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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest
Autoren: Carla Buckley
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Kinderzimmer gekommen war. Und William stumm und reglos in seinem Bett gefunden hatte.
    «Wir können nicht einmal drüber reden.»
    «Du willst überhaupt nicht reden. Du willst mir nur sagen, ich soll endlich drüber hinwegkommen.» Sie sah nach den Mädchen. Beide schliefen fest. Über seine Mutter hatte er nicht reden wollen, während sie auf der Rückbank schliefen, aber über das Eine, das sie Tag für Tag mit sich herumschleppten, konnte man reden, ja? Seine Dickfelligkeit machte sie wütend. «Wie immer, sonst fällt dir ja nichts dazu ein.»
    «Das ist unfair. Du lässt mich überhaupt nicht an dich heran. Als hättest du alle Türen verrammelt und die Schlüssel weggeworfen.»
    «Ich hab’s lange versucht.»
    «Ja, ich weiß, dass du es versucht hast.» Da war sie wieder, seine furchtbar liebe Stimme. «Ich habe mich auch bemüht. Meinst du nicht, dass es für uns beide an der Zeit wäre, uns, statt uns zu bemühen, wieder so zu lieben wie früher?»
    Sie starrte ihn an. «Das geht doch nicht», sagte sie hilflos. «Wir sind nicht mehr dieselben wie früher.» Sie konnten nicht so tun, als wären sie noch die gleichen wie damals, als sie sich auf einer wahnsinnig überfüllten Party ineinander verliebt hatten und so naiv waren zu glauben, sie hätten das Schwierigste hinter sich gebracht, weil sie einander gefunden hatten. Sie versuchte es noch einmal. «Wir lieben uns doch wirklich.»
    «Ich weiß.»
    Er klang so traurig. Sie hielt es nicht aus. Konnte er denn nicht verstehen, dass sie sich alle Mühe gab? Konnte er nicht glücklich sein mit dem, was sie hatten?
    Er nahm den Fuß vom Gas und lenkte auf die Ausfahrt nachColumbus. Sie fuhren an einer Reihe Tankstellen vorbei, dann an Einkaufszentren.
    «Aber nächste Woche ist Thanksgiving.» Wieso sagte sie nur so etwas Dummes? Das war doch völlig egal. Sie ballte die Fäuste in ihrem Schoß. Thanksgiving war nicht wichtig. Wichtig war, welche Füllung sie nahmen, die von seiner Mutter oder die Walnuss-Apfel-Füllung von ihrer. Gemeinsam den Tannenbaum zu kaufen, die Spülmaschine einzuräumen und nach der Post zu sehen. Ihn neben sich atmen zu hören, wenn sie mitten in der Nacht aufwachte. Zu wissen, dass sie nicht allein war.
    «Es muss bei uns beiden was passieren», sagte er. «Wir können so nicht weitermachen. Zwei Leute, die Angst haben, sich wirklich zu begegnen. Ich liebe dich. Ich werde dich immer lieben.» Er klang ganz ruhig. «Aber ich bin nicht mehr in dich verliebt.»
    Sie wollte das nicht hören. Sie ließ sich in ihren Sitz zurücksinken und stierte wie betäubt durch die Windschutzscheibe. Schreckliche Geschichten wie diese passierten doch nur anderen. Auf einmal fiel ihr ganzes Leben in sich zusammen, sämtliche Wahrheiten, an die sie sich geklammert hatte, zerrannen. Alles, was sie war oder über sich zu wissen glaubte, alles, was sie über sich und ihn zu wissen glaubte, löste sich in nichts auf, als hätte es nie existiert.
    Zwischen den goldenen Bäumen am Straßenrand tauchte ein Haus auf. Jemand arbeitete im Garten. Eine Frau. Ann sah, wie sie sich aufrichtete und ihnen nachschaute, vier Menschen, eingesperrt in einem blauen Minivan, auf der Fahrt ins Ungewisse.

EIN JAHR SPÄTER
    VOGELGRIPPE –
ERKRANKUNGEN IN SÜDKOREA
    In Seoul wurden am Morgen fünf weitere an der Vogelgrippe erkrankte Personen in Krankenhäuser eingeliefert. Erste Analysen bestätigen, dass es sich um denselben Virentypus handelt, auf den die beiden Todesfälle Anfang der Woche in Singapur zurückgehen. Bislang konnten die Gesundheitsbehörden trotz umfassender Bemühungen nicht klären, auf welchem Weg die Betroffenen mit dem Virus in Berührung kamen. Bis heute sind weltweit 670   Fälle von Vogelgrippe bei Menschen gemeldet worden, von denen 328 einen tödlichen Ausgang nahmen.
    Weltgesundheitsorganisation (WHO)
    Epidemien und Pandemien:
    Überwachung und Gegenmaßnahmen

EINS
    Fünfzig. Fünfzig von hundert Menschen, die erkrankten, kamen um. Eine solche Sterblichkeitsrate war Peter noch nie untergekommen. Was machte diesen Subtypus des Virus nur so lebensbedrohlich?
    Er griff nach seinem Kaffee. Draußen in der nebligen Kälte war das leise Tuckern eines Motorboots zu hören. Er ließ die Scheibe seines Pick-ups herunter und lauschte. Das Geräusch wurde lauter, offenbar hielt jemand auf das Ufer zu. So früh? Die Sonne war noch nicht einmal aufgegangen. Er stellte den Becher in den Getränkehalter und stieg aus.
    Der Motor verschluckte sich, dann
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