das geht leider nicht. Sie enthält streng geheime Informationen. Es ist eine Frage der nationalen Sicherheit, dass ich sie herunterlade, bevor es ein anderer tut.«
    Cinder ließ die Hände sinken und sah ihn von unten an.
    Er hielt ihrem Blick ganze drei Sekunden stand, bevor sein Mund zuckte. »War nur ein Scherz. Nainsi war meine erste Androidin, und ich hänge sehr an ihr.«
    Ein kleines orangefarbenes Licht flackerte am Rande von Cinders Gesichtsfeld auf. Ihre Optobionik hatte ein Signal des Prinzen aufgefangen, auch wenn sie nicht wusste, was es war – vielleicht ein Schlucken, ein allzu schneller Lidschlag, ein Anspannen des Unterkiefers.
    Sie war an das kleine orangefarbene Licht gewöhnt. Es leuchtete dauernd auf.
    Es bedeutete, dass jemand log.
    »Nationale Sicherheit«, sagte sie. »Sehr komisch.«
    Der Prinz legte den Kopf zur Seite, als wollte er sie zum Widerspruch herausfordern. Eine Strähne seines schwarzen Haars fiel ihm in die Augen. Cinder sah weg.
    »Lehrdroidin 8.6«, las sie vom schwach beleuchteten Display im Plastikschädel ab. Die Androidin war fast zwanzig Jahre alt. Uralt. »Sie scheint völlig in Ordnung zu sein.«
    Mit der geballten Faust schlug Cinder der Androidin gegen die Schläfe. Sie konnte sie gerade noch auffangen, bevor sie über die Tischkante fiel. Der Prinz erschrak.
    Cinder stellte die Androidin auf die Füße und drückte auf den Schalter, aber nichts geschah. »Ihr glaubt gar nicht, wie oft das funktioniert.«
    Der Prinz kicherte. »Sind Sie sicher, dass Sie Linh Cinder sind? Die Mechanikerin?«
    »Cinder! Ich hab ihn!« Mit blinkendem blauem Sensor schwenkte Iko aus der Menge auf Cinders Arbeitstisch zu und knallte einen nagelneuen Stahlfuß neben die Androidin. »Eine riesige Verbesserung zum alten und fast unbenutzt. Die Verkabelung sieht kompatibel aus. Und außerdem konnte ich den Händler auf 600 Univs
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher