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Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)

Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)

Titel: Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)
Autoren: Richard Paul Evans
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auf dieselbe Art, wie Ostin Donuts mit Zuckerglasur anstarrte. Sie legte ihre Hand auf meinen Arm. »Bitte, Michael. Du kannst dir nicht vorstellen, wie wichtig es ist.«
    Sie war so verzweifelt, dass ich nicht wusste, was ich tun sollte. Schließlich murmelte ich: »Hier könnte ich es dir ohnehin nicht erzählen.«
    »Wir können zu mir gehen«, erwiderte sie hastig. »Ich wohne gleich die Straße runter, und es ist niemand zu Hause.«
    Ostin riss die Augen auf. Ich ahnte, was er dachte. Alter, Taylor Ridley hat dich gerade zu sich nach Hause eingeladen!
    »Ich kann nicht, ich muss nachsitzen.«
    »Kein Problem, ich warte auf dich.«
    »Hast du nicht Cheerleading oder so was?«
    »Nur montags und mittwochs. Und freitags, wenn ein Spiel ist.« Sie sah mir tief in die Augen. »Bitte.«
    Nein zu sagen zu dem Mädchen seiner Träume ist hart, vor allem, wenn sie einen auch noch anfleht. Außerdem gingen mir langsam die Ausreden aus. Also atmete ich tief aus und kapitulierte. »Wo wollen wir uns treffen?«
    Taylor lächelte. »Ich komme einfach mit.«
    »Zum Nachsitzen?«
    »Ich denke nicht, dass sie mich nicht reinlassen werden, oder?«
    »Keine Ahnung. Niemand versucht, beim Nachsitzen reinzukommen. Das ist, wie in ein Gefängnis einzubrechen.«
    Sie grinste. »Ich schlage vor, wir sollten es herausfinden.«
    »Hey«, sagte Ostin, der Zentimeter für Zentimeter den Weg zu uns zurückgeschlichen war. »Was ist mit mir?«
    Taylor sah ihn an. »Was soll mit dir sein?«
    »Ich bin Michaels bester Freund. Ostin.« Er streckte erwartungsvoll die Hand aus. Taylor zeigte keine Reaktion.
    »Er ist mein Freund«, wiederholte ich.
    »Was willst du?«, fragte sie.
    »Ich will mit euch kommen.«
    »Wir können ihm vertrauen«, versicherte ich.
    Sie musterte ihn und drehte sich zu mir. »Tut mir leid, aber ich kann das nicht.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Sorry, Kumpel.«
    Er runzelte die Stirn. »Okay. Wir sehen uns später.«
    Taylor wandte sich wieder an mich. »Lass uns gehen, du Kleinkrimineller.«
    Zusammen liefen wir den Gang entlang, womit ich in einer Million Jahre nicht gerechnet hätte. Ich fragte mich, ob Taylor Angst davor haben könnte, mit mir gesehen zu werden – ihr Beliebtheitsquotient könnte um ein, zwei Punkte fallen oder so (ich war nicht sicher, wie so was funktionierte) – , aber es schien ihr egal zu sein. Auf dem Weg von meinem Spind zur Cafeteria hatte sie schätzungsweise hundertmal »Hallo« sagen müssen. Wie immer hatte ich das Gefühl, unsichtbar zu sein.
    Als wir in die Cafeteria kamen, sah Miss Johnson uns fragend an. Taylor war eine dieser Lieblingsschülerinnen bei Lehrern: immer freundlich und hilfsbereit, kam nie ohne Hausaufgaben in die Schule, hob immer die Hand, um sprechen zu dürfen, und machte niemals Ärger. Einmal habe ich sogar einen Lehrer sagen hören: »Ich wünsche mir eine ganze Klasse voller Taylors.«
    »Brauchst du irgendetwas, Taylor?«, fragte Miss Johnson.
    »Nein, Miss Johnson. Ich bin hier zum Nachsitzen.«
    »Das überrascht mich jetzt.« Die Lehrerin studierte ihr Klemmbrett. »Du stehst gar nicht auf meiner Liste.«
    »Ich weiß. Ich hab mir keinen Ärger eingehandelt oder so. Ich warte nur auf meinen Freund Michael.«
    Miss Johnson nickte. »Das ist sehr nett von dir, einen Freund zu unterstützen, aber das Nachsitzen ist nicht zum Rumhängen gedacht.«
    Taylor fixierte sie mit ihren großen, sanften, braunen Augen. »Bitte. Ich glaube wirklich, ich kann ihn dazu bringen, sich zu bessern.«
    Ich starrte sie an.
    Miss Johnson lächelte. »Nun ja, wenn du ihm wirklich helfen willst, ist es okay. Aber ihr dürft nicht zusammensitzen, und Reden ist verboten.«
    Taylor schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. »Das ist in Ordnung, Miss Johnson. Ich habe einen Haufen Hausaufgaben, die ich noch fertig machen muss.« Taylor winkte mir zu. »Sei brav!« Sie setzte sich an Miss Johnsons Tisch und grinste mich an.
    Ich bin mir sicher, dass Taylor der glücklichste Mensch war, den ich jemals beim Nachsitzen gesehen hatte. Um ehrlich zu sein, war ich auch nicht gerade unglücklich. Ich konnte es nicht glauben, dass das hübscheste Mädchen der Schule mich zum Nachsitzen begleitete, nur um auf mich zu warten.
    Die Cafeteria war zehnmal voller als am Vortag. Das hieß, es hatte entweder einen plötzlichen Ausbruch an schlechtem Benehmen gegeben oder Mr Dallstrom hatte einen sehr schlechten Tag gehabt. Ich wollte mich gerade ans Ende eines langes Tischs an der hinteren Wand
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