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Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Titel: Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1
Autoren: Elspeth Cooper
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sein. Er hatte mich gebeten, sein Trauzeuge zu werden.«
    »Gair, es tut mir so leid. Ich weiß, dass er dein Freund war.«
    Und ich war so sehr mit mir selbst beschäftigt, dass ich nicht bemerkt habe, was da vor sich geht. Der Zug des Springers, der von der Seite kommt – aus einer Richtung, die man nicht erwartet . Er schaute weg. Es dauerte eine Weile, bevor er etwas zu sagen wagte.
    »Zumindest ist er nicht mehr aufgewacht.«
    »Nein. Ich glaube, dafür müssen wir dankbar sein. Sobald Savin die Kontrolle übernommen hatte, wusste Darrin kaum mehr, was mit ihm geschah. Als man ihm den Kristall nahm, lebte zwar sein Körper noch, aber der Funke, der jeden Menschen zu einer Persönlichkeit macht, war verschwunden. Am nächsten Tag hat sein Herz aufgehört zu schlagen.«
    Gair zuckte zusammen. Er würde das hallende Lachen des Belisthaners und seinen Sinn für schelmischen Humor vermissen. Darrin war der erste Freund gewesen, den er im Kapitelhaus gefunden hatte; er war so etwas wie ein Bruder für Gair gewesen. Gair war überrascht, wie sehr es schmerzte, und er war überrascht, dass er nach allem, was er gesehen hatte, noch einen solchen Schmerz empfinden konnte. Er hatte geglaubt, er sei inzwischen abgestumpft.
    »Ihr hattet recht, was Savin angeht, Alderan«, sagte er plötzlich. »Er sieht alles als Werkzeug an, sogar andere Menschen. Sie sind für ihn nur Figuren auf einem Schachbrett, die geopfert werden, wenn es sachdienlich ist.«
    »Ich wünschte, ich hätte in dieser Hinsicht nicht recht gehabt.« Der alte Mann zog eine Grimasse. »Es hätte uns allen eine ganze Menge Schmerz erspart.«
    »Wie viele haben wir verloren?«
    »Insgesamt vierundzwanzig. Neun Adepten, einschließlich Darrin. Elf Lehrlinge. Und Brendan, Tivor sowie Donata.«
    »Und Aysha.«
    »Und Aysha.«
    Seit ihrem Tod hatte er ihren Namen nicht mehr laut ausgesprochen. Ganz kurz war sie nun mit im Zimmer und beobachtete ihn vom Sofa aus; der Duft ihrer Haut war in seiner Nase, und ihre Farben tanzten durch seinen Geist. Er kniff die Augen fest zusammen und sah das andere: dunkles Blut, zerrissenes Fleisch – all das, was die Branntweinflaschen nicht hatten ertränken können. Gair öffnete die Augen und bemerkte, dass er die Hände an den Seiten zu Fäusten geballt hatte.
    »Dafür wird er brennen. Bei der Göttin, ich werde selbst die Fackel an seinen Scheiterhaufen halten.« Die Worte kamen als Knurren heraus.
    Alderan sagte nichts, sondern sah Gair mit Trauer in den Augen an.
    »Er hat Kinder getötet.« Gairs Brust krampfte sich zusammen, und seine Stimme war erstickt von alldem, was er bisher unterdrückt hatte. »Kleine Jungen und Mädchen, die mit ihrer Gabe kaum eine Kerze anzünden konnten. Er hat Dämonen herbeigeholt und zugelassen, dass sie Kinder töten.« Und Aysha. Heilige Mutter, bitte kümmere dich um sie. Kümmere dich um sie alle . »Er hat meine Freunde umgebracht, vierundzwanzig Menschen, die ihm nie etwas getan und nie die Hand gegen ihn erhoben haben. Damit darf er nicht durchkommen. Das kann ich nicht zulassen. Ich will ihn am Boden sehen.«
    Starke Hände ergriffen seine Arme. Alderans Stimme war leise, aber eindringlich. »Gair, ich weiß, wie weh es dir tut. Du willst, dass Savin bestraft wird, und das will ich auch. Glaube mir, ich verstehe dich. Auch mir hat er jemanden genommen, und dafür wird er bezahlen – genau wie für das, was er hier angerichtet hat. Aber nicht heute, Junge. Nicht heute.« Er packte Gair ganz kurz fester und zwang ihn, ihn anzusehen. »Alles zu seiner Zeit, Gair. Ich zweifle nicht daran, dass es zu einer Abrechnung kommen wird, aber heute haben wir anderes zu tun.«
    Alderan hatte recht.
    »Ich kann dir gar nicht sagen, wie leid es mir tut«, meinte der alte Mann.
    Gair vermochte nichts zu erwidern. Alderan umarmte ihn heftig, und er erwiderte diese Geste genauso inbrünstig. Es lag ein gewisser Trost in ihr, und daran hielt er sich fest.
    »Ich vermisse sie.«
    Das war unangemessen, schwach, lahm. Diese drei Worte wurden ihr nicht gerecht, und sie konnten nicht einmal ansatzweise das schreckliche Gefühl des Verlustes ausdrücken. Tränen drohten in ihm aufzusteigen, und in seinem Gesicht zuckte es, als er sie unterdrückte.
    »Ich vermisse sie auch. Aysha und ich waren nicht immer einer Meinung, aber ich habe sie sehr respektiert. Ich glaube, du warst gut für sie.«
    »Ich war der Meinung, Ihr wäret nicht damit einverstanden.«
    »Wir haben nicht viele Regeln im Kapitelhaus, und
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