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Die Liebesverschwörung

Die Liebesverschwörung

Titel: Die Liebesverschwörung
Autoren: Heinz G. Konsalik
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denn er ist ein gebranntes Kind, und noch eine große Enttäuschung würde er wohl nicht verkraften. Ich tue es auch, weil ich seinen Vater sehr gern mochte. Wir beide, Wilhelm und ich, schätzten ihn sehr. Und weil Eberhardt, den ich ja auch schon als kleinen Stöpsel gesehen habe, wenn wir auch nie richtig miteinander befreundet waren, mir aufrichtig leid getan hat, als seine Frau ihn mit einem Schlag aus dem siebenten Himmel in die tiefste Enttäuschung gestürzt hatte.
    Mein Mann und ich haben uns beraten. Wir können uns vorstellen, daß man mit einer kleinen List am erfolgreichsten sein würde. Noch haben wir eine gute Woche bis zur Soiree, oder, wie man heute sagt, zur Party. Ich glaube nicht an seine Reise nach Hannover, zumindest glaube ich nicht, daß sie wirklich wichtig ist. Nein, das ist ein Vorwand. Er will nicht unter die Leute. Er denkt, das sei ein einziger großer Heiratsmarkt mit ihm als besonderem Angebot. Nun ja, ganz abwegig ist der Gedanke vielleicht nicht, was meinen Sie, Laura?«
    Laura senkte den Kopf und errötete ein bißchen.
    »Und du, Renate?«
    »Wie bitte?« Renate fuhr hoch. Sie hatte gerade dem attraktiven Kringel in die Augen gesehen und nicht zugehört. Wie in der Schule früher. Peinlich!
    »Auf Listen fällt Eberhardt nicht rein, gnädige Frau«, sagte Mike Kringel. »Ja, ich möchte sogar so weit gehen zu behaupten, daß jeder Mann da einen gesunden Instinkt hat, der ihn warnt, wenn er eingefangen werden soll. Da geht irgendwie ein Licht an. Bei Eberhardt sowieso. Obwohl er sich damit natürlich um die wirklichen Freuden des Lebens bringt. Deshalb möchte ich schon gern mitmachen, falls wir so etwas wie ein Komplott schmieden sollten. Es müßte aber ungeheuer geschickt eingefädelt werden.«
    Frau v. Pluttkorten sah ihrem Mann in die Augen. »Du bist doch wirklich einverstanden, Wilhelm, daß ich's erzähle?«
    Wilhelm v. Pluttkorten nickte. »Erzähl mal, Amélie, ich helfe auch gern ein. Schließlich war ich an deiner Geschichte wesentlich beteiligt, nicht wahr?«
    Sie reichte ihm ihre Hand, und er zog sie lächelnd an die Lippen.
    »Wie fange ich an, Wilhelm?«
    »Fang damit an, daß ›Iphigenie‹ nicht werfen konnte und Waak, mein Verwalter, sich wieder einmal besonders schwerhörig anstellte. Tüchtig war er, aber er hörte nur, was er hören wollte.«
    »Und du warst natürlich wieder besonders ungeduldig und gabst Iphigenie und Waak die Schuld daran, daß die Ferkel sich nicht blicken ließen auf der Welt, und wahrscheinlich schimpftest du fürchterlich. Mein Wilhelm war damals ein ziemlicher Polterer. Und eingefleischter Junggeselle, das können Sie mir glauben.
    Damals stand nur der linke Flügel von unserem Herrenhaus. Aber Wilhelm hatte das Gut, seit er es als Erbe übernahm, von einer recht ärmlichen Klitsche prächtig hochgewirtschaftet. Sein dicker Freund war Hermann, Hermann Ritter, mein Bruder. Er ist im Krieg gefallen. Unser Gut wurde verkauft und aufgesiedelt. Es ist vom Winde verweht. Aber damals, Ende der zwanziger Jahre, hielten Wilhelm und Hermann zusammen wie Pech und Schwefel. Sie jagten zusammen, sie tranken zusammen, und das nicht zu knapp. Sie hatten gemeinsam studiert, bis ihre Väter sie zurückriefen. Und sie hatten einander geschworen, daß keine Frau in dieses paradiesische Leben eindringen sollte. Mit Blut hatten sie den Bund besiegelt. Damals war man noch romantischer. Oder man zeigte es eben mehr.
    Ich war gerade aus dem Internat zurück. Ich behauptete glatt, es wäre ein neues Weltwunder, wenn diese beiden Hagestolze sich jemals durch die Liebkosung einer Frau aus ihrer Selbstherrlichkeit herausreißen ließen.
    Auf Pluttkorten lebten Waaks Frau Hermine und die Magd Stine. Sonst nur Kerle. Die Männerwirtschaft hatte den Vorteil, daß die Fußballmannschaft der Pluttkortenschen Knechte, angeleitet von Wilhelm höchstpersönlich, von Sieg zu Sieg eilte und sogar Aussichten hatte, einmal auf dem Tippschein genannt zu werden. Im Dorf hatte man sich mit dieser sportlichen Neuerung des bäuerlichen Lebens abgefunden. Die Leute schätzten ihren Gutsherrn, weil er sich nicht zu schade war, selber mit anzupacken. Wenn es nötig war, stand er selber mit auf der Dreschmaschine und schob die Garben ein, fuhr er eigenhändig mit dem Binder über das Feld und bückte sich bei der Rübenernte wie alle anderen. Er war groß, breit und braungebrannt, ein Mann, der nach Erde roch, nach Erde und Pfeifenrauch. Seine Stimme war laut und zum Befehlen
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