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Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)
Autoren: Marissa Meyer
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arbeiten erlaubte.
    Cinder machte zwischen dem Durcheinander auf dem Arbeitstisch Platz für die Androidin und setzte ihre Kuriertasche auf dem Boden ab. Sie tauschte ihre schweren Arbeitshandschuhe gegen weniger ölige aus Baumwolle, bevor sie den Lagerraum verschloss. »Falls Adri fragt«, sagte sie auf dem Weg zu den Fahrstühlen, »unser Stand ist nicht in der Nähe der Bäckerei.«
    Ikos Licht flackerte. »Ist registriert.«
    Sie waren allein im Fahrstuhl. Erst als sie im achtzehnten Stockwerk ausstiegen, wurde aus dem Gebäude ein summender Bienenstock – Kinder jagten sich auf den Fluren, zahme und verwilderte Katzen hielten sich dicht an die Wände gedrückt, und ein unentwegtes, verworrenes Netscreen-Geschnatter schwappte unter den Türen hervor. Cinder passte ihre Schnittstelle im Gehirn an das weiße Rauschen an, während sie den Kindern auf dem Weg zu ihrer Wohnung auswich.
    Die Tür stand weit offen. Cinder blieb stehen und kontrollierte die Nummer, bevor sie eintrat.
    Aus dem Wohnzimmer hörte sie Adris harte Stimme. »Einen tieferen Ausschnitt für Peony. Sie sieht aus wie eine alte Frau.«
    Cinder sah um die Ecke. Adri stützte sich mit einer Hand an dem Sims des holografischen Kamins ab. Sie trug einen mit Chrysanthemen bestickten Satinmorgenrock, der gut zu den protzigen Papierfächern passte, die die Wand hinter ihr schmückten – auf alt gemachte Reproduktionen. Ihr Gesicht war zu stark gepudert und die Lippen entsetzlich grell geschminkt, so dass sie fast selbst wie eine Reproduktion aussah.
    Aus ihrem Make-up zu schließen, hatte sie beabsichtigt auszugehen, auch wenn sie die Wohnung selten verließ.
    Falls sie bemerkt hatte, dass Cinder im Flur war, so ließ sie es sich nicht anmerken.
    Der Netscreen über den kalten Flammen zeigte Berichte vom Markt. Der Stand der Bäckerin lag in Schutt und Asche, nur das Gerüst eines tragbaren Ofens ragte hervor.
    Mitten im Zimmer standen Pearl und Peony, eingehüllt in Seide und Tüll. Peony hielt ihr gelocktes dunkles Haar hoch, während sich eine Frau, die Cinder nicht kannte, an dem Ausschnitt ihres Kleides zu schaffen machte. Als Peony Cinder bemerkte, leuchtete ihr Gesicht vor Freude auf. Sie deutete auf ihr Kleid und konnte nur mit Mühe ein Quieken unterdrücken.
    Cinder lächelte zurück. Ihre jüngere Stiefschwester sah wie ein Engel aus in ihrem silbern schimmernden Kleid, das im Schein des Feuers in Lavendeltönen leuchtete.
    »Pearl.« Adri bedeutete ihrer älteren Tochter, sich zu drehen, und Pearl wirbelte herum. Am Rücken lief eine Knopfleiste aus Perlen herab. Ihr Kleid ähnelte Peonys mit dem eng anliegenden Mieder und dem rüschenbesetzten Rock, aber ihres war golden wie Sternenstaub. »In der Taille kann es noch enger werden.«
    Die Fremde fädelte eine Nadel durch den Saum von Peonys Ausschnitt. Als sie Cinder in der Tür stehen sah, erschrak sie, wandte sich dann aber schnell wieder ihrer Arbeit zu. Sie trat zurück, nahm die Stecknadeln aus dem Mund und legte den Kopf zur Seite. »Es liegt jetzt schon sehr eng an«, sagte sie. »Sie soll doch tanzen, oder nicht?«
    »Sie soll einen Ehemann finden«, sagte Adri.
    »Ach, nicht doch!«, kicherte die Schneiderin und zupfte an dem Stoff um Pearls Taille. Cinder sah genau, wie Pearl ihren Bauch so weit wie möglich einzog; unter dem dünnen Kleid zeichneten sich ihre Rippen ab. »Sie ist noch viel zu jung für die Ehe.«
    »Ich bin siebzehn«, sagte Pearl und sah die Frau ärgerlich an.
    »Siebzehn! Sehen Sie? Ein Kind. Zeit, Spaß zu haben, stimmt’s, Mädchen?«
    »Für Spaß kostet sie mich zu viel«, sagte Adri. »Ich erwarte Resultate von diesem Kleid.«
    »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Linh-ji ĕ . Sie wird bezaubernd wie der Morgentau sein.« Sie steckte die Nadeln wieder in den Mund und wandte sich erneut Peonys Ausschnitt zu.
    Adri hob das Kinn und ließ sich schließlich doch dazu herab, Cinders Gegenwart zu bemerken, indem sie ihren Blick auf deren Cargohose und schmutzige Stiefel richtete. »Warum bist du nicht auf dem Markt?«
    »Er ist heute früher geschlossen worden«, sagte Cinder und sah vielsagend auf den Netscreen, doch Adri folgte ihrem Blick nicht. Cinder täuschte Unbekümmertheit vor und hob den Daumen. »Ich wasche mich nur schnell, dann bin ich auch fertig zur Anprobe.«
    Die Schneiderin unterbrach ihre Arbeit. »Noch ein Kleid, Linh-ji ĕ ? Ich habe nicht genug Stoff für …«
    »Hast du den Magnetriemen am Hover ersetzt?«
    Cinders Lächeln
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