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Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)

Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)

Titel: Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)
Autoren: Richard Paul Evans
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folgte ihr ins Haus, in dem es aufgeräumt und gemütlich aussah. Es war nur etwas größer als unsere Wohnung. Über dem Wohnzimmerkamin hing ein großes, in Holz gerahmtes Bild ihrer Familie. Sie hatte zwei ältere Brüder, die, im Gegensatz zu ihr, blonde Haare und blaue Augen hatten, genau wie die Eltern.
    »Wo ist deine Familie?«
    »Meine Eltern arbeiten und meine Brüder gehen aufs College. Normalerweise sehe ich sie nur am Wochenende.«
    »Was machen deine Eltern?«
    »Meine Mutter arbeitet in einem Reisebüro, das Bildungsreisen für Highschools anbietet. Mein Vater ist Polizist.« Taylor schaltete das Licht ein und führte mich in die Küche. »Willst du Saft oder so was?«
    »Ja, danke.«
    »Setz dich ruhig.«
    Ich nahm an der Theke Platz, während sie den Kühlschrank öffnete. Mit einer Hand hielt ich mein rechtes Auge zu, das flatterte wie eine Motte mit ihren Flügeln.
    »Wie wäre es mit einer Limonade?«, fragte sie.
    »Klar.«
    Sie füllte zwei Gläser und setzte sich dann neben mich. »Darf ich dich was fragen?«
    »Sicher.«
    »Warum blinzelst du so?«
    Ich wurde rot. »Ich habe das Tourettesyndrom.«
    »Tourettesyndrom? Du meinst, so wie die Leute, die laut und grundlos Schimpfwörter schreien?«
    »Das ist auch Tourette, aber ich tu das nicht. Ich mach andere Sachen.«
    »Wie zu blinzeln?«
    »Zum Beispiel. Manchmal mache ich auch glucksende Geräusche oder ziehe Grimassen.«
    »Warum?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Niemand weiß so wirklich, warum. Tourette ist eine neurologische Sache, das heißt, es kann jeden Teil meines Körpers treffen.«
    »Tut es weh?«
    »Manchmal.«
    Sie dachte darüber nach. »Ist es okay, dass ich dich darüber ausfrage? Ich will dich nicht in Verlegenheit bringen. Ich dachte nur, wenn wir Freunde sein wollen, sollte ich das wissen.«
    Ihr Worte machten mich richtig froh. Wenn wir Freunde sein wollen  … »Klar. Das ist okay.«
    Taylor stand auf. »Lass uns ins Wohnzimmer gehen. Du kannst dein Getränk mitnehmen.« Wir gingen in das andere Zimmer und setzten uns nebeneinander aufs Sofa. Ich nahm einen Schluck Limonade und verzog das Gesicht. »Wow. Die ist sauer.«
    »Die muss von meiner Mutter sein. Sie macht die wirklich sauer.« Taylor nahm einen Schluck. »Oh ja, Mom.«
    Ich stellte mein Glas ab.
    »Also.« Sie verschränkte ihre Finger. »Erzählst du mir jetzt, was du mit diesen Jungs angestellt hast?«
    »Du wolltest mir dein Geheimnis zuerst verraten.«
    Taylor lächelte nervös. »Ich weiß, das hab ich gesagt, es ist nur  … « Sie sah mich mit ihren schönen braunen Augen an. »Bitte. Ich verspreche dir, ich werde es dir erzählen. Es ist nur einfacher, wenn du den ersten Schritt machst.«
    Irgendwas an Taylor gab mir das Gefühl, dass ich ihr vertrauen konnte. »Okay«, sagte ich also. »Was hast du gesehen?«
    »Ich hörte ein lautes Zischen. Dann wälzten Jack und seine Freunde sich auf dem Boden, als hätte sie jemand mit einem Elektroschocker angegriffen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das ist so ziemlich genau das, was passiert ist.«
    »Womit hast du ihnen den Elektroschock verpasst?«
    Während ich noch darüber nachdachte, wie viel ich ihr verraten wollte, sagte Taylor: »Mein Dad hat einen Taser und eine Elektroschockpistole. Er hat mir mal gezeigt, wie sie funktionieren.«
    Ich hatte meiner Mutter das Versprechen geben müssen, niemals mit jemandem über meine Elektrizität zu sprechen, aber wir hatten nie darüber geredet, was ich tun soll, wenn jemand es schon wusste. Oder zumindest glaubte, es zu wissen. »Ich weiß nicht, ob ich es sagen sollte«, murmelte ich.
    Taylor lehnte sich näher zu mir und berührte meinen Arm. »Michael, ich verstehe das. Das tue ich wirklich. Ich habe noch nie jemandem von meinem Geheimnis erzählt. Aber ich bin es leid, es für mich zu behalten. Bist du das nicht auch?« In ihren Augen war ehrliche Aufrichtigkeit.
    Langsam nickte ich. Ostin war der einzige Mensch, dem ich jemals von meiner Elektrizität erzählt hatte, und das war eine unglaubliche Erleichterung gewesen, als wären mir 200 Kilo Last von den Schultern gefallen. Langsam atmete ich aus. »Du weißt doch, wie das ist, wenn man seine Füße auf einem Teppich reibt und so Elektrizität aufbaut, oder? Und wenn man jemanden berührt, bekommt der einen Schlag.«
    »Statische Aufladung«, sagte sie.
    »Richtig. Als ich klein war und Menschen berührte, ist genau das passiert. Nur musste ich dafür nicht auf einem Teppich stehen. Ich konnte mich auf
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