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Die Liebesluege

Titel: Die Liebesluege
Autoren: Sissi Flegel
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meine Eltern, Frau Professor Mori. O, aber das kann ich nicht zulassen, dass sie mein Gepäck ausladen, während ich faul herumstehe.« Schon wollte sie losrennen, als sie Professor Moris Blick traf. »Willkommen in Villa Rosa.« Sie reichte Charly die Hand.
    Charly hielt dem Blick nicht nur stand; sie musterte Madame Mori frei und ungeniert, was die Leiterin anerkennend zu registrieren schien. Elena beobachtete, wie Charlys Vater den Arm um seine Tochter legte und sie liebevoll an
sich zog, während die Mutter die beiden lachend und voller Stolz anschaute.
    Elena versuchte, ihren widerstreitenden Gefühlen Herr zu werden. So warmherzige, so unkomplizierte, so lebhafte Eltern hätte sie sich auch gewünscht! Wie gerne wäre sie so temperamentvoll und offen wie Charly! Das Mädchen musste ein Liebling der Götter, musste mit einer Glückshaut geboren sein, wohingegen sie als Pechmarie zur Welt gekommen war. Wieder fühlte sie, wie ihr Tränen in die Augen traten. Verdammt, was war heute denn nur los mit ihr? Sie zwinkerte das Nasse weg und sah dann zwei Mädchen, die die Auffahrt heraufschlenderten.
    Auch Professor Mori hatte sie gesehen. »Bei uns ist es Sitte, dass einer Neuen eine Patin zur Seite gestellt wird. Hier kommen eure beiden Betreuerinnen«, sagte sie zu Elena und Charly.
    »Wie schön die sind«, sagte Charly ehrfürchtig.
    In diesem Punkt stimmte Elena ihr zu. Die Kleinere, Zierlichere, Schwarzhaarige trug eine feuerrote Jacke, enge schwarze Hosen und Stiefel, die bis übers Knie reichten. Der weiße Mantel der Größeren musste eine Menge Geld gekostet haben. Verlegen kreuzte Elena die Arme vor der Brust und hätte sich am liebsten in sich selbst verkrochen. Ich passe nicht hierher, nie im Leben werde ich in diesem Internat Fuß fassen, dachte sie verzweifelt. Auslachen würden sie alle, fertig machen, niederbügeln, sie würde der Loser des Hauses sein! Warum nur hatte ihr Vater dieses Internat ausgesucht! Es musste doch auch bescheidenere geben!
    Plötzlich wurde ihr klar, weshalb ihr Vater auf diesem Internat bestanden hatte: Er will, dass ich mich hässlich, mies und unterlegen fühle; das ist ihm das viele Geld wert! Elena biss auf ihren Fingerknöchel.

    »Tu das nicht«, sagte die Schwarzhaarige scharf. »Das ist unappetitlich.«
    »So lass sie doch«, entgegnete die Blonde träge. Elena hätte das nett gefunden, wenn sie nicht das boshafte Aufblitzen der blauen Augen bemerkt hätte.
    Professor Mori ging mit scharfem Ton dazwischen:. »Swetlana und Valerie! Ich verlasse mich darauf, dass ihr euren neuen Mitschülerinnen nach besten Kräften helft, bei uns so schnell wie möglich heimisch zu werden. Ihr führt die beiden in ihr Zimmer, und wir«, sie drehte sich zu Charlys Eltern um, »wir unterhalten uns ein paar Minuten.«

Kapitel 3

    »Ihr seht einfach umwerfend aus.« Charlys Bewunderung war nicht gespielt, was Swetlana mit herablassendem Kopfnicken und einem Gegenkompliment quittierte. »Dein Pulli ist schick.«
    »Danke!« Charly strahlte. »Ich finde, er steht mir besonders gut. Er ist absolut neu und hat genau die Farbe, die ich am liebsten mag. Er passt perfekt zu meinen Haaren, meint ihr nicht auch?«
    Charlys Haarfarbe schien Valerie nicht die Bohne zu interessieren. Sie deutete auf das Gepäck. »Kommst du aus Zermatt?«
    »O ja!«
    »Tatsächlich? Dann frage ich mich, weshalb du deine Skier nicht mitgebracht hast. Du fährst doch Ski? Oder Snowboard? Oder beides?«
    »Warum willst du das wissen?« Innerlich zählte Charly bis zehn.
    »Weil sie die beste Skiläuferin des Internats ist und bleiben möchte«, erklärte Lana.
    »Echt? Was ist deine Spezialität? Abfahrt oder Slalom? Welche Pisten sind -« Charly riss sich zusammen, sie räusperte sich. »Ich meine, fährst du hier in diesem Gebiet?«
    »Ich fahre überall und jede Piste. Da du aus Zermatt kommst -«
    »Ach, weißt du«, fiel ihr Charly ins Wort, »mein Vater ist Arzt. Er ist der Ansicht, dass Skifahren überbewertet wird.
Außerdem ist es echt gefährlich: all die Knochenbrüche, die genagelt werden müssen. Die Kopfverletzungen mit bleibenden Schäden …«
    »Und die Todesfälle infolge Lawinenabgang«, ergänzte Valerie spöttisch. »Komisch, deine Eltern sehen ziemlich sportlich aus. Wie kann man nur in Zermatt wohnen und nicht Ski fahren! Schwimmst du wenigstens?«
    »Na klar. Und du? Schwimmst du nur Brust und Kraul, oder auch Schmetterling?«
    »Brust und Kraul. Aber wie ist es möglich, dass du nicht Ski
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