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Die Liebesverschwörung

Die Liebesverschwörung

Titel: Die Liebesverschwörung
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hellem Herbstlaub, auf das die Sonne scheint. Kein Friseur konnte diesen Haarton zaubern. Sie hatte einen zart teefarbenen Teint. Die zierliche Nase, der Mund mit dem Herzschwung der Oberlippe, die etwas schrägen Augen, deren Farbe den Himmel zu spiegeln schien … in ihren weißen Lederhosen und dem tollen roten Seidenpulli sah sie aus wie eine Titelblattschönheit. Nein, sie sieht belebter aus, empfindsamer, dachte Mike. Lauras Augen verdunkelten sich ein bißchen ins Veilchenfarbene. »Ich habe mich von Frank getrennt«, sagte sie leise. »Nach immerhin vier Jahren enger Freundschaft und Zusammenarbeit. Es ging einfach nicht mehr. So was Selbstherrliches! Und regelrecht ausgebeutet hat er mich. Um ehrlich zu sein, Mike, eigentlich bin ich nicht nur aus schwesterlicher Sehnsucht nach dir hier. Wir hatten ja schon mal am Telefon darüber gesprochen. Ich habe Frank verlassen und will und kann nun natürlich auch nicht mehr unseren Betrieb als Steuerprüfer weiterführen. Soll er das alleine machen. Oder mit einer anderen. Meine Frage ist: Habe ich hier in Engenstedt Aussichten, als tüchtige Steuerprüferin Mandanten zu finden?«
    Mike grinste. »Klar. Hier wird genauso beschuppt wie anderswo.«
    »Mike, bitte. Ich bin seriös.«
    »War doch nur Spaß, Kleines. Im Ernst, es wird bestimmt klappen. Fehlt hier direkt noch jemand. Vor allem jemand, der nicht mit jedem über jeden tratscht.«
    »Apropos Tratsch. Was macht denn dein Freund Eberhardt?«
    »Laura, sieh mich mal an!« Er blickte ihr forschend in die Augen. Wahrhaftig, das Mädchen wurde rot. Mit zwölf hatte sie für den Freund ihres großen Bruders geschwärmt. Der natürlich war an den Mädchen aus den höheren Klassen interessiert. Einmal hatte er ihr den Schlitten im Wald einen Hügel hochgezogen und ihr kurz den Arm um die Schultern gelegt. Davon hatte sie tagelang gezehrt. Dann hatte er studiert, später war sie zum Studium nach Berlin gegangen. Doch irgendwie hatte sie die Erinnerung an ihn in sich gespeichert. Wenn sie an ihn dachte, reagierten ihr Herz, ihr Blut und ihre Nerven. Dann sehnte sie sich wie ein kleines Mädchen nach dem großen, breitschultrigen Mann, der ihr den Arm um die Schulter legen und sie beschützen und lieben würde. Ein Mann der Heimat.
    Sie lächelte verlegen und rief sich innerlich zur Ordnung. Sie war längst erwachsen. Soweit man überhaupt erwachsen wurde im Leben. Ein paar Träume aus der Kindheit rettete man wohl stets hinüber ins Erwachsenendasein. »Seit seine Frau ihn verlassen hat, ist mit Eberhardt gar nichts mehr anzufangen in puncto Liebe, das habe ich dir ja schon durchs Telefon geflüstert. Versuch deine Künste bloß nicht an ihm, sonst ist eine Niederlage bereits vorprogrammiert. Und je hübscher eine ist, desto argwöhnischer wird er natürlich«, warnte Mike.
    »Hab ich gar nicht vor«, log Laura kühn. »Erst einmal mache ich Urlaub. Renate kommt auch aus München zu ihren Großeltern, und dann werden wir im Hause Pluttkorten mal ordentlich einen drauf machen. Renate will ne Party geben. Du und Eberhardt werdet auch eingeladen. Was sagste nu?«
    »Klappt nie. Eberhardt wird nicht kommen. Kann ich dir gleich sagen.«
    »Wir werden seh'n! Wetten werden angenommen.«
    »Nicht gleich beim ersten Versuch, Schwesterlein. Da wäre ich doch zu sehr im Vorteil.«
    Laura lächelte und strich das lange Haar zurück. »Gib zu, daß er einen Versuch wert ist. Hast du eigentlich was zu essen?«
    »Oh, Verzeihung, Gnädigste, selbstverständlich sind erlesene gekaufte Fleischbällchen mit köstlichem fertigen Kartoffelsalat vorbereitet, vom Chefkoch persönlich empfohlen; als Dessert dachte ich an Sahnejoghurt im Pappbecher, dazu ein vollmundiger Schluck Beaujolais im Wasserglas – naaa? Läuft Ihnen da nicht das Wasser im Mund zusammen?«
    »Bitte, führen Sie mich zu Tisch, mein Herr. Wer könnte standhaft bleiben, wenn solche Genüsse ihn erwarten?!«
    Als er ihr zutrank, sagte er: »Auf einen glücklichen Start, Schwesterlein! Prost auf die Liebe!«
    Sie nahm einen tüchtigen Schluck. »Ich danke dir, Mike! Ich hoffe noch. Prost!«
    »Wie geht's unseren Eltern? Allzu kontaktfreudig sind sie ja nicht gerade.«
    »Du weißt doch, Mike, wenn sie nicht in ihrer Wohnung auf Mallorca weilen, haben sie in Berlin mächtig zu tun. Papa schreibt gerade wieder einen Jagdroman. Mutti macht einen Aerobic-Kurs, spielt Bridge und organisiert in ihrem Damenclub wohltätige Veranstaltungen wie Basare, Konzerte und Bälle. Sie
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