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Die Liebesverschwörung

Die Liebesverschwörung

Titel: Die Liebesverschwörung
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Berckenhof. Er war glücklich hier. Gabriele war es nie gewesen. Da hatte er geglaubt, ihre ständige Unzufriedenheit würde sich legen, wenn erst das Baby da war. Sie kam wirklich nicht aus großen Verhältnissen. Doch nichts war ihr recht gewesen. An allem hatte sie herumzunörgeln. Vor allem langweilte sie sich auf dem Lande.
    Dann kam der Tag – es war gar nicht mehr lange bis zum ersehnten Tag, an dem Baby Bercken erwartet wurde, Mädchen oder Junge, Eberhardt freute sich wahnsinnig. Da hatte Gabriele ihm eröffnet, das Kind sei gar nicht von ihm. Sie hätte sich mit ihrem früheren Freund wiedergetroffen. »Und da hab ich halt nicht an die Pille gedacht. Ich wußte es gleich. Es war, als du zu dem landwirtschaftlichen Kongreß warst, Eberhardt. Du weißt ja, wir beide hatten damals eine große Flaute.« Sie hatte sich in ihren Wagen gesetzt und war abgebraust. Er hatte sich nicht gewehrt, als sie die Scheidung einreichte. Jetzt war sie mit dem anderen verheiratet. Das Kind war ein Junge.
    Seitdem gab es für Eberhardt keine Frauen mehr.
    »Ich bin nun mal ein knorriger Eigenbrötler. Ich mag den Geruch von Pferd und Leder, aber nicht die Wogen von Heliotrop und Moschus, die Frauen um sich verbreiten«, witzelte er oft gegenüber seinem Freund Michael Kringel.
    ›Mike‹ Kringel, Tierarzt im nahen Kreisstädtchen Engenstedt, war schon von Kindesbeinen an Eberhardt von Berckens Freund, wenn auch mit Unterbrechungen, zum Beispiel während des Studiums, das sie in verschiedenen Städten absolvierten, wobei Kringel in eine ›schlagende Verbindung‹ eintrat und sich zwei abenteuerlich wirkende Narben auf der Stirn beibringen ließ. »Mein Seeräuber-Look«, wie er behauptete. Dann hatte es noch eine Pause gegeben, als Mike Kringel sich für zwei Monate ein Mädchen mitgebracht hatte, eine Mischung aus Punk und Striptease von der er behauptete, sie habe ›das gewisse Etwas und auch sehr schöne Hände‹.
    Als Gabriele auf Berckenhof war, hatte Kringel sich freiwillig rar gemacht. Sie war ihm nicht geheuer mit ihrem herablassenden Getue. Eberhardt hatte es übrigens nicht ganz ungern gesehen, denn, bei allem Wohlwollen, Mike Kringel war ein ausgebuffter Ladykiller, ein Casanova im Goldschnitt. Und wenn Eberhardt allein lebte, weil er, bitter enttäuscht von Mutter und Ehefrau, genug hatte vom schönen Geschlecht, so blieb Mike Kringel für sich, weil er die Frauen so liebte, daß er für alle bereit sein wollte. Er hielt es mit dem Spruch: »Warum es wegen einer mit allen verderben?!«
    »Wenn ich so'n tolles Weib treffe, da nehm ich Witterung auf, da geht mein Herz auf Krempstiefeln, Mann, Eberhardt, das ist doch der ganz normale Jagdinstinkt, jagen und die Beute genießen. Steckt doch jedem Mann in den Knochen. Sag bloß, du kenntest das nicht!«
    »Na, Waidmannsheil«, hatte Eberhardt gewünscht, »dann bleibe ich doch lieber ein bescheuerter Single.«
    »Früher nannte man das Hagestolz.«
    »Da du auch allein lebst, bist du demnächst im Grunde auch einer, Mike. Oder?«
    »Wenn du ne Partei der Hagestolze gründen willst, möchte ich Kassenwart werden, Ebi.«
    »Also, bitte, nenn mich nicht Ebi, ja?«
    So ähnlich verliefen alle Versuche der Freunde, den anderen jeweils zu einem ›richtigen‹ Leben zu bekehren.
    Kringel allerdings war von keiner Melancholie angekränkelt. Beileibe nicht. Er verdiente gut. Sein Einfamilienhäuschen mit dem hübschen Wintergarten und dem Garten, durch den sich der Rasen als schmales Handtuch zog, ein Rasen mit viel Butterblumen und Gänseblümchen, weil Kringel nicht gern mähte, mit Staudenbeeten an beiden Seiten, sein Häuschen war genau richtig für ihn. Gemütlich und ungeniert, wenn er Besuch einlud. Gerade kam, in allen Ehren natürlich, sein Schwesterchen Laura an. Zum erstenmal nach langer Zeit. Er eilte ihr durch den winzigen Vorgarten entgegen, als sie aus ihrem roten Sportflitzer kletterte. Donnerwetter, sie war wirklich bildhübsch.
    »Laura!«
    »Mike!«
    Die Geschwister umarmten sich und sahen sich lachend an.
    »Gut schaust du aus«, lobte er.
    »Du wirkst auch nicht übel.«
    »Komm rein. Wie lange warst du nicht hier?«
    »Wann warst du das letztemal in Berlin? Vor drei Jahren, glaub ich. Stimmt's?«
    »Kommt wohl hin. Du, dann ist es mindestens sechs Jahre her, seit du hier warst. Bißchen schmaler siehst du aus. Hast du Kummer gehabt?«
    Sie setzte sich auf einen seiner weißen Ledersessel. Ihr Haar war noch genauso blond wie in der Kindheit. Die Farbe von
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