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Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)
Autoren: Marissa Meyer
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runterhandeln.«
    Panik erfasste Cinder. Noch immer auf ihrem menschlichen Bein balancierend, schnappte sie sich den Fuß und warf ihn hinter sich. »Gute Arbeit, Iko. Nguyen-shifu wird sich über den Austauschfuß für seine Eskortdroidin freuen.«
    Ikos Sensor verdunkelte sich. »Nguyen-shifu? Verarbeitung fehlgeschlagen.«
    Cinder deutete auf den Prinzen und lächelte mit zusammengebissenen Zähnen. »Iko, ich möchte dir unseren Kunden vorstellen.« Sie senkte die Stimme. »Seine Kaiserliche Hoheit.«
    Iko hob den Kopf und peilte den Prinzen, der mehr als einen Meter über ihr aufragte, mit dem runden Sensor an. Das Licht flackerte auf, als ihr Scanner ihn zugeordnet hatte. »Prinz Kai«, sagte sie. Ihre metallische Stimme quiekte. »In Wirklichkeit seht Ihr sogar noch besser aus.«
    Cinder drehte sich vor Verlegenheit der Magen um, obwohl der Prinz lachte.
    »Das reicht, Iko. Komm in den Laden.«
    Iko gehorchte, hob das Tuch an und kroch unter dem Tisch hindurch.
    »So eine Persönlichkeit lernt man nicht alle Tage kennen«, bemerkte Prinz Kai. Er lehnte sich an Cinders Stand, als brächte er jeden Tag Androiden zum Markt. »Haben Sie sie selbst programmiert?«
    »Ob Ihr es glaubt oder nicht, sie wurde so geliefert. Wahrscheinlich ein Programmierfehler. Bestimmt hat meine Stiefmutter sie deswegen so billig bekommen.«
    »Ich habe keinen Programmierfehler!«, protestierte Iko von hinten.
    Cinder sah dem Prinzen in die Augen. Von seinem Lächeln geblendet, zog sie den Kopf hinter der kaiserlichen Androidin ein.
    »Also, was meinen Sie?«, fragte er.
    »Ich muss eine Fehlerdiagnose durchlaufen lassen. Dafür brauche ich ein paar Tage, vielleicht sogar eine Woche.« Cinder strich sich das Haar hinters Ohr und setzte sich, um das Innenleben der kaiserlichen Androidin zu untersuchen, froh, ihr Bein entlasten zu können. Bestimmt brach sie damit eine Benimmregel, doch dem Prinzen schien es nichts auszumachen. Er beugte sich zu ihr herüber, um ihren Händen beim Arbeiten zuzusehen.
    »Wollen Sie eine Anzahlung?«
    Er hielt ihr sein linkes Handgelenk mit dem eingelassenen ID-Chip hin, aber Cinder winkte ab. »Nein, danke. Es ist mir eine Ehre.«
    Prinz Kai wollte ihr widersprechen, ließ aber dann die Hand sinken. »Wahrscheinlich wird sie vor dem Fest nicht mehr fertig, oder?«
    Cinder schloss das Display der Androidin. »Ich glaube, das müsste ich schaffen. Aber ohne genauer zu wissen, was ihr fehlt …«
    »Ja, klar.« Er lehnte sich zurück. »War auch nur Wunschdenken.«
    »Wie kann ich Euch erreichen, wenn sie fertig ist?«
    »Schicken Sie mir eine Tele an den Palast. Oder sind Sie nächstes Wochenende wieder hier? Dann könnte ich noch mal vorbeikommen.«
    »O ja!«, rief Iko von hinten. »Wir sind jeden Markttag da. Kommt doch wieder! Das wäre wunderbar.«
    Cinder fuhr zusammen. »Ihr braucht aber nicht …«
    »Es wäre mir ein Vergnügen.« Zum Abschied neigte er höflich den Kopf und zog die Kapuze tiefer ins Gesicht. Cinder erwiderte seinen Gruß. Sie wusste, sie hätte aufstehen und sich verbeugen müssen, doch sie wollte ihren Gleichgewichtssinn kein zweites Mal auf die Probe stellen.
    Sie wartete, bis sich sein Schatten vom Tisch entfernt hatte, bevor sie sich auf dem Platz umsah. Offensichtlich hatten die Marktbesucher den Prinzen in ihrer Eile nicht bemerkt. Cinder entspannte sich.
    Iko rollte neben sie, die Metallgreifer vor der Brust verschränkt. »Prinz Kai! Kannst du mal meinen Ventilator angucken? Ich glaube, ich laufe heiß.«
    Cinder beugte sich hinunter, um den Ersatzfuß aufzuheben. Sie wischte ihn an ihrer Cargohose ab und begutachtete die Metallplatte. Zum Glück hatte sie sie nicht zerbeult.
    »Stell dir Peonys Gesicht vor, wenn sie das erfährt!«, sagte Iko.
    »Wahrscheinlich kreischt sie wie verrückt.« Noch einmal ließ Cinder aufmerksam den Blick über die Passanten schweifen. Ihr wurde leicht schwindelig. Sie konnte es nicht erwarten, Peony alles zu erzählen. Der Prinz persönlich! Es war nicht zu fassen. Es war unglaublich. Es war …
    »O nein!«
    Cinders Lächeln gefror. »Was ist?«
    Mit einem gekrümmten Finger deutete Iko auf ihre Stirn. »Du hast da einen Ölfleck.«
    Cinder rubbelte an ihrer Augenbraue. »Du nimmst mich auf den Arm!«
    »Bestimmt ist es ihm kaum aufgefallen.«
    Cinder ließ die Hand sinken. »Ist sowieso egal. Komm, hilf mir, den Fuß anzulegen, bevor der nächste Prinz vorbeikommt.« Sie stützte den Knöchel auf dem Knie ab und verband die farbigen
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