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Die Lucifer-Connection (German Edition)

Die Lucifer-Connection (German Edition)

Titel: Die Lucifer-Connection (German Edition)
Autoren: Martin Compart
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Pfötchen und weißer Blesse auf die Fensterbank. Sie blieb im geöffneten Fenster sitzen, kratzte sich hinter dem Ohr und sah Gill freundlich an. Ein paar schnurrende Laute.
    „Na, Kuching. Da hast du dir ja den richtigen Moment ausgesucht.“
    Die Katze schnurrte, als sie ihren Namen hörte, sprang von der Fensterbank und stupste ihr Köpfchen gegen Gills Unterschenkel.
    „Du meinst, ich soll mal was Sinnvolles tun, was? Die Welt sicherer machen für mittlere Raubtiere.“
    Kuching setzte sich vor ihren Napf und sah ihn erwartungsvoll an. Seufzend öffnete Gill eine Dose Katzenfutter, was ihm ein beifälliges Miauen einbrachte.
    „Heute wieder Fisch. Endgültig vorbei mit Rind. Wenn ich schon kein Fleisch mehr esse, musst du dich gefälligst auch mit Fisch begnügen.“
    Die Katze schnüffelte an dem Fisch und schien etwas ungehalten. Dann biss sie kräftig zu und tröstete sich mit den Gedanken an ein paar saftige Mäuse, die es inzwischen in der Dortmunder Innenstadt reichlich gab. An Gill hatte sie momentan kein weiteres Interesse. Also ging er mit der Flasche und einem Glas ins Büro zurück.
    ***
    „Verdammt viel schwieriger, als einen Menschen zu finden. Aber ich habe eine Idee, die man vielleicht ausprobieren könnte …“
    „Wie lange dauert das?“
    Weiß ich nicht. Hast du ein Foto von Henry?“
    Der Kleine zog ein Bild aus der Jacke. Es zeigte einen vor Lebensfreude und Energie nur so strotzenden kleinen, pechrabenschwarzen Kater mit großen Augen. Er saß auf Michaels Kopf.
    „Hört er auf seinen Namen?“
    „Ja. Das heißt…“
    „…wenn er will.“
    Der Junge sah Gill begeistert an. Vielleicht war der Superdetektiv ja doch kein Trottel.
    „Stimmt. Wenn er nicht will, hört er überhaupt nicht.“
    „So sind Katzen. Ich habe da auch so ein paar Erfahrungen. Hunde haben Herrchen, Katzen Personal.“
    Auf dieses Stichwort schnürte Kuching herein und betrachtete Gills Besucher interessiert. Sie kam näher und beschnüffelte Michaels Beine.
    „Sie riecht Henry.“
    „Und vieles andere. Das ist Kuching. Sie wohnt gelegentlich hier, nimmt gnädig von mir Futter entgegen und achtet auf meine geistige Gesundheit.“
    „Aha.“
    „Musst du nicht verstehen.“
    „Tu’ ich aber.“
    „Du liebst Katzen.“
    „Henry liebe ich mehr als alles andere auf der Welt.“
    „Mehr als deine Mutter?“
    „Ja.“
    „Das ist eine ziemlich merkwürdige Ansicht für ein Kind.“
    „Mir doch egal.“
    „Liebst du denn deine Mutter nicht?“
    „Doch. Aber nicht so sehr wie Henry. Henry ist immer bei mir. Henry braucht mich.“
    Wieder der alte Scheiß von einem Kind, das sich vernachlässigt fühlte. Gill hatte keine Lust, weitere Details zu hören. Das würde ihm auch nicht helfen. Er sollte eine Katze finden und sich nicht um die mies laufende Sozialisation eines Kindes kümmern. Ersteres konnte er – vielleicht. Letzteres scherte ihn einen Dreck
    „Gib mir den Hunderter.“
    Michael überreichte ihm den zerknüllten Schein.
    „Ich übernehme den Fall. Eine Erfolgsgarantie gibt es natürlich nicht. Die Chancen sind eher schlecht. Mach dir nichts vor. Gut möglich, dass Henry längst tot ist.“
    Der Kleine begann wieder zu weinen.
    „Er lebt. Ich weiß es, ich spüre das.“
    ***
    Gill dachte daran, wie er eines Nachts aufgewacht war und gewusst hatte, dass mit Kuching etwas nicht stimmte. Er hatte sich angezogen und Hinterhöfe, Keller und Hauseingänge durchsucht. In einem alten Kohlenkeller hatte er die Katze schließlich gefunden, eingeklemmt zwischen verrutschtem Gerümpel, tief im Bauch der Stadt. Sie hätte sich nie selbst befreien können. Die Chancen, dass sie jemand gefunden hätte, waren gering. Das Tier war abgemagert und musste mehrere Tage und Nächte in dieser misslichen Lage verbracht haben. Wenn der Kleine fühlte, dass seine Katze noch lebte, konnte Gill das nachvollziehen. Er stand auf und legte Michael wieder tröstend die Hand auf die Schulter. Sie fühlte sich eiskalt an. Die unbeschwerte Freude war aus dem jungen Körper gewichen und durch die ersten Verzweiflungen des Lebens ersetzt worden. Weitere würden folgen. Aber diese konnte Gill vielleicht beenden.
    „Wie kann ich dich erreichen?“
    „Ich habe ein Handy.“
    Gill ließ sich Adresse und Telefonnummer geben und schickte seinen Klienten nach Hause. Als er in sein Büro zurückkam, hatte Kuching es sich in seinem gepolsterten Schreibtischsessel gemütlich gemacht. Sie starrte ihn intensiv an.
    „Hab’ schon
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