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Die Lucifer-Connection (German Edition)

Die Lucifer-Connection (German Edition)

Titel: Die Lucifer-Connection (German Edition)
Autoren: Martin Compart
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Songs und Liebesschmerz war ihm durch das KGB-Internat gestohlen worden. Seine Eltern waren gestorben oder umgebracht worden, als er drei Jahre alt gewesen war. Damals hatte ihn der KGB unter seine Fittiche genommen und versucht, den perfekten Agenten aus ihm zu formen. Sie waren zehn Jungs – alle älter als Gill – und fünf Mädchen gewesen in der Anlage westlich von Wladiwostok. Im Winter hatte es fünfzig Grad minus und weniger, und das einzige, was ihre jungen Herzen erwärmte, war die Aussicht auf künftige Heldentaten. Schatten der Einsamkeit wurden als schwächlich empfunden, nur dazu da, um überwunden zu werden für Glanz und Glorie der UdSSR. Nach seiner Ausbildung hatte man ihn als „Kundschafter“ in allen Teilen der Welt eingesetzt. Dann war er übergelaufen und hatte als Doppelagent für KGB, BND und CIA und andere Geheimdienste gearbeitet. Sowohl Ost- wie Westdienste hatten das akzeptiert und genutzt. Er war zu wertvoll, zu effektiv gewesen.
    Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks fungierte er noch eine Weile als freier Contractor. Der KGB entwickelte sich von einer realsozialistischen kriminellen Vereinigung zu einer kapitalistischen. Aufgrund seines unbequemen Insider-Wissens und einiger Skandale hatten ihn beide Seiten abgeschaltet.
    Solange er nicht weiter auffiel, so sagte man ihm, könne er sein Leben leben. Keinesfalls dürfe er aber alte Kontakte nutzen oder staatlichen Stellen in die Quere kommen. Diese Toleranz verdankte er einigen Akten, die er der Vernichtung in der Stasi-Zentrale in der Normannenstraße entzogen hatte. Ausgestattet mit einer neuen Identität, war er nach Dortmund gegangen und hatte sich als Sicherheitsexperte niedergelassen. Die Wahl des Ortes war von einfachen Überlegungen bestimmt. Das Ruhrgebiet war ihm gut bekannt; außerdem war es das dichtbesiedeltste Gebiet Europas. Ideal zum Abtauchen, falls nötig. Ein ihm wohlgesonnener Ex-Stasi-Oberst, nun beim BND, sorgte für erste lukrative Aufträge. Bald konnte Gill ganz gut von seiner neuen Existenz leben. Ob als Personenschützer, Söldner oder Eheschnüffler – mit einem Bein stand er immer am Abgrund und konnte jederzeit in eine unangenehme Affäre geraten. Das brachten die Jobs so mit sich.
    ***
    Gill kam an heckengeschützten Einfamilienhäusern vorbei. Hinter der Siedlung gabelte sich am Waldrand die Straße. Ein Pfeil vor einem gepflasterten Weg trug die Aufschrift „Zum Hasenhaus“. Er fuhr ein paar hundert Meter weiter durch den Wald, der so dicht war, dass kaum Licht durch die Bäume schimmerte. Der Weg führte zu einem Parkplatz, auf dessen Schotterbelag ein Ferrari und mehrere Daimler standen. Dahinter befand sich das „Hasenhaus“. Die Fenster des Fachwerkbaus waren mit Läden verschlossen. Licht brannte über der Eingangstür. Es signalisierte, dass der Klub geöffnet war und schon jetzt einige Damen darauf warteten, eine finanzkräftige Klientel zu bedienen. Hier arbeiteten selbstbewusste Frauen in selbstgewählter Profession. Der Besitzer der Lustmanufaktur kassierte einen prozentualen Beitrag ihrer Einnahmen für Sicherheit und Logistik. Das Etablissement war High-Class. Gill klingelte an der massiven Holztür. Kein Geräusch drang aus dem Haus. Eine Sichtklappe wurde geöffnet, dann die Tür. Dahinter stand eine leicht verlebte Blondine.
    „Hallo, Gill.“
    „Wie geht’s, Christa? Schon was los?“
    „Nee, nur ein Gast.“
    „Ist Klaus da?“
    „Unten.“
    Christa ging durch einen spärlich beleuchteten Flur voraus. Die Wände waren mit dunkelblauem Samt bespannt, auf dem Glasscherben wie Sterne glitzerten. Dahinter öffnete sich eine schummrige Bar. Aus unsichtbaren Boxen sang Kylie Minogue über eine besondere Nacht und was sie von ihr erwartete. Die Barhocker vor dem Tresen waren breit genug, um zwei Personen nebeneinander Platz zu bieten. Bis auf die Bardame in enger Korsage mit ausgeschnittenen Brustspitzen und einen Mann im Maßanzug, der einer champagnertrinkenden Blonden den Hintern streichelte, war die Bar leer. Christa ging zum Tresen und drückte einen verdeckten Schalter. Gill betrat einen Korridor, an dessen Ende ein Fahrstuhl wartete. Keine Knöpfe oder Bedienungsarmaturen. Nichts. Die Tür glitt geräuschlos zu, der Lift setzte sich in Bewegung. Nach kurzer Fahrt in die Tiefe hielt er, und die hintere Türe glitt zur Seite. Vor Gill lag ein schmaler Gang, der direkt in ein komfortables Bunkerbüro führte. Die Wandtapeten zeigten einen paradiesischen Karibikstrand, die Decke
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