Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Loge der Nacht

Die Loge der Nacht

Titel: Die Loge der Nacht
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
Waffe um. Halb blind tastete er über die Werkzeugbank, bis sich seine Finger um hartes Holz schlossen. Den beinahe zentnerschweren Schmiedehammer heranziehen und sich aufrichten, war eine Bewegung. Einen ziellosen Schlag führend, schwang Auer herum - - und hatte Glück im Unglück!
    Ein Laut wie ein Glockenschlag dröhnte durch die Schmiede. Der Hammer hatte zufällig die Schwertklinge getroffen, die auf Auers Nacken herabgerast war, und aus der Bahn gedroschen. Die Wucht des Hiebs ließ den Söldner zur Seite taumeln und schwer gegen die Feuerstelle stoßen. Haltsuchend griff er um sich - und mit der freien Hand hinein in die noch nicht vollends erloschene Glut der Esse!
    Sein Schrei klang lauter noch als der Glockenschlag zuvor!
    Der Gestank verbrannten Fleisches stieg auf, als der Marodeur die Hand aus der Glut riß. Rot wie ein abgebrühtes Schwein war sie, und Hautfetzen rollten sich wie schmorendes Pergament vom Fleisch.
    »Hast genug, Saukerl?« fragte Auer funkelnden Blickes.
    »Noch lange nicht!«
    Der Hieb kam so schnell, daß Balthasar Auer ihn erst sah, als die Klinge ihren flirrenden Halbkreis fast schon beendet hatte. Wie von selbst flog der Schmiedehammer hoch; seine Fäuste schienen ihn kaum führen zu müssen, sondern hingen scheint's bloß am Ende des armlangen Stiels.
    Als er den Hammer nur noch mit einer Faust halten mußte, machte sich das Gewicht bemerkbar. Als würde die Schwerkraft erst jetzt einsetzen, sackte er herab und schlug auf den Boden, so hart, daß Auer ein Zittern unter den Füßen gespürt hätte - wenn er auch nur einen Gedanken dafür übrig gehabt hätte. Aber der Schmied tat nichts anderes, als dazustehen und zu Boden zu starren.
    Dorthin, wo seine linke Hand lag, die Finger gekrümmt, als hielten sie noch immer den Hammerstiel umschlossen.
    Die Schwertklinge hatte genau das Gelenk der Hand getroffen -und durchtrennt.
    Auf eine Weise, als ginge ihn das alles nichts an, wunderte Balthasar Auer sich darüber, daß der Stumpf kaum blutete. Wenigstens nicht in dem Maße, wie er es von einer solchen Verwundung erwartet hätte.
    Seine Nüchternheit schwand erst, als der Schock ihn aus den Fängen ließ - und den Schmerz zuschlagen ließ. Wie mit glühenden Klauen hieb er nach Auer, und er grub sich nicht allein in den verstümmelten Arm, sondern in jeden Quadratzentimeter seines Leibes, um dort zu wüten und zu verwüsten. Mit solcher Gewalt kam der Schmerz über ihn, daß der Schmied brüllend in die Knie brach, die rechte Hand auf den linken Armstumpf gepreßt. Als müßte er das Leben in sich halten, das aus der Verletzung strömen wollte.
    Doch daran, an der abgeschlagenen Hand - das wußte Auer, denn soviel Raum zum Denken ließen ihm die Schmerzen, als wollten sie ihn zusätzlich quälen - würde er nicht krepieren. Der Marodeur würde es sich nicht nehmen lassen, ihn selbst ums Leben zu bringen.
    Schon stand er vor dem Schmied, geifernd und grölend, die Arme hochgereckt und sich glitzernden Blickes am Leid des anderen weidend.
    Und so blieb er stehen - reglos, wie zu Stein geworden.
    Nur der Glanz seiner Augen erlosch, im gleichen Maße, in dem sich der Ausdruck seiner Züge veränderte. Erst trat etwas wie Verwunderung an die Stelle des Triumphs, dann mengte sich Schmerz hinein. Und schließlich gerannen ihm die Gesichtszüge vollends, erschlafften.
    Als hätte ihm jemand die Unterschenkel weggeschlagen, brach der Söldner in die Knie.
    Aber erst als der andere wie ein gefällter Baum zur Seite kippte, sah Balthasar Auer die metallene Spitze, die blutig handlang aus dessen Brust ragte und noch im gleichen Augenblick verschwand.
    Als Kaspar Henninger die Sense zurückzog, deren Blatt er dem Söldner ins Kreuz hinein und durch den Leib geschlagen hatte.
    *
    »Ich hab' den Kerl in dein Haus einbrechen sehen und gedacht, du könntest Hilfe gebrauchen«, erklärte der Färber auf Auers fragenden Blick hin.
    »Wohl gedacht«, preßte der Schmied hervor, das Gesicht eine Grimasse vor Schmerz und den Stumpf mit der Rechten gegen den Leib drückend und sich windend. »Aber wie konntest du die Deinen im Stich lassen?« fragte er den Freund und Nachbarn dann. »Es ziehen zuhauf Kerle wie der da -«, er wies mit dem Kinn auf den Toten,»-umher. Wenn einer jetzt in dein Haus kommt .«
    »War schon einer da«, erwiderte Henninger dumpf.
    Balthasar Auer sah erschrocken auf. Der Ton des anderen war ihm schon die Antwort auf seine unausgesprochene Frage. Trotzdem stieß er noch hervor:
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher