Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Lucifer Direktive

Titel: Die Lucifer Direktive
Autoren: Jon Land
Vom Netzwerk:
zu?«
    Dan blickte ins Leere, er war verwirrt. »Ich weiß nicht.«
    »Das können Sie auch noch nicht. Sie haben die Grenze überschritten, aber die Entwicklung geht weiter, wie sie immer weitergehen wird. Der Profi hört nie auf, an den Aufgaben zu wachsen. Der Amateur fängt damit gar nicht erst an.«
    »So wie Sie es sagen, klingt es sehr reizvoll, wie bei Koralski.«
    »Das wollte ich nicht. Denn mit dem Wachsen kommen die Lügen, und auch die Lügen hören nie auf. Darum dreht sich alles in diesem Leben, müssen Sie wissen – Lügen. Von welcher Warte Sie es auch betrachten, die Wahrheit wird zum reinen Luxus. Männer wie ich – und Koralski – lernen, mit jeder erdenklichen Waffe umzugehen. Wir lernen Codes und Papiere fälschen; wir lernen alles über sterile Leitungen, Kontrollpunkte, Maulwürfe, tote Briefkästen, Zerhacker und Wanzen; wir lernen, wie man tötet und wie man überlebt. Aber vor allem lernen wir, wie man sich selbst und andere belügt. Nie herrscht Vertrauen, immer nur eine gute Zusammenarbeit. Und ab und an kommt es vor, daß Männer wie ich es versuchen und vor den Lügen davonlaufen, aber immer scheinen sie uns einzuholen, und wir landen immer wieder an dem Ausgangspunkt, wo wir losgelaufen sind.«
    »Warum erzählen Sie mir all das?«
    »Weil Sie die Grenze überschritten haben und ich aller Erfahrung zum Trotz hoffe, daß ich Sie wieder zurückschubsen kann. Obwohl ich es bezweifle. Auf unserer Seite verändert sich alles. Die andere wird zum Vakuum. Es gibt kein Zurück. Man zieht sich auf die andere Seite zurück, aber die Lügen folgen einem und zerren einen wieder über die Grenze. Es hängt natürlich davon ab, wie weit Sie schon über die Grenze sind, wieviel von Ihnen schon auf unserer Seite steht. Wenn das hier vorbei ist, werde ich versuchen, Ihnen zurück zu helfen. Ich will, daß Sie das wissen.«
    »Es kommt mir unmöglich vor.«
    »Außer, wenn man davon ausgeht, daß das Lügen für Sie noch nicht begonnen hat. So lange gibt es noch eine Chance.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann werde ich Mittel finden, Sie vor den Lügen zu bewahren«, versicherte Sparrow ihm. »Vielleicht gibt es kein Entrinnen, aber uns bleibt die Hoffnung. Ich weiß, wie die Lügen mein Leben beeinflußt haben, und wenn jetzt wieder alles von vorne anfängt, sollte ich wissen, wie man sie vermeidet und trotzdem überlebt; ihr Herr zu werden, statt mich von ihnen beherrschen zu lassen.«
    »Und was ist mit der Wahrheit?«
    »Es gibt keine, nicht für uns.«
    »Es gibt …«
    Ihre Blicke trafen sich, verschmolzen miteinander. Sie hätten ein Körper, eine Seele sein können, so sehr eins, daß es schwer zu sagen war, wer die nächsten Worte sprach.
    »Wir müssen Renaldo Black töten.«
    »Sie können jetzt wieder hereinkommen, Gentlemen.«
    Bart Triesdale und General MaCammon erhoben sich von ihren Stühlen vorm Eingang des Oval Office und traten ein. Der Präsident hatte sie gebeten, hinauszugehen, während er seinen Anruf in die Sowjetunion tätigte. Jetzt, nachdem sich die Tür hinter seinen Beratern geschlossen hatte, trat er müde ans große Erkerfenster, während sich seine Finger gegen die Schläfen preßten, und starrte dumpf ins frühe Morgengrauen hinaus.
    »Die Russen waren nicht sehr entgegenkommend«, berichtete er.
    »Haben Sie nichts erreichen können?« fragte Triesdale.
    »Nur soviel, mir sagen zu lassen, daß sie nicht zusehen würden, wie einer ihrer Verbündeten Opfer einer sorgsam ausgeklügelten kapitalistischen Intrige würde, durch die wir die Vorherrschaft im Nahen Osten gewinnen wollten. Und wenn ich glaubte, ich könnte die Verantwortung von mir abwälzen, indem ich die Schuld jemand anderem in die Schuhe schöbe, wohl die schweren Folgen übersähe.«
    »Klingt nach einer versteckten Drohung«, bemerkte MaCammon.
    »Oh, da war nichts Verstecktes. Zum Schluß sagten sie, für den Fall, daß wir einen erfolgreichen Schlag gegen Libyen führen würden, brächte ihr Vergeltungsschlag … die Zerstörung Israels.«
    »Wir können sie nicht einfach damit durchkommen lassen, Sir«, mahnte der General nach einer kurzen, aber unheilvollen Pause.
    Der Präsident nickte. Sein Gesicht glich einer ausdruckslosen Maske. »Nein, ich nehme an, das können wir nicht.«
    Er trat an seinen Schreibtisch und griff zu dem Telefon, das ihn direkt mit der SAC-Einsatzkontrolle verband. »Hier spricht der Präsident. Es gilt jetzt Kondition Rot …«

40
    Über eine Landstraße zweiter Ordnung,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher