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Die Liebesverschwörung

Die Liebesverschwörung

Titel: Die Liebesverschwörung
Autoren: Heinz G. Konsalik
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niedergeschlagen. »Ich werde Sie auch verlassen, Frau v. Pluttkorten«, sagte sie. »Herr v. Pluttkorten, Sie waren wirklich äußerst freundlich zu mir. Auch ich werde meine Zelte hier abbrechen. Natürlich werde ich noch zu meinem Bruder fahren. Aber daß ich in Engenstedt meine Steuerberatungspraxis aufmachen werde, glaube ich nicht mehr. Nach allem, was vorgefallen ist. Zuerst will ich aber Renate mit meinem Wagen zum Flughafen bringen.«
    Amélie sprang aus ihrem Sessel auf. »Um Himmels willen, liebe Laura, das werden Sie ganz gewiß nicht tun. Sagen Sie meinetwegen, Ihr Auto sei kaputt.« Sie blickte ihren Mann an, der amüsiert lächelte. »Na ja, Wilhelm, auf eine kleine Notlüge mehr oder weniger kommt es jetzt doch auch nicht mehr an.«
    Laura richtete ihren Blick erwartungsvoll auf die gewitzte alte Dame.
    »Sie meinen … Sie meinen, wegen Mike und Renate … da könnte man noch etwas machen, bei diesen beiden Dickköpfen?«
    »Dickköpfe sind eine Sache, verliebte Herzen eine andere. Also, abgemacht?«
    Laura strahlte auf.
    »Natürlich!«
    So bedauerte Laura heuchlerisch, daß sie ihre Freundin leider, leider nicht fahren könne. Die Großeltern und Laura stellten sich zum Winken neben dem Taxi auf. Da kam auch eilig der Verwalter aus dem Wirtschaftstrakt. Und der Azubi, der gerade die Gänseschar versorgt hatte, stürzte herbei und vergaß das Gatter zu schließen. Während das Taxi anfuhr und auf das breite Sandsteintor zuglitt, brach der Ganter mit seinen Gänsedamen unter entsetzlichem Geschnatter und Gekreische aus. Flügelschlagend rauschte die wilde Jagd ein Stück hinter der Taxe her. Es war eine malerische und sehr lautstarke Vertreibung aus dem Paradies, die Fräulein v. Sorppen hier zuteil wurde.
    Laura sah ihrer Freundin traurig nach. Alles hatte so übermütig und hoffnungsvoll begonnen. Jetzt waren die schönen Pläne gescheitert. Was konnte Frau v. Pluttkorten noch ausrichten?
    Ganz anders verhielten sich Amélie und Wilhelm v. Pluttkorten. Sie ließen die Szene auf sich wirken, blickten sich kurz in die Augen – und lachten Tränen.
    Dann stieß Amélie ihren Wilhelm ganz leicht mit dem Ellenbogen an. Sie hatten gemeinsam ein glückliches Leben verbracht und brauchten nur winzige Zeichen zu ihrer Verständigung.
    Beide gingen nebeneinander ins Haus. Er immer noch sehr gerade und wuchtig, sie mit der Anmut eines jungen Mädchens.
    Amélie stürzte förmlich zum Telefon, wählte und sagte: »Amélie Pluttkorten. Lieber Herr Kringel. Eigentlich bin ich natürlich nicht befugt. Aber nach reiflicher Überlegung möchte ich ihnen doch eine Mitteilung machen …«
    Er atmete scharf ein. »Oh, ich höre …«
    »Meine Nichte ist soeben zum Flughafen aufgebrochen. Sie wirkte sehr niedergeschlagen, muß irgend etwas sehr Unerfreuliches erlebt haben. Sie geht zurück nach München. Da Sie sich aber so gut mit ihr verstanden haben – jedenfalls gewann ich diesen Eindruck –, dachte ich, daß Sie vielleicht … ich meine, ein junger Mann weiß da möglicherweise besser zu raten, gar zu trösten … Wenn Sie also … Hannover-Langenhagen, Sie wissen ja …« Amélie hörte nur noch: »Verzeihung«, und – klack! – hatte Herr Dr. Michael alias Mike Kringel das Gespräch beendet.
    »Müllerin, ein dringender Fall!« rief er und jagte zu seinem Auto. Beim fünften Versuch sprang es an. Mike stand der Schweiß auf der Stirn. Unterwegs kam er nacheinander an eine geschlossene Bahnschranke, in einen Konvoi der Bundeswehr und in das Gefolge zweier großer Lastwagen, von denen einer den anderen bei stark ansteigender Straße etwa mit Tempo zehn überholte und so die Straße blockierte, bis sich ein netter, kilometerlanger Stau gebildet hatte.
    Als Mike sich endlich wieder freigekämpft hatte, drückte er ordentlich auf die Tube. Seine launische Kutsche puffte und stotterte, daß es nur so eine Art hatte. Jeden Augenblick rechnete Mike mit einer Panne. Doch es kam anders, und zwar in Gestalt eines Polizisten auf einem Motorrad, der ihn wegen überhöhter Geschwindigkeit aufschrieb und zur Kasse bat.
    Als er wie durch ein Wunder den Flughafen erreicht hatte und zum Schalter gejoggt war, erfuhr er, daß alle Passagiere nach München sich schon im Warteraum befänden.
    Vollkommen aufgelöst stürzte er zum Informationsschalter, und dann ertönte wenig später mit diesem sonderbar hohlen Klang, als spräche eine gepflegte Roboterlady vom Himmel, der Satz: »Frau Renate v. Sorppen, Sie werden zur
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